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Uniwald-Rodung

Aktivisten werfen Ulm verfehlte Baupolitik vor – Das sagt der Bürgermeister

Ulm / Lesedauer: 3 min

Die Räumung im Eichenwald an der Uniklinik Ulm lässt auch zwei Wochen später die Emotionen hochkochen. Jetzt haben Aktivisten und Verantwortliche miteinander diskutiert.
Veröffentlicht:31.01.2023, 19:00

Von:
  • Andreas Spengler
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Die Räumung und Baumfällung im Eichenwald an der Uniklinik Ulm lassen auch zwei Wochen danach noch die Emotionen hochkochen. Eine Klage gegen die Baumbesetzer läuft noch, gleichzeitig wollen die Klima-Aktivsten gegen die Räumung klagen. Bemerkenswert ist daher, dass sich Aktivisten und Verantwortliche nun gemeinsam auf einem Podium diskutiert haben.

Mit vehementer Kritik gingen die Baumbesetzer den Ulmer Baubürgermeister Tim von Winning an. Das Fällen der Bäume an der Ulmer Uniklinik (SZ berichtete) sei „ein Symbol der Ulmer Baupolitik“ und eine „Kursänderung nicht in Sicht“, sagte Baumbesetzerin Charlie Kiehne. Der Wald in Ulm schwinde immer weiter. Wichtig sei aber, dass keine weiteren Flächen versiegelt werden. Ihr Eindruck sei, dass die Natur im Stadtgebiet „immer den Kürzeren zieht“. Verantwortlich machte sie dabei in erster Linie den Baubürgermeister.

Was der Bürgermeister zu der Kritik sagt

Tim von Winning ging bei der Podiumsdiskussion sachlich auf die Vorwürfe ein. Er verwies darauf, dass in Ulm jedes Jahr zwischen 300 und 400 Bäume gefällt werden, zum Großteil auch, weil sie instabil oder krank sind. Gleichzeitig werde aber auch in ähnlich großem Maße aufgeforstet. „Baum-Erhalt ist aber nicht sakrosankt.“ An die Klimaschützer gerichtet, fragt er: „Hättet ihr gesagt, wir verzichten auf die Straßenbahn, weil auch dafür Bäume gefällt werden müssen?“

Baumbesetzerin Charlie Kiehne entgegnete, für die Straßenbahn könne sie nachvollziehen, dass Bäume gefällt werden mussten. Der Neubau des Klinikgebäudes hätte jedoch auch auf einem Parkplatz entstehen müssen. Dem widersprachen Bürgermeister Winning und Peter Siebenmorgen, Leiter der Unternehmenskommunikation an der Uniklinik Ulm. Es gebe keine Alternative zu diesem Standort. Aktuell freie Parkflächen sowohl in der Wissenschaftsstadt als auch an der Uniklinik dienten unter anderem auch für spätere Erweiterungen der Firmen. Außerdem hätten weder die Stadtverwaltung noch der der Gemeinderat den Bauantrag einfach ablehnen können, da er nicht gegen das Baurecht verstößt.

Wie die Uniklinik weiter verfahren möchte

Peter Siebenmorgen versprach, dass zumindest an der Stelle im Ulmer Uniwald nicht noch weiter in den Bald gebaut werde. „Wir betreiben hier keine Salamitaktik“, sagt er. Der jetzige Standort sei wichtig, um später Tageslicht in den Bau zu lassen. Laut Bebauungsplan hätte die Uniklinik sogar noch weiter in den Wald hineinbauen können. Langfristig sei außerdem geplant, dass der gesamte Klinikbereich am Oberen Eselsberg konzentriert werde und man eng mit dem Bundeswehrkrankenhaus zusammenarbeiten wolle (SZ berichtete). „Das hat enorme Vorteile vor allem auch für die Patienten.“

Charlie Kiehne zeigte sich nach dem Gespräch zufrieden. „Es war wichtig, sich auszutauschen, auch wenn die Argumente oft die gleichen sind.“ Auch künftig wollen die Klimaaktivisten weitere protestieren. Vor allem die Planungen für den Neubau der Adenauerbrücke und das mögliche neue Wohngebiet „Kohlplatte“ bei Söflingen haben sie nun im Fokus. In die Details aber müssten sie sich erst noch einarbeiten. „Uns ist viel daran gelegen, keine Halbwahrheiten zu verbreiten.“