Adelsgeschlecht
Er brachte die Renaissance nach Meßkirch
Meßkirch / Lesedauer: 3 min

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Vor 500 Jahren, am 19. Februar 1519, wurde Froben Christoph von Zimmern auf dem Schloss Mespelbrunn im Spessart geboren. Trotz des schwierigen Verhältnisses zu seinem Vater, trat er nach dessen Tod an die Spitze seines Adelsgeschlechts und prägte Meßkirch wie kein anderer.
Sein Geburtsort Mespelbrunn ist heute eine Kleinstadt im Landkreis von Aschaffenburg. Er hatte mehrere Geschwister, seine Eltern waren Johann Werner von Zimmern und Katharina von Erbach. Der Vater, der zwischenzeitlich an der Rückeroberung Meßkirchs mit einer Burganlage aus dem 14. Jahrhundert beteiligt war, sorgte zunächst für eine humanistische Erstunterrichtung des Jungen und gab ihn dann zur weiteren Ausbildung nach Aschaffenburg, wo er in der Obhut der Gräfin von Werdenberg, seiner Großmutter, auf ein Universitätsstudium vorbereitet wurde. Nach seiner Rückkehr auf die Güter der Familie mied er den Vater, ehe er mit einem Bruder in Tübingen das Studium begann. Die nächsten Studienorte waren ab 1534 Straßburg, Bourges, Köln, Löwen und schließlich Paris. Ihn interessierten vor allem Literatur und Geschichte. Das schlug sich 1540 im „Liber rerum Cimbriacarum“ nieder, einer Geschichtsschrift in lateinischer Sprache. Danach weilte der junge Graf mit seinem jüngeren Bruder Gottfried in Angers und Tours, wo er an alchimistischen Experimenten teilnahm und schwer erkrankte. Nach der Genesung und einem Heimataufenthalt setzte er seine Studien in Speyer fort.
Graf Froben Christoph von Zimmern mied weiter den Vater, mit dem er sich offenbar nicht verstand, wurde der Lieblingsneffe des söhnelosen Onkels Gottfried Werner von Zimmern, dem er in dessen größeren Besitz in der Folge als Kanzler diente, und heiratete 1544 Kunigunde von Eberstein. 1547 nahm er am Reichstag zu Augsburg teil, ein Jahr später, 1548 starb sein Vater. Graf Froben Christoph von Zimmern sicherte sich das gesamte väterliche Erbe, erreichte einen Erbverzicht seiner Brüder, zahlte die Mätresse des Vaters aus und richtete die Verwaltung des ererbten Besitzes neu ein. 1549 wurde sein unter zehn Töchtern einziger Sohn Wilhelm geboren. Nachdem sein Onkel Gottfried Werner 1554 nach einem Schlaganfall gestorben war, sicherte sich der Graf Froben Christoph erneut das alleinige Erbe.
Damit konnte er die Vorstadt von Meßkirch mit Weißenburg sowie Spital ausbauen, ein Vorhaben, das er schon um 1550 begonnen hatte, unternahm anlässlich der Heirat seines Schwagers 1556 eine Flandernreise und begann 1557 einen spektakulären Schlossneubau in Meßkirch. Es entstand die erste Vierflügelanlage nach italienischem Vorbild nördlich der Alpen. Parallel setzte er die Eintragungen in der schon früher begonnenen „Zimmerschen Chronik“ fort, die letztlich zu einem gewaltigen Geschichtswerk gedieh. Der Graf realisierte auf 1567 Folioseiten eine lückenlose Genealogie seines Adelshauses und leitete seine Familie von den Kimbern her. Er schöpfte neben der Berücksichtigung weniger Urkunden vor allem aus mündlichen Überlieferungen. Aus der Chronik, die er wohl bis zum letzten Atemzug bediente, geht hervor, dass er 1565/66 noch eine Italienreise unternahm, wohl ein lange gehegter Lebenstraum.
Nach seiner Rückkehr starb Graf Froben Christoph von Zimmern am 27. November 1566 in Meßkirch, seiner aufstrebenden Residenz. Er wurde nur 47 Jahre alt – seine Frau überlebte ihn um 34 Jahre. Das Zimmersche Erbe übernahm nach dem Tod des Geschichtsschreibers sein einziger Sohn Wilhelm. Mit dessen söhnelosem Tod 1594 starb die Adelsfamilie im Mannesstamm aus. Dank Schloss und Chronik ist der Name Zimmern auch heute noch in Meßkirch geläufig.