StartseiteRegionalRegion Ulm/Alb-DonauLaichingenSo stehen die Chancen für einen Ausbau des Albaufstiegs

Verkehr auf der A8 wird immer mehr

So stehen die Chancen für einen Ausbau des Albaufstiegs

Laichingen / Lesedauer: 7 min

Laichingen und Merklingen pochen auf den Ausbau der Anschlussstellen. Bisher sind sie damit allerdings nicht sehr erfolgreich. Diese Möglichkeiten haben sie noch.
Veröffentlicht:23.09.2023, 17:00

Von:
  • David Drenovak
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Das Planfeststellungsverfahren für den Albaufstieg, beziehungsweise den sechsspurigen Ausbau der Autobahn 8 im Bereich von Lämmerbuckel und Drackensteiner Hang, wurde erstmals 2004 beantragt. Jetzt liegt nach zahllosen Umplanungen, Erörterungsterminen und Debatten die fünfte Planänderung auf dem Tisch, zu der auch die Kommunen der Region Stellung nehmen sollen.

Mittlerweile ist die Zuständigkeit für das Verfahren vom Regierungspräsidium Tübingen zur Autobahn GmbH Südwest gewechselt. Merklingen und Laichingen pochen in ihrer Anhörung auf den Ausbau der Anschlussstellen Merklingen und Hohenstadt, um dem weiter steigenden Verkehr gerecht zu werden. Doch die Verantwortlichen signalisieren schon jetzt, dass dies, zumindest vorerst, ein frommer Wunsch bleiben wird.

Autobahn GmbH Südwest bringt das Thema erneut in den Gemeinderat

Der Albauf- beziehungsweise -abstieg der Autobahn 8 ist das wohl größte Verkehrsprojekt in Sachen Straßenbau, was die Laichinger Alb und den Alb-Donau-Kreis in den kommenden Jahren betreffen wird. Denn über eine der beiden großen Nord-Süd-Achsen (die andere ist die A7) wird nicht nur der meiste Güterverkehr für die Region und weit darüber hinaus geführt, auch was den Personenverkehr angeht, ist die A8 nicht nur in den Urlaubszeiten gerne genutzt.

Lämmerbuckel und Drackensteiner Hang markieren dabei immer noch ein Nadelöhr, das schnellstens modernisiert gehört, so zumindest die Meinung der Anrainer und des Landes Baden-Württemberg. Während die Bundespolitik und im speziellen Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) das Projekt in ihrer vor nicht allzu langer Zeit erschienenen Priorisierungsliste nicht aufgenommen hat, versucht nun zumindest die zuständige Autobahn GmbH Südwest das Planfeststellungsverfahren voranzutreiben. Die brachte das Projekt auch wieder auf den Ratstisch in Laichingen und Merklingen.

Der Gemeinderat Laichingen hat bereits fünfmal über dieses Planfeststellungsverfahren beraten, zuletzt im März des vergangenen Jahres. Obwohl nach diversen Erörterungsterminen zahlreiche neue Betrachtungen und Hinweise für Veränderungen sorgten und in die vierte Auslegung mit einflossen, kam es auch in der vierten Planänderung, die Anfang 2022 auslag, wieder zu zahlreichen Eingaben.

Grundlage der nun fünften Planänderung sind vorrangig Untersuchungen und Prognosen zu den Bereichen Verkehr, Schall, Erschütterungen und Luftschadstoffe sowie der landschaftspflegerische Begleitplan, die Dokumentation ergänzender faunistischer Kartierungen und der aktualisierte Fachbeitrag nach Wasserrahmenrichtlinie. Die technische Planung mit Lage- und Höhenplänen sowie die Grunderwerbsunterlagen entsprechen weitestgehend der vorhergehenden Version. Auch die Trassierung der A 8 und der nachgeordneten Straßen bleibt im Vergleich zur vierten Planänderung unverändert.

Entsprechend stimmt der Laichinger Gemeinderat auch dieser Planung zu, bleibt aber bei seinen Forderungen, wie beispielsweise, dass bei der Anschlussstelle Hohenstadt ein vollwertiger Anschluss mit Zu- und Ausfahrten in beide Fahrtrichtungen nach München und Stuttgart geplant und hergestellt wird. Grund dafür soll eine Entlastung der Anschlussstelle Merklingen sein, wo sich zu Stoßzeiten der Verkehr teilweise bis nach Machtolsheim zurückstaut (ausführliche Erklärung siehe Kasten ganz unten).

Untersuchung hat neues Gewerbegebiet nicht berücksichtigt

Bisher sahen die Verantwortlichen keinen Grund, die Eingaben der Gemeinden auf der Alb zu berücksichtigen. Die Ausführungen in der aktuell vorliegenden Verkehrsuntersuchung bekräftigen jedoch die Argumentation des Gemeinderats aus dem Jahr 2022 im Hinblick auf die Überlastung der zubringenden Landessstraße L 1230 und der Anschlussstelle Merklingen. Allerdings berücksichtigte die Verkehrsuntersuchung nicht, dass durch das zukünftige interkommunale Industrie- und Gewerbegebiet nördlich der Anschlussstelle Merklingen ein zusätzliches und bedeutsames Verkehrsaufkommen mit einem hohen Anteil an Schwerlastverkehr entstehen wird.

Aufgrund der ermittelten Verkehrsströme sieht man keinen Grund etwas zu verändern.

Bürgermeister Klaus Kaufmann

Stadtrat Reiner Fink (BWV) wandte sich für seine Fraktion direkt an Bürgermeister Klaus Kaufmann und fragte, welche Möglichkeiten Gemeinderat und Kommune hätten, wenn die Einwendungen erneut abgelehnt würden. „Was machen wir dann, schalten wir unsere Bundestagsabgeordneten ein oder haben wir noch andere Optionen?“ Kaufmann antwortete ernst und durchaus ein wenig ernüchtert: „Ich habe bereits versucht, alle möglichen Hebel in Bewegung zu setzen, aber die sind bisher alle starr geblieben. Aufgrund der ermittelten Verkehrsströme sieht man keinen Grund etwas zu verändern. Allerdings hat man mir versichert, dass alles so geplant wird, dass auch hinterher noch ausgebaut werden könne.“ Zudem sei ihm zugesagt worden, dass die Situation an der Anschlussstelle Merklingen erneut überprüft werde und im Falle der Notwendigkeit bauliche Lösungen gesucht würden.

Merklingen steht dem Ausbau positiv gegenüber

„Es war übrigens auch auf politischer Ebene kein Mitstreiter zu gewinnen, der uns unterstützt, damit wir eine Verbesserung für unsere Bevölkerung erreichen“, stellte Kaufmann fest. Ein weiterer Punkt sei beispielsweise, dass immer behauptet werden, dass alle Strecken rund um den Albaufstieg schnee- und eisfrei gehalten würden. Auch das werde nicht erreicht, was am Ende wieder dazu führe, dass sich Lastwagen querstellten und ein Verkehrschaos vorprogrammiert wäre. „Auch wenn das immer wieder gesagt wird, sorgt es nicht dafür, dass das auch so ist.“

Unterstützung bekam Kaufmann von Bernhard Schweizer. „Der Bahnhof hat uns gelehrt, dass wir die eine oder andere Stellschraube haben. In drei Jahren oder so, könnte das bei dem einen oder anderen Politikern einen Sinneswandel herbeizuführen“, so der LAB-Fraktions-Chef, der damit auf die anstehenden Landtagswahlen anspielte. Die Gemeinde müsse ihre Anliegen öffentlich kommunizieren und den Entscheidungsträgern klarmachen, dass die Bevölkerung das so will. „Wir werden nicht müde werden, das auch denjenigen immer wieder zu sagen, wenn sie bei Besuchen in Laichen immer wieder große Sprüche machen“, so Schweizer.

Auch in Merklingen beschäftigten sich die Ratsmitglieder noch einmal mit dem Ausbau der A8. Hier war man sich einige, dass noch einmal auf einen entsprechenden Ausbau des Schallschutzes in der Stellungnahme hingewiesen werden müsse. Ansonsten standen die Ratsmitglieder dem Ausbau sehr positiv gegenüber und hoffen, dass dieser nun auch wirklich kommt.

Albauf- und -abstieg auf der A8

Das fordert Laichingen

Bei der AS Hohenstadt soll ein vollwertiger Anschluss mit Zu- und Ausfahrten in beide Fahrtrichtungen nach München und Stuttgart geplant und hergestellt werden. Der bisher vorgesehene Halbanschluss wird den zukünftigen verkehrlichen Bedürfnissen und den zukünftigen Verkehrsbelastungen nicht gerecht. Bereits heute ist die zubringende Landessstraße 1230 zur Anschlussstelle Merklingen massiv überlastet, die Kraftfahrzeuge stauen sich sehr oft kilometerlang zurück bis nach Machtolsheim. Dadurch entstehen wohngebietsbelastende Ausweichverkehre von Blaubeuren nach Merklingen auf den Gemeindestraßen in Machtolsheim und sogar auf beschränkt öffentlichen Feldwegen in Richtung Merklingen. Die Ausweichverkehre setzen sich nach Merklingen auf der ehemaligen Ortsdurchfahrt der L 1230 bis nach Norden zur Anschlussstelle an die A8 fort. Im Januar 2022 hat das Landratsamt Alb-Donau-Kreis eine Querschnittszählung auf dieser Ausweichstrecke veranlasst. Dabei stellte das beauftragte Ingenieurbüro fest, dass die Verkehrsbelastung bei rund 1100 Kfz/24h lag und in den Sommermonaten bei voraussichtlich knapp 1500 Kfz/24h liegen wird. Aus den Tagesganglinien wird deutlich, dass das Verkehrsaufkommen maßgeblich vom Berufsverkehr geprägt wird. Die Überlastung der L 1230 als Zubringer wurde mit der Inbetriebnahme des Bahnhofs Merklingen im Dezember 2022 und wird mittelfristig durch das dort geplante interkommunale Gewerbegebiet weiter massiv verstärkt und die Ausweichverkehre werden auf dem nachgelagerten Straßennetz in Machtolsheim und Merklingen noch gewaltig zunehmen. Die Ausweichverkehre heben in zunehmendem Maße die Entlastungswirkungen der beiden in den 2000er-Jahren gebauten Landesumgehungsstraßen im Süden von Machtolsheim und im Westen von Merklingen wieder auf. Die L1230 muss daher vom Verkehrsaufkommen aus Richtung Laichingen entlastet werden. Dies kann nur durch einen vollwertigen Anschluss bei der AS Hohenstadt sichergestellt werden.