International, fetzig und laut ist das diesjährige Abendprogramm des Honberg-Sommers in Tuttlingen am Samstag zu Ende gegangen. Den Auftakt machte Russkaja, ein wildes Septett aus Wien. Seit zwölf Jahren mischt die Band ihr Publikum auf, mit einer originellen Mischung aus traditioneller russischer Musik, Ska, Polka, Balkan und Pop, mit einer Prise Rock.
Auf dem Honberg tanzten, hopsten und sangen die mehr als tausend Besucher jeglichen Alters zu Stücken wie „Hometown“, „Change“ und „El Pueblo“. Heftig ging es zu bei „Energia“, wenn der Refrain aus voller Kehle mitgegröhlt wurde. Direkt von der Kolchose kam das Spiel „Psycho-Traktorrrr“, einer Art Massen-Polonäse im Kreis mitten im Zelt.
Bandgründer und Frontman Georgij Alexandrowitsch Makazaria heizte die Stimmung kräftig an, rief immer wieder „Tuttlingääään“ und machte vor, wie man mit dem Kopf wackeln sollte. Gitarrist Engel Mayr setzte harte Riffs, am E-Bass überzeugte Dimitrij Miller. Besondere Aufmerksamkeit erzielte das Instrument von Hans-Georg „H-G“ Gutternigg: eine Potete. Diesen brezelförmigen Zwitter aus Basstrompete und Posaune mit dem nach oben weisenden Schalltrichter hat sich „H-G“ von Robert Schagerl bauen lassen. Er kommt damit bis zum großen D hinunter.
Liebenswerte Typen
Direkt „normal“ dagegen ist die Trompete von Rainer Gutternigg. E-Geigerin Ulrike Müllner und Drummer Mario Stübler vervollständigen die Band, die ihre Fans umwarb mit Titeln wie „Lovegorod“ und „Mon Amour“. Spasiba!. „Wake me up“! forderte das Septett vor dem Schlussapplaus. Als Zugabe fetzte Russkaja noch „R’n’R Today“ und „Gop-Stop“ durch die Gehörgänge der Tanzenden. Bei „Gop-Stop“ grenzte sich Georgij knallhart von seinem Erzeuger ab und stellte sich selbst als ganz liebenswerten Typen dar. Bussi!
15 Jahre länger als die russischen Wiener, also seit 1990, sind „Fiddler’s Green“ unterwegs. Auch sie setzen auf Schnelligkeit bei ihrer Interpretaion, und sie brachten eine große Zahl von Instrumenten auf die Bühne: Allein Frontman und Sänger Ralf „Albu“ Alber wechselte zwischen akustischer Gitarre, Mandoline, Banjo und Bouzouki. Stefan Kluge spielte Akkordeon und ließ die irische Rahmentrommel Bodhrán erklingen. Sänger und E-Gitarrist Pat Prziwara harmonierte bestens mit dem Bassisten Rainer Schulz, dem Geiger und Sänger Tobias Heindl und dem energiegeladenen Schlagzeuger und Perkussionisten Frank Jooss, als es um den Abschied von Liverpool, um die Nacht in Dublin und das „Life full of Pain“ ging.
Feiernde Fans
Kitzlig wurde es bei „Mr. Tickle“ und fast unheimlich bei „Victor and his Demons“. „Hintern hoch Bottoms up!“ verlangten die Musiker von „Fiddler’s Green“ von ihren begeisterten Zuhörern, trieben dann die „Old Dun Cow“ durchs Zelt und trösteten mit der Versicherung „Folk’s not Dead“ . Wettermäßig lagen sie mit „Another Spring Song“ nicht ganz richtig, gefielen dafür mit dem Porträt des typischen Iren „Pat Murphy“ und überreichten schließlich noch tonale „Blarney Roses“ an die feiernden Fans.