Die enorme Restkraft der Pia Noi Schmid
Ulm / Lesedauer: 3 min

Pia Noi Schmid ist eigentlich eine ganz normale 21-jährige Studentin mit den Interessen, wie sie auch andere Studierende in ihrem Alter haben. In ihrer Freizeit malt und zeichnet sie leidenschaftlich gerne, schon seit ihrer Kindheit. Aber: Pia leidet an SMA , Spinaler Muskelatrophie, Typ 2. Die neurodegenerative Krankheit führt zu Muskelschwund, seit ihrem dritten Lebensjahr sitzt Pia im Rollstuhl. Ihren Lebensmut und Optimismus lässt sich die junge Frau dadurch nicht nehmen.
Muskelerkrankung erschwert es, zu malen
Im RKU, wo sie im Juli ein mehrwöchiges Praktikum im Rahmen ihres Psychologiestudiums absolviert, stellt sie im Erdgeschoss ihre Bilder aus (noch bis Herbst). „Enorme Restkraft – Volume 4“ ist bereits die fünfte Kunstausstellung der 21-Jährigen. Zu sehen sind Werke verschiedenster Stile; sei es nun lustig und bunt oder ruhiger in schwarz-weiß. Umgesetzt sind diese sehr detailreich mit Markern, Wasserfarben, digitalen Utensilien, Bleistift oder einfachen Filzstiften.
„Ich hoffe, dass meine Kunst, die durch meine Restkraft entsteht, andere inspiriert, sie zum Lachen oder Nachdenken bringt. Zudem gehe ich sogar davon aus, dass einiges meiner Restkraft meinem Hobby zu verschulden ist. Malen und Zeichnen als Training, könnte man behaupten“, sagt die junge Künstlerin. Bewusst hat sie die Ausstellung „Restkraft“ genannt, in Anlehnung an ihre Muskelerkrankung, die es ihr schleichend schwerer macht, Pinsel und Zeichenstift zu führen.

Dennoch bleibt Pia Noi Schmid zuversichtlich. „Die SMA ist nur ein Teil von mir. Tatsächlich bin ich Mensch wie jeder andere, daran ändert die SMA nichts“.
Sprecherin für Themen wie Inklusion
Aufgrund ihrer eingeschränkten Kraft hat die Künstlerin nur einen kleinen Arbeitsradius und ihre Zeichnungen sind im Original meist auf eine DIN-A5-Seite beschränkt. Damit die Zeichnungen auch in großen Räumen zur Geltung kommen, werden sie für Ausstellungen groß gedruckt. Dasselbe gilt auch für den Fall, wenn man die eigenen vier Wände mit den Werken der Künstlerin bestücken möchte.
Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit ist die Psychologiestudentin an der Uni Ulm auch Sprecherin für Themen wie Inklusion oder selbstbestimmtes Leben mit Behinderung. „Durch meine Behinderung komme ich mit sehr vielen Menschen in Kontakt, außerdem bin ich von Natur aus eine beobachtende Person, weshalb Psychologie für mich ein passendes Studienfach ist.“
Um ihren Alltag zu meistern, bedarf es eines oder mehrerer Assistenten, die Pia begleiten und unterstützen – egal, ob an der Uni in Vorlesungen, bei Treffen mit Freunden, beim Zeichnen oder bei der Pflege. „Man hilft mir bei jeglichen Dingen, die jemand anderes in meinem Alter eigentlich auch macht.“
Sie sucht nach Assistenten
Derzeit sucht die Studentin nach Assistenten, um ihr Team zu erweitern. Bei Interesse gibt es per E-Mail weitere Informationen ( [email protected] ). Neben Assistenz erfordert der Studentenalltag außerdem Flexibilität. Da Pias Wohnort ländlich gelegen ist, nutzt sie einen rollstuhlgerechten Bus. Die Kosten für diesen Bus übersteigen die Kosten, die eine Studentin ohne Behinderung für Bus, Bahn oder Gebrauchtwagen zu tragen hätte. Auf der Spendenseite Gofundme unter „Wer studieren will, muss rollen!“, sowie per Paypal an [email protected] kann man Pia Noi Schmid unterstützen. Weitere Infos unter www.pianoischmid.de.