Zwischenfall in Neu-Ulm
Mann wirft Stein auf Spitzenpolitiker der Grünen: Video zeigt Angriff
Neu-Ulm / Lesedauer: 3 min

Dennis Bacher
Bei einer Wahlkampfveranstaltung der Grünen am Sonntagabend in Neu-Ulm ist ein Stein auf zwei Spitzenkandidaten der Partei für die bayerische Landtagswahl geworfen worden. Ein Video (siehe unten ab Minute 30) zeigt den Vorfall, die Polizei bestätigte den Steinwurf auf Anfrage von Schwäbische.de.
Ludwig Hartmann, Fraktionsvorsitzender der Grünen im bayerischen Landtag, und die Grünen-Abgeordnete Katharina Schulze präsentierten sich am Sonntag gerade dem Publikum auf dem Petrusplatz in Neu-Ulm, als gegen 19 Uhr plötzlich ein Stein in ihre Richtung flog. Er verfehlte sein Ziel offenbar nur knapp.
Katharina SchulzeDas war kein Steinwurf auf uns, sondern auf die demokratischen Werte.
Schulze sieht "Verrohung" im Wahlkampf
„Das war schon ein Schock, gut, dass niemanden etwas passiert ist“, schreibt Katharina Schulze am Montag auf Anfrage von Schwäbische.de. „Mit Sorge sehe ich die zunehmende Verrohung in diesem Wahlkampf.“
Beleidigungen, Bedrohungen und Störungen seien bei derartigen Veranstaltungen „leider schon fast Alltag“ geworden, so die Abgeordnete weiter. „Aber Steine werfen? Das hat mit Protesten oder Unzufriedenheit nichts mehr zu tun.“
Video zeigt Steinwurf und Festnahme
Schulze und Fraktionschef Hartmann reisen aktuell im Zuge ihrer Wahlkampftour durch Bayern und machten dafür am Sonntagabend auch Halt in Neu–Ulm.
Der Auftritt des Grünen-Spitzenduos auf dem Petrusplatz wurde von lauten Pfiffen und Buhrufen begleitet, wie ein Video der Veranstaltung zeigt, das seit Sonntagabend in sozialen Netzwerken kursiert.
Die Bilder zeugen auch davon, wie sich etwa 30 Minuten nach Beginn des Abends ein Mann mit Spruchband unter dem Arm zielstrebig dem Podium nähert und dann plötzlich einen Gegenstand auf die Bühne wirft. Die Polizei bestätigte inzwischen, dass es sich bei dem Wurfgeschoss um einen Stein handelte, der wohl nur knapp an den Rednern vorbeiflog.
„Wir sind heute hier, um miteinander zu reden, und nicht um Steine auf eine Bühne zu schmeißen“, reagiert Katharina Schulze in dem Video sichtlich schockiert, während der Werfer von zwei Polizisten abgeführt wird. „Das hat mit Demokratie einfach mal gar nichts zu tun.“
Verdächtiger leistete Widerstand
Die Polizei konnte einen 44–jährigen Tatverdächtigen sofort aufgreifen und auch abführen, wie ein Sprecher des Präsidiums am Montag mitteilte.
Die Festnahme des Mannes verlief aber offenbar nicht ohne Widerstand: Er soll sich gegen seine Abführung gewehrt und dabei zwei Beamte leicht verletzt haben.
Gewalt sei „niemals ein adäquates Mittel der politischen Auseinandersetzung“, schreibt Katharina Schulze tags darauf. „In einer Demokratie sollten inhaltliche Auseinandersetzungen mit Worten und nicht mit Steinen oder anderen Waffe geführt werden."
"Wir sind dann stark als Land, wenn wir miteinander um die besten Lösungen ringen, mit Anstand und Respekt und auf Grundlage von Fakten. Teile der Gesellschaft haben diesen Grundsatz aufgekündigt. Das ist fatal", so die Grünen-Politikerin.
Als Partei wolle man sich „gegen den Rechtsrutsch stemmen“ und „unsere Demokratie verteidigen.“ Katharina Schulze ist überzeugt: „Das war kein Steinwurf auf uns, sondern auf die demokratischen Werte. Diese sollten auch einige unsere Mitbewerber verteidigen, anstatt selbst Öl ins Feuer zu gießen.“
Ermittlungen gegen 44–Jährigen laufen
Gegen den mutmaßlichen Steinwerfer wird nun wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung sowie eines Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz ermittelt, wie die Polizei auf Anfrage erklärt. Der 44–Jährige soll bereits wegen ähnlicher Delikte polizeibekannt sein.
Die Landtagswahlen in Bayern finden am 8. Oktober statt.