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Manuel Hagel

Erstmals kommt der Landesvorsitzende der CDU aus Ehingen

Ehingen / Lesedauer: 6 min

Beim Parteitag in Reutlingen war Manuel Hagel höchst konzentriert. Die Delegierten aus dem Alb-Donau-Kreis sind nach seiner Rede und seiner Wahl begeistert.
Veröffentlicht:19.11.2023, 17:00

Von:
  • Tobias Götz
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Der Ehinger Manuel Hagel ist am Samstag beim 79. Landesparteitag der CDU in Reutlingen mit 91,5 Prozent zum neuen Landesvorsitzenden gewählt geworden. Die Freude darüber war natürlich nicht nur bei Manuel Hagel groß, sondern auch bei den vielen Delegierten und Gästen aus Ehingen und dem Alb-Donau-Kreis.

Der Samstag, 18. November, ist nicht nur für Manuel Hagel ein historischer Tag, sondern auch für die Stadt Ehingen und den Alb-Donau-Kreis ‐ zumindest aus Sicht der CDU. Erstmals kommt der Parteivorsitzende der Südwest-CDU aus der Großen Kreisstadt, wo er sein politisches Handwerk bei der Jungen Union von der Pike auf gelernt hat.

8.41 Uhr: Manuel Hagel steht vor dem Eingang des riesigen Saals der Stadthalle in Reutlingen, die ersten Delegierten nehmen im Saal Platz, Hagel bleibt draußen. Er wirkt ruhig, konzentriert, in sich gekehrt.

Kurz vor 10 Uhr: Der Landesparteitag beginnt. Manuel Hagel sitzt bei den Delegierten des Alb-Donau-Kreises, auf der Bühne spricht der noch amtierende Landesvorsitzende Thomas Strobl. Er erinnert daran, wie die CDU bei seiner Übernahme als Landeschef auf die harte Oppositionsbank musste, dass es der Partei im Jahr 2011 „richtig schlecht“ ging. Markige Sätze wie „die Kommunalpolitik ist die Meisterschule der Demokratie“ sorgen für den ersten Applaus des Tages.

Strobl nennt mehrere Gründe, warum er nun aufhören könne. So zum Beispiel eine stabile Landesregierung, gute Umfragewerte für die CDU (aktuell sieben Prozent vor den Grünen im Land) und mehr. Als einen Grund nennt er Manuel Hagel. „Er lässt mich mit Zufriedenheit und guter Hoffnung aufhören. Er hat als Generalsekretär gezeigt, dass er fleißig, emsig und talentiert ist. Er hat als Fraktionsvorsitzender gute Ideen für unser Land und er wird auch als Landesvorsitzender einen guten Job machen“, sagt Strobl.

11.01 Uhr: Nach diesen Worten Strobls brandet erstmals langer Applaus für Hagel auf.

Kritik an Migrationspolitik

11.55 Uhr: Manuel Hagel betritt beim Punkt „Wahl des Landesvorsitzenden“ die Bühne. Vor ihm rund 340 Delegierte, Pressevertreter aus ganz Deutschland und diverse Gäste. Und Hagel liefert eine Rede ab, die die Seele der Parteimitglieder trifft (siehe überregionaler Teil). Er fordert unter anderem eine 180-Grad-Wende in der Migrationspolitik. „Die Migrationspolitik, die wir seit Jahren machen, die ist am Ende“, sagt er. Ehrenamtliche in den Kommunen könnten nicht mehr. Es gehe nun darum, den Zuzug schnell und effektiv zu begrenzen.

Das Land brauche eine „Agenda der Zuversicht“. Hagel kritisiert Bevormundung und Besserwisserei. Und er besinnt sich seiner Ehinger Wurzeln. „Im Jahr 2006 habe ich Günther-Oettinger-Plakate rund um Ehingen geklebt, zusammen mit Peter Groß, Heinz Wiese und Walter Haimerl. Und wenn sich Plakate gelöst haben, hat Peter Groß die Leiter gehalten und ich bin wieder hochgeklettert“, sagt Hagel im Beisein von Groß, Haimerl und auch Oettinger.

13.08 Uhr: Hagel beendet seine Rede unter tosendem Applaus und stehenden Ovationen.

13.35 Uhr: Der Bundestagsabgeordnete Thomas Bareiß, zugleich Mitglied im Landesvorstand, verkündet das Wahlergebnis. 311 Stimmen und 91,5 Prozent entfallen auf Manuel Hagel, der bei der Frage, ob er das Amt annehmen möchte, aus dem Saal heraus den Daumen nach oben streckt, bevor ihn die Gratulanten vereinnahmen. Nun ist er Landesvorsitzender.

13.47 Uhr: Der Bundesvorsitzende der CDU, Friedrich Merz, betritt mit Hagel und Strobl den Saal. Er geht ans Rednerpult und sagt: „Gratulation, lieber Manuel. Ein saustarkes Ergebnis, richtig gut. Ich spüre die gute Stimmung hier im Saal.“

Gegen 17 Uhr: Manuel Hagel tritt in einem abgesperrten Gang des Stadthalle Reutlingen kurz vor die Presse, um ein erstes Statement abzugeben. „Das ist ein guter Tag für die CDU. Wir haben nun eine Agenda der Zuversicht. Wir wollen nun auf das aufbauen, was Lothar Späth und Erwin Teufel geschaffen haben. Wir wollen jetzt was reißen und dafür haben wir ein supertolles Team. Die CDU in Baden-Württemberg ist gut drauf.“

Delegierte aus der Heimat sind stolz und begeistert

Lukas Siegle, Delegierter und Geschäftsführer des CDU-Kreisverbands Alb-Donau: „Es war eine gigantische Rede von Manuel Hagel. Die 91,5 Prozent der Stimmen sind ein starkes Signal des Rückhalts von der Basis. Als Ehinger bin ich natürlich besonders stolz, dass einer von uns nun Landesvorsitzender ist. Wir sind jetzt für die bevorstehenden Wahlen spitze aufgestellt.“

Ronja Kemmer, CDU-Bundestagsabgeordnete: „Ich bin einfach mega stolz, dass Manuel so viele Stimmen bekommen hat. Er hat eine bockstarke Rede gehalten, die mich wirklich mitgenommen hat. Nun freuen wir uns auf den Aufbruch in der CDU in Baden-Württemberg. Wir müssen nun inhaltlich eine klare Kante zeigen, was Manuel Hagel beispielsweise bei der Migration gemacht hat. Auch ich finde, dass hier eine 180-Grad-Wende her muss. Ähnliches gilt für das Bürgergeld. Wir als CDU müssen die Fragen beantworten, die den Menschen unter den Nägeln brennen.

Hagel hat mit seiner Rede zudem die christdemokratischen Wurzeln getroffen. Das ist ihm besonders gut gelungen, er hat die Seele der Partei getroffen. Wir werden auch weiterhin eng zusammenarbeiten, schon von Tag eins an hat kein Blatt zwischen uns gepasst. Manuel wird nun noch mehr Verantwortung übernehmen und dabei möchte ich ihn unterstützen. Und natürlich kann ich mir keinen anderen Spitzenkandidaten als Manuel Hagel bei der kommenden Landtagswahl vorstellen“, sagt Kemmer. Ob sie den Kreisvorsitz der CDU als bisherige Stellvertreterin übernehmen wird (Hagel hatte bereits angekündigt, diesen im Falle einer Wahl abzugeben), soll sich im Laufe der Woche entscheiden.

Paul Glökler, Delegierter aus Schelklingen: „Kompliment an seine Rede, sie war perspektivisch, sie war zukunftsorientiert und rhetorisch ausgefeilt. Er hat die Zusammenhänge der Themen hervorragend dargestellt. Wir in der Region werden sicherlich von dieser Wahl Hagels profitieren. Und Manuel Hagel ist der erste seit Kurt Georg Kiesinger aus Südwürttemberg-Hohenzollern, der den Landesvorsitz übernimmt. Der erste aus dem Alb-Donau-Kreis ist er allemal. Für mich steht Hagel für Verlässlichkeit, klare Positionen und er ist sturmfest.

Dinge wie die ungelöste Frage der Migration, die Überforderung des Staates, die Neusortierung der Bildungspolitik hat er richtig angesprochen. Wir müssen beispielsweise bei der Bildung in Baden-Württemberg wieder Spitze werden. Wir müssen den Mittelstand stärken, wir brauchen eine geradlinige Politik, die auch die Industrie und das Handwerk fördert. Und ja, er wäre auch der richtige Ministerpräsident, weil er bereits alle politischen Felder als Generalist durchlaufen hat.“

Peter Groß, Hagels Vorgänger als Fraktionsvorsitzender in Ehingen: „Ich bin glücklich und stolz. Ich habe noch nie so eine gute Rede gehört. Er hat in dieser Rede deutlich gemacht, was die Partei tun muss, um die Bürger wieder zu aktivieren. Der Tag heute ist so gelaufen, wie ich es mir vor 15 Jahren vorgestellt habe“, sagt Groß, der in Ehingen einer der Wegbereiter für Hagel gewesen ist.