Ehingen
Silke Jellinghaus gibt Helene Lange eine Stimme
Ehingen / Lesedauer: 3 min

Barbara Körner
(kö) — Helene Lange ist eine große Frauenrechtlerin, die sich für die Bildung von Mädchen eingesetzt hat, viele Mädchengymnasien in Deutschland sind nach ihr benannt worden. Sie galt als die wichtigste Vertreterin des gemäßigten Flügels der Frauenrechtsbewegung im 19. und dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Ein Jahr lang war die gebürtige Oldenburgerin als Haustochter in einem Pfarrhaushalt in Eningen bei Reutlingen. Über ihre Erlebnisse da und die Verbindung mit der Pfarrerstochter Marie und eine Reflektion der beiden am Lebensende hat die Lektorin und Autorin Silke Jellinghaus ein Buch geschrieben
Silke Jellinghaus kommt aus Munderkingen, hat 1994 am Johann–Vanotti–Gymnasium Abitur gemacht, hieß damals aber noch Silke Schlawin. In Tübingen und später in München hat sie Englisch und deutsche Literatur und Philosophie studiert. Als sie in New York in einem Verlag gearbeitet hat, wusste sie gleich „das ist meine Welt“. Sie arbeitete als Lektorin beim Ullstein und Rowohlt Verlag erst in Berlin dann in Hamburg. Dort lebt sie heute mit ihrer Familie, zu der inzwischen drei Kinder gehören. Sie hat sich inzwischen selbständig gemacht, hat Bücher von Bestsellerautorin Jojo Moyes ins Deutsche übersetzt und mit „Helenes Stimme“ jetzt ihr drittes Buch geschrieben. Das erste war eine Weihnachtsgeschichte aus dem Obstbaugebiet bei Hamburg „Weihnachten im Alten Land“. Das andere ein Roman über Karen Blixen „Ein dänischer Winter“. Alle sind unter ihrem Künstlernamen Sanne Jellings erschienen. „Ich hatte immer vor ein Buch über frühere Frauenfiguren zu schreiben“ sagte sie zur „Schwäbischen Zeitung“. In Eningen kennt sich Silke Jelllinghaus gut aus, war dort viel bei ihren Großeltern zu Besuch, es war das größte Dorf im Königreich Württemberg. Helene Lange sagte über ihr Jahr im Pfarrhaushalt dort: „das Jahr hat mich zur Frauenrechtlerin gemacht“. Der Hausherr, ein Pfarrer, war hoch gebildet und hatte gute Verbindungen zur Universität Tübingen. Die 16–jährige Helene kam aus einer liberalen weltoffenen gut betuchten Kaufmannsfamilie in Oldenburg, hatte viel gelesen und kaum Pflichten im Haushalt, man hatte Personal. Das alles war im schwäbischen Pfarrhaus ganz anders. Die Tochter Marie und auch Haustochter Helene mussten überall mit anpacken. Bei Tisch wagten sie nicht das Wort zu ergreifen, es sprachen nur der Hausherr und seine männlichen Gäste. Das war bei Helene zuhause ganz anders. Damals hatten Frauen kaum Möglichkeit sich Bildung zu verschaffen, eine Erbschaft machte es Helene Lange möglich, sich privat zur Lehrerin ausbilden zu lassen, ein Universitätsstudium war Frauen damals nicht möglich. Ihr Leben lang kämpfte Helene Lange für die Bildung und die Rechte von Frauen. In ihren späteren Jahren wurde sie Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft.
Über Marie, ihre Freundin aus Eninger Tagen, ist wenig bekannt, sie wagte es nie, ihre Stimme zu erheben. Am Ende ihres Lebens begegnet der Leser von „Helenes Stimme“ beiden Frauen wieder. „Ich habe das Buch meinen beiden Töchtern, die auch Helene und Marie heißen, gewidmet“ sagte Silke Jellinghaus bei einem Gespräch mit der SZ in der Buchhandlung Osiander. Das Buch umfasst 204 Seiten und ist im Rowohlt/Kindler Verlag erschienen.