Die SZ hat es schon vor einigen Wochen angekündigt, nun ist es offiziell: Das seit März laufende Verfahren gegen Rudolf Kaiser wurde eingestellt. Dies teilte die Staatsanwaltschaft gestern mit.
Zwar haben die Ermittlungen eine „distanzlose Annäherung“ des ehemaligen Munderkinger Pfarrers gegenüber Kindern ergeben, strafbare Missbrauchshandlungen jedoch seien, so der Ravensburger Staatsanwalt Karl-Josef Diehl , keine festgestellt worden. Anklage wird nicht erhoben.
Die Akte Rudolf Kaiser ist geschlossen. In Munderkingen schon seit längerer Zeit. Denn der suspendierte Pfarrer hatte angekündigt, sein dortiges Amt nicht mehr antreten zu wollen. Auch Hans Schlenker, der zweite Pfarrer in der Seelsorgeeinheit Donau-Winkel, wird diese verlassen.
Wo Rudolf Kaiser künftig eingesetzt wird, ist derzeit noch unklar. Entscheiden muss dies Bischof Gebhard Fürst. „Der Bischof wird eine Entscheidung treffen, die keine weiteren Irritationen verursacht“, sagte Thomas Broch, der Pressesprecher der Diözese.
Viele Zeugen und mutmaßlich Betroffene sind im Zuge der Ermittlungen in den vergangenen Monaten vernommen worden, unter ihnen vier Brüder aus der vorherigen Gemeinde des beschuldigten Geistlichen bei Wangen im Allgäu. Der heute 58-Jährige unterhielt zwischen 2005 und 2008 eine sehr enge Beziehung zu den Geschwistern, im Speziellen zum ältesten, einen heute 16-Jährigen. „Positiv formuliert kann man sagen, dass der Beschuldigte ein sehr vertrautes Verhältnis zu den Brüdern gepflegt hat“, sagte Staatsanwalt Diehl. Gepflegt wurde dieses bei Ausflügen, die die Kinder mit dem Pfarrer unternahmen, jedoch auch im häuslichen Bereich. Auf sexuellen Missbrauch lassen die Ermittlungsergebnisse, so Diehl, aber nicht schließen. Hinweise, dass es in Munderkingen ähnliche Vorfälle gab, liegen der Staatsanwaltschaft keine vor. Zumal es Kaiser nach einer Auflage verboten war, in Munderkingen mit Kindern zusammenzuarbeiten.
Anzeige der Diözese
Rudolf Kaiser selbst hat die gegen ihn vorgebrachten Anschuldigungen immer als „Gerüchte“ bezeichnet.
Und Gerüchte über angeblich unkoscheres Verhalten des Geistlichen kursierten schon seit mehreren Jahren. Gesammelt lagen sie der Diözese sogar in einer Akte „Kaiser“ vor. Und das Bischöfliche Ordinariat war es auch, das die Ermittlungen mit einer Anzeige gegen Kaiser ins Rollen brachte. Da war er gerade vier Monate als Munderkinger Pfarrer im Amt. Ein Höhepunkt der Ermittlungen war die Hausdurchsuchung im Pfarrhaus im Sommer 2010.
Auch eingestellt wurde mittlerweile ein Verfahren, bei dem ein heute 40-Jähriger den Pfarrer beschuldigte, ihn Anfang der 80er bei einer Freizeit in Südtirol missbraucht zu haben. Diese Vorgänge sind verjährt.
Blick nach vorne
Ob Rudolf Kaiser in Munderkingen einen Abschied feiern kann, hänge in erster Linie von ihm selbst ab, sagte Adolf Fröhner, zweiter Vorsitzender der Kirchengemeinde. „Ich weiß gar nicht, ob er das möchte“, sagte Fröhner. Kontakt bestehe derzeit nicht.
Wie viele andere Katholiken in Munderkingen blickt Fröhner nun nach vorne. Derzeit läuft die Bewerbungsphase um die beiden Pfarrersstellen in der Seelsorgeeinheit. Schon Ende März könnten die neuen Pfarrer feststehen. Dann findet die Vergabesitzung in Rottenburg statt.