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Ortsschild

Warum Deppenhausen Deppenhausen heißt

Ehingen / Lesedauer: 3 min

Viele Ortsnamen gehen auf ihre ehemalige Ortsgründer und Fürsten zurück
Veröffentlicht:25.08.2015, 18:09

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Ein bis zwei Mal im Jahr verschwindet nachts das Ortsschild von Deppenhausen: Als Souvenir hängt das Schild mit dem witzigen Ortsnamen dann vielleicht in irgendeiner Wohnung an der Wand.

Viele Ehinger Teilorte tragen Namen, bei deren Erklärung „der Fantasie Tür und Tor geöffnet sind“, sagt Hermann Wax, der sich intensiv mit dem Schwäbischen und dessen Begriffen beschäftigt hat. Doch hinter vielen Namen steckt vor allem eines: Geschichte. Ein Überblick.

Als das kleine Dorf Deppenhausen gegründet wurde, habe die Siedlung noch anders gehießen. Die Merowinger hätten den Ort schlicht nach ihrem Häuptling benannt, der laut Überlieferung Dagobert oder Dagobald hieß. Streng genommen müsste das Dorf also Dagobertshausen heißen. Um 1375 wurde, laut Hermann Wax, die Siedlung dann als Dappenhausen und erst rund 200 Jahre später als Deppenhausen bekannt.

„Warum sich der Name von Dappenhausen auf Deppenhausen geändert hat, weiß keiner. Es kann aber sein, dass der eine Buchstabe umgelautet wurde“, erklärt Wax, der ähnliches auch über Dintenhofen , der Siedlung des Tinto berichtet.

Mythen ranken sich auch um den Namen Schlechtenfeld . „Früher hieß es, dass das Dorf in einem schlechten Feld angesiedelt sei“, sagt Hermann Wax. Doch statt schlecht habe das Wort früher eigentlich „sleht“ geheißen, was so viel bedeute wie „eben“ oder „sanft“. „Hier floss früher die Donau und hat das Tal geschliffen. Daher stammt der Name“, so Wax. Und Schlechtenfeld müsste somit heute eigentlich Sanftfeld heißen.

Von Nasgenstadt heißt es oft, dass der Teilort „mit der Nase zur Stadt Ehingen hinzeige“, weiß Hermann Wax. Doch im Althochdeutschen seien Nazza Brennnesseln gewesen, auf die auch die Fasnetgruppe „Nesselweiber“ zurückgehe. „Es könnte sein, dass die Nesseln auf Stricke zurückgehen, die früher aus den Pflanzen dort gedreht wurden“, schätzt Wax.

Bereits 1091 ist das Dorf Kirchen zum ersten Mal in Dokumenten erwähnt. Ursprünglich als „Cilichheim“ bekannt, habe sich das „heim“ im Namen zur simplen Endung „en“ ausgeschliffen und aus Cilich, der Stelle an dem das Gotteshaus stand, sei Kirch geworden, hat Wax recherchiert.

Noch nicht ganz geklärt sei jedoch, warum die Wolfert-Anlagen in Ehingen so heißen, wie sie heißen. Zwei mögliche Theorien hat Hermann Wax zu diesem Namen. „Entweder ist hier der Heilige Wolfgang Namenspatron oder es gab früher besonders viele Wölfe in der Gegend.“ Tierisch ging es auch im Rosengarten zu, der ursprünglich nicht durch schöne Rosen, sondern durch Pferde beziehungsweise Rösser bekannt geworden sei – als „Rossgarten“. „Dieses Phänomen heißt Volksethymologie. Wörter und deren Bedeutung werden umgedeutet“, erklärt Wax als Spezialist auf diesem Gebiet.

Ähnlich verhalte es sich mit dem Schlaufenbühl , das ursprünglich als Schlafenbühl, also als Hügel, auf dem schlafbringende Pflanzen wachsen, bekannt geworden sei. „Hier wuchsen Kuhschelle und Anemone, giftige Blumen“, erklärt Wax.