Zum Welt-Toiletten-Tag
Eklig: Schwäbische.de testet öffentliche Toiletten in der Region
Ehingen / Lesedauer: 8 min

Gerne gehen die Wenigsten aufs öffentliche Klo. Doch egal ob beim Einkaufen oder auf dem Heimweg: Manchmal pressiert es und dann geht es nicht anders. Die Stadt Ehingen stellt vier öffentliche Toiletten in der Innenstadt zur Verfügung ‐ am Kiosk am Busbahnhof, am Rathaus, in der Tiefgarage Lindenhalle und an der Tiefgarage Tränkberg. Zum internationalen Welttoilettentag am Sonntag, 19. November, haben wir uns diese einmal angesehen.
Von Uringeruch und Stalaktiten im Rathaus-WC
Ein öffentliches WC gibt es direkt beim Rathaus, es kann kostenlos genutzt werden. Für Rollstuhlfahrer führt eine Rampe zu den Türen hinunter. Der Uringeruch in der Männertoilette ist penetrant und auf die Dauer kaum auszuhalten.
Die Pissoirs und die Kloschüssel sind aus Metall. Setzen möchte man sich hier auf keinen Fall. Zumal es hier auch alles andere als sauber ist.

Besonders auffällig sind die gelb-braun-weißen Ablagerungen, die vom Pissoir bis auf den Boden reichen. Lange dauert es sicher nicht mehr, bis sich hier Stalaktiten bilden. Ebenfalls unerfreulich: An der Wand neben dem Klo ist ein rotes Hakenkreuz aufgemalt. Wenigstens gibt es Wasser und Seife zum Händewaschen und auch der Handtrockner funktioniert.

Stalaktiten werden sich auf der Damentoilette eher nicht bilden, setzen möchte man sich hier aber lieber auch nicht, dazu lädt die Metallschüssel nicht unbedingt ein. Da es sich hier jedoch auch um das behindertengerechte Klo handelt, lässt sich das für einige Toilettenbesucher nicht vermeiden.
Zwar ist auch hier der Geruch von Urin nicht zu verdrängen, doch ist atmen weiterhin möglich. Auch fließendes Wasser, Seife und ein Handtrockner sind hier vorhanden.
Kellergeruch in der Tiefgarage
Wer vor einem der öffentlichen WCs in Ehingen steht und dieses lieber nicht besuchen will, den leiten rote Schilder zu den nächsten Möglichkeiten, sich zu erleichtern. Vom Rathaus aus gesehen ist es die öffentliche Toilette beim Lindenplatz. Schilder weisen hier den Weg die Treppe hinunter.
Auf den Toilette riecht es nicht nach Urin, dafür aber etwas nach Keller. Auch ist das Licht etwas düster. Der direkte Vergleich zeigt: In den Räumen am Rathaus war es wesentlich heller.

Das Waschbecken wirkt sehr sauber und Seife sowie Papiertücher sind vorhanden. Um das große Geschäft zu verrichten, muss man bei den Herren zehn Cent einwerfen. Zwar hat hier jemand die Klobürste nicht benutzt, auch wenn das sicher besser gewesen wäre und Klopapier schwimmt noch im Wasser. Ansonsten ist der Zustand aber okay, immerhin gibt es sogar eine Klobürste und eine richtige Klobrille, auf der man Platz nehmen kann. Dafür: Daumen hoch!
Auf den Toiletten für Frauen funktioniert nur einer der beiden Münzzähler ‐ auf dem linken der beiden Klos müssen also keine zehn Cent bezahlt werden. Sauber sind die beiden Toiletten alle beide. Neben genug Klopapier befindet sich auch jeweils eine Klobürste neben der Schüssel, das ist in allen öffentlichen Toiletten in Ehingen der Fall.

Auffällig ist jedoch ebenfalls bei allen öffentlichen Toiletten in Ehingen: Neben den Toiletten befinden sich keine Mülleimer. Periodenartikel können nur neben dem Waschbecken entsorgt werden. Das befindet sich jedoch meist im Vorraum.
Es gibt unterschiedliche Eintrittspreise
Auch im Untergeschoss der Tiefgarage Lindenplatz gibt es eine öffentliche Toilette. Hier ist der Kellergeruch wirklich penetrant, schon fast modrig. Eigentlich muss man auch hier zehn Cent fürs große Geschäft zahlen, doch jemand hat die Tür auf der Männertoilette aufgeklemmt. An der Decke über der Kloschüssel prangt wieder ein Hakenkreuz ‐ auch wenn es so aussieht, als wurde schon versucht, es zu entfernen.
Wasser, Seife und Papier sind verfügbar. Die Wände auf den Frauentoiletten sind hingegen nicht beschmiert, allerdings muss man hier wieder zehn Cent für die Benutzung der Toilette bezahlen. Ein Holzstück ist allerdings in der Ecke hinter der Tür zu finden ‐ falls man die Tür doch mal offenhalten will.

Am Tränkberg erwartet den Besucher ein stechender Geruch
Auf der Toilette neben der Tiefgarage Tränkberg müssen Frauen tiefer in die Tasche greifen als Männer: Sie zahlen 20 Cent Eintritt in die Kabine, Männer zehn Cent. Die Tür bei den Herren steht aber ohnehin wieder offen. Setzen möchte man sich hier trotzdem nicht: Es sind wieder die Toiletten aus Metall, die an die Klos in alten Zügen erinnern. Lediglich zwei kleine Plastikaufsätze sind zum Sitzen darauf angeschraubt.
Die Lüftung ist laut, der Uringestank stechend und erinnert an ein Raubtierhaus. Auf der Männertoilette liegt auf dem Boden zerfetztes Klopapier. Bei den Frauen ist es sauberer ‐ zumindest auf dem Boden. Setzen möchte man sich auf der Toilette trotzdem nicht. Es gibt kein Papier, um sich die Hände abzutrocknen, doch wird man beim Händewaschen von einer Kamera gefilmt. Dieses WC ist sicher nicht zu empfehlen!

Die Suche nach dem Türschloss
20 Cent kostet der Eintritt auf die behindertengerechte gemeinsame Toilette für Männer und Frauen am Kiosk neben dem Bahnhof. Wieder trifft man hier auf die metallischen Sanitäreinrichtungen. Immerhin hat das Klo eine Brille, weshalb man sich nicht direkt auf die Metalloberfläche setzen muss. Allerdings scheint jemand vergessen haben, zu spülen.
Im Gegensatz zu den 20 Cent ist der Zugang zum Pissoir für Männer kostenlos ‐ aber zu welchen Bedingungen? In dem Raum ist es fast enger als auf der Zugtoilette ‐ und abschließen lässt sich die Tür nicht. Das metallene Pissoir ist von gelben Ablagerungen bevölkert. Hiernach möchte man sich auf jeden Fall gründlich die Hände waschen. Allerdings gibt es keine Seife. Auch der Handtrockner funktioniert nicht.

Das sagt die Stadt dazu
Wir fragen bei der Stadt nach: Dass alles funktioniert, überprüfen städtische Mitarbeiter „im Rahmen des laufenden Gebäudemanagements“, heißt es vonseiten der Stadt. Gereinigt werden die Toiletten zwischen Mai und Oktober zweimal am Tag, sonntags jedoch nur einmal. Zwischen November und April reinigt die Stadt die Toiletten einmal am Tag.
Die Zugänge der Toiletten würden aus Sicherheitsgründen videoüberwacht, teilt die Stadt Ehingen mit. Und: „Um Vandalismus und unberechtigten Aufenthalt vorzubeugen, gibt es begrenzte Nutzungszeiten durch elektronische Zeitschaltuhren.“ Geöffnet sich die Toiletten immer von 7 bis 23 Uhr. Damit kein städtischer Mitarbeiter zu den Uhrzeiten unterwegs sein muss, wird die Öffnung und Schließung elektronisch geregelt.
Und warum kostet der Zutritt entweder nichts, zehn oder doch 20 Cent? „Münzzähler wurden vor Jahren installiert, um unberechtigte Aufenthalte zu minimieren“, lautet die Antwort aus der Stadtverwaltung. Die Situation habe sich seither jedoch wesentlich gebessert. Aber in der Antwort heißt es auch: „Eine Umrüstung auf einheitliche Beträge steht in keinem wirtschaftlichen Verhältnis.“
Diese Toilette hat am besten abgeschnitten
Vier öffentliche Toiletten, das ist nicht gerade wenig für eine Stadt von der Größe wie Ehingen. Wenn es nicht mehr anders geht, kann man durchaus froh sein, wenn sich ein WC in der Nähe befindet. Am besten hat bei unserem Vergleich die Toilette in der Tiefgarage Lindenhalle abgeschnitten. Bei den anderen drei ist es fast nicht möglich, zu sagen, welche am schlechtesten war.
Sorge um Randale in Schelklingen
Eine öffentliche Toilette sucht man in Schelklingen vergebens. Das Vorhaben, im Eiszeit-Erlebnisraum in der ehemaligen Schlecker-Halle eine öffentliche Toilette zu installieren, scheiterte – genau wie das Tourismus-Projekt auch insgesamt. Zur Verfügung steht nach wie vor ein Toilettencontainer auf dem Parkplatz am Hohlen Fels, bestimmt für die Besucher des Weltkulturerbes Hohler Fels.
Das Angebot wird gut genutzt, unter anderem auch von Campern, die in der Nähe ihre Wohnmobile stehen haben. Zu Beschädigungen ist es bislang nicht gekommen. Doch eine Allzeit-Alternative bietet der Container nicht – über die Wintermonate bleibt die Sanitäranlage geschlossen.
Folglich treibt das Thema die Bürgerinnen und Bürger Schelklingens weiter um. Vor einigen Wochen hatte CDU-Stadtrat Franz Müller berichtet, dass der Betreiber der Eisdiele ihn darauf aufmerksam gemacht hätte, dass häufig Touristen nach einer Toilette fragen würden. Gerald Molz (Freie-Wähler-Fraktion) schlug vor, die Rathaus-Toilette öffentlich zu machen. Bürgermeister Ruckh äußerte sich verhalten, die Stadt werde die Sachlage prüfen.
Zuletzt habe es im Rathaus immer wieder Probleme mit aggressiven Besuchern gegeben, wiederholt habe man die Polizei holen müssen, schilderte Ruckh. Um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus zu schützen, zögere man derzeit, einen öffentlichen Zugang zur Rathaus-Toilette zu ermöglichen, so Schelklingens Bürgermeister. (fresh)