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Gerüchteküche brodelt

Wer steckt hinter dem anonymen Wahlkampf-Video von Kevin Wiest?

Schelklingen / Lesedauer: 6 min

Noch immer brodelt die Gerüchteküche, wer das Video kurz vor der Wahl in Schelklingen produziert haben könnte. So lauten die Vermutungen.
Veröffentlicht:17.11.2023, 13:24

Von:
  • Frederic Schenkel
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Noch einmal ist die Debatte um das anonyme Video aus dem Schelklinger Wahlkampf aufgekommen. Einem Gerücht zufolge sollen einzelne Stadträte selbst Interesse an einer Kampagne gegen den alten und neuen Bürgermeister Ulrich Ruckh gehabt haben.

Die Fraktionsvorsitzenden von CDU und SPD distanzieren sich klar von der Art und Weise der Kritikäußerung und erklären, mit dem Video nichts zu tun gehabt zu haben. Wie auch bei Bürgermeister Ruckh ist der Tenor in den Fraktionen eindeutig: Der Blick müsse nun klar nach vorne gehen.

Das Interesse an so einem Video kam aus dem Gemeinderat.

Jochen Kay

Video war über WhatsApp verbreitet worden

Mehr als einen Monat liegt die Bürgermeisterwahl in Schelklingen zurück ‐ Ulrich Ruckh wurde für weitere acht Jahre im Amt bestätigt. Als einziger Kandidat bekam der alte und neue Bürgermeister Schelklingens etwa 70 Prozent der Stimmen, insgesamt waren etwa 37 Prozent der Bürgerinnen und Bürger zur Wahl gegangen.

Aufsehen erregte im Vorfeld der Wahl ein über den Messenger-Dienst WhatsApp verbreitetes Video, das vermeintliche Missstände in Schelklingen anprangerte und zur Wahl von Oberstadions Bürgermeister Kevin Wiest als neues Stadtoberhaupt Schelklingens aufrief. Am Wahlabend setzten etwa 25 Prozent der wählenden Bürgerinnen und Bürger Schelklingens ihr Kreuz in der „Freien Zeile“ für Kevin Wiest.

Tierarzt spricht von „Interessengemeinschaft“

Im Grunde schien die Debatte um das anonyme Werbevideo wieder zu verschwinden. Doch dann meldete sich der Schelklinger Tierarzt Jochen Kay zu Wort. Kay war nach eigener Aussage Teil einer „Interessengemeinschaft“ in Schelklingen, die gerne Kevin Wiest als Bürgermeister gesehen hätte.

Wir als CDU-Fraktion haben nichts mit dem Video zu tun.

Heinz Zeiher

Wer das Video schließlich gemacht hat, weiß Kay nicht, sagt aber: „Das Interesse an so einem Video kam aus dem Gemeinderat.“ Mehr möchte Kay zu der Wahl-Kampagne nicht sagen ‐ er habe keine Lust, als einziger dazustehen, der sich zur Kampagne bekenne.

CDU-Fraktion stellt sich gegen den Vorwurf

Den Vorwurf, in den Fraktionen könnte Interesse an einem Werbevideo gegen den amtierenden Bürgermeister Ulrich Ruckh bestanden haben, weist Heinz Zeiher, CDU-Fraktionsvorsitzender, deutlich zurück. „Wir als CDU-Fraktion haben nichts mit dem Video zu tun“, sagt er. In aller Deutlichkeit möchte sich Zeiher von der Kampagne distanzieren. „Es waren genug Möglichkeiten da, öffentlich Kritik zu äußern.“

Seine Fraktion benenne bereits seit längerem Themen wie fehlende Infrastruktur oder ein nicht vorhandenes Gewerbegebiet ‐ Themen, die auch im Wahlvideo zur Sprache kommen. Dies bedeute aber nicht, dass die Partei selbst mit dem Werbevideo für Kevin Wiest in Verbindung stehe, so Zeiher. Innerhalb der CDU-Fraktion werde man sich nun über die neuen Vorwürfe austauschen, auch Bürgermeister Ruckh habe er bereits geschrieben, sagt der Fraktionsvorsitzende.

Vor der Wahl gab es Gespräche mit Kevin Wiest

Bestätigen kann Zeiher, dass es im Vorfeld der Wahl ein Treffen zwischen ihm, dem CDU-Stadtrat und zweiten stellvertretenden Bürgermeister Paul Glökler, dem Fraktionsvorsitzenden der Freien-Wähler-Fraktion und dritten stellvertretenden Bürgermeister Michael Strobl, sowie Ingstettens Ortsvorsteher Dieter Schmucker (ebenfalls Freie-Wähler-Fraktion) in Schelklingen gegeben hätte. Hierbei habe man mit Oberstadions Bürgermeister Kevin Wiest gesprochen und ihn gefragt, ob er sich eine Kandidatur in Schelklingen vorstellen könne.

Wichtig ist Zeiher zu betonen, dass es sich hierbei nicht um eine Aktion gegen den alten und neuen Bürgermeister Ulrich Ruckh gehandelt habe. „Eine Wahl ohne Gegenkandidaten ist für mich keine Wahl. Das ist einfach langweilig in einer Demokratie“, erklärt Zeiher seine Bestrebungen, einen zweiten Bewerber für die Stelle des Bürgermeisters von Schelklingen zu finden.

Bereits vor acht Jahren hatte Kevin Wiest als Bürgermeister von Schelklingen kandidiert ‐ damals erreichte er 21 Prozent der Stimmen. Im Rahmen dieses Gesprächs habe er aber schnell deutlich gemacht, dass er für eine weitere Kandidatur nicht bereit stünde, berichtet Zeiher. Damit sei die Sache erledigt gewesen.

Zukunft gewinnt man nicht, indem man zurückblickt.

Ulrich Ruckh

Alles, was dann rund um das Video passiert sei, verurteilt der CDU-Stadtrat deutlich. Mittlerweile sei für ihn das Thema vom Tisch ‐ und ähnlich nehme er das auch bei den Bürgerinnen und Bürgern Schelklingens wahr. „Wir haben genug Probleme, die wir angehen müssen“, sagt Zeiher.

Bürgermeister Ruckh blickt nach vorne

In die Zukunft schauen und aktuelle Probleme angehen ‐ das ist auch die Devise von Schelklingens Bürgermeister Ulrich Ruckh. Am liebsten würde er gar nicht mehr über die Kampagne sprechen, sagt er. Die neuen Vorwürfe, der Gemeinderat könnte hinter dem Wahlvideo stecken, möchte er nicht kommentieren. Sein Blick gehe nach vorne.

„Zukunft gewinnt man nicht, indem man zurückblickt“, erklärt Ruckh. Er sei ein „optimistischer Mensch“ und glaube folglich weiter an eine gute Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat ‐ dem Gremium, in das er nach vielen Streitereien wieder Ruhe gebracht hatte. „Das war mein klarer Auftrag bei meiner Wahl vor acht Jahren“, erinnert sich Ruckh.

SPD-Fraktion distanziert sich von Wahl-Kampagne

Auch Jürgen Haas, SPD-Fraktionsvorsitzender und stellvertretender Bürgermeister, glaubt nicht, dass die Vorwürfe die künftige Zusammenarbeit zwischen Bürgermeister und Gemeinderat belasten könnten. Hier dürfe nicht pauschal gedacht werden, sagt Haas. Wenn überhaupt sei es mit Sicherheit nicht die Mehrheit im Gemeinderat, die ein Video gegen den einzigen Kandidaten Ruckh unterstützt hätte, erklärt der SPD-Fraktionsvorsitzende.

Es waren nicht alle Schelklinger, die so ein Video gemacht haben, sondern ganz wenige.

Jürgen Haas

Insgesamt, so Haas, distanziere sich die Schelklinger SPD deutlich von der Wahl-Kampagne. In der Fraktion sei man der Meinung, dass die Art und Weise der Kritik so nicht in Ordnung sei. „Zeit wäre dagewesen, zu kandidieren und den Bürgern ein Angebot zu machen.“ Insbesondere bedauert Haas, dass durch die Kampagne ein negatives Bild auf die Stadt Schelklingen entstanden sein könnte.

„Es waren nicht alle Schelklinger, die so ein Video gemacht haben, sondern ganz wenige“, sagt Haas. Mittlerweile sei das Thema in der Stadt nur noch unterschwellig vorhanden ‐ viele Menschen hätten ihm gegenüber aber ihre klare Ablehnung gegenüber der Kampagne ausgedrückt. „Wer über den Tellerrand schaut, sieht, dass so etwas kein gutes Bild auf die Stadt abgibt.“

An diesem Punkt setzt auch Ulrich Ruckh nochmals an und erwähnt die Kommunalwahlen im Juni des kommenden Jahres. Für den Fall, dass tatsächlich Unzufriedenheit in der Stadt herrsche, sei dies eine gute Möglichkeit, um Verantwortung zu übernehmen und für einen Platz im Stadtrat zu kandidieren, sagt Ruckh. „Demokratie lebt vom Mitmachen. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt dafür.“