Klimawandel
Im Kampf gegen den Klimawandel: Filmemacher lädt alle Menschen ein, ihr Leben zu verändern
Tuttlingen / Lesedauer: 5 min

Carl Fechner ist arg beschäftigt. Der Regisseur arbeitet an der Finanzierung und der Dramaturgie für seinen nächsten Film. The Story of a New World heißt er und soll – als Mischung aus Dokumentation und Fiction – zeigen, wie die Welt sein wird, auf die die Menschheit zusteuern kann. Wenn sie den Kampf gegen den Klimawandel gewinnen will. Im Gespräch mit Redakteur Matthias Jansen spricht Fechner über seine bisherigen Werke, die Menschen einladen sollen, ihre Konsumbedürfnisse zu verändern, die Faire Woche in Tuttlingen und warum es jedem leicht fallen sollte, glücklich zu werden.
Guten Tag, Herr Fechner. In Tuttlingen startet am Dienstag die Faire Woche. Was ist für Sie fair?
Fair ist gerecht. Etwas schaffen, das für alle Menschen gilt. Fairness ist ein hohes Gut. Das betrifft uns alle. Deshalb ist es eine gute Idee, dass Tuttlingen die Faire Woche veranstaltet.
Zum Auftakt wird am Dienstag um 19 Uhr Ihr Film Power to change gezeigt. Warum machen Sie mit bei der Fairen Woche?
Wir sehen uns als Teil einer Bewegung, die sich für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung einsetzt. Wir sind Teil der politischen Welt. Als Fechner Media stellen wir unsere Filme weitweit zur Verfügung, damit die Welt anders gestaltet werden kann. Und das beginnt hier, vor unserer Haustür - zum Beispiel mit der Fairen Woche.
Können Sie grob umreißen, worum es in Ihrem Film Power to change geht und was er für Sie bedeutet?
Wir zeigen mit weltweitem Blick Menschen und Bewegungen, die Veränderungen in ihrem Leben und Handeln realisiert haben. Das Schöne bei dem Film ist, dass wir diese Kämpfe um Veränderungen miterleben können - und das am Ende das Gute siegt. Alle Filme, die wir machen, dienen der Gestaltung der neuen Welt. Das ist eine schöne Aufgabe. Aber wir sind aufgefordert, uns zu entscheiden, damit es allen besser geht – auch der Umwelt und den Tieren. Jeder, der sich den Film ansieht, ist eingeladen, sein Leben zu verändern. Wir bringen alleine in Deutschland jährlich 780 Millionen Tiere um, um sie zu essen. Das ist unfassbar. Ich bin selbst Vegetarier, fahre ein E-Auto und lebe in einem Solarhaus. Ich würde nie wieder ein Auto mit fossilen Brennstoffen fahren wollen. Schon wegen des Komforts und des Gefühls.
Wie viele Menschen haben denn schon den Film Power to change gesehen und, was glauben Sie, haben Sie bisher bewirken können?
Wir haben in den vergangenen 33 Jahren zusätzlich zu den etwa 60 TV-Filmen drei große internationale Kinofilme gemacht: Die 4. Revolution, Power to change und Climate Warriors. Dafür sind bisher 14 Millionen BesucherInnen erfasst. Vielleicht sind es auch viel mehr. Aber das ist uns nicht so wichtig. Wir sind Räder in einem – positiv verstandenen – Getriebe. Wir merken, dass wir weltweit Resonanz bekommen. Wir werden wahrgenommen. Es freut mich, dass die Stadt Tuttlingen sechs Jahre nach der Uraufführung in Freiburg die wichtige Faire Woche öffentlich mit unserem Film Power to Change eröffnet. Das ist ein schönes Geschenk an die Tuttlinger Bürgerinnen und Bürger und ehrt uns.
In einem Trailer zu dem Film Power to change sagen Sie, der Abriss eines Atomkraftwerks seien die eindrucksvollsten Bilder für Sie gewesen. Warum?
Dass ein Land wie Deutschland mit seiner Wirtschaftskraft auf ein todbringendes Irrtum wie die Nutzung von Atomkraft verzichtet, ist schon eine mittlere Revolution. Die Lösung für die großen Probleme unserer Zeit ist die Umstellung auf 100 Prozent Erneuerbarer Energien. Das ist die politische, technische und gesellschaftliche Aufgabe, um die es geht. Wir haben die Verpflichtung und die Chance, den CO2-Ausstoß radikal bis zum Ende des Jahrzehntes auf null zu reduzieren.
Aber glauben Sie nicht, dass die Bevölkerung, weil es aufwändig oder teuer ist, den Wandelt scheut und nicht mitmachen will?
Die Bevölkerung hat die Notwendigkeit verstanden. Aber es gibt beträchtliche Kapitalinteressen, die wegen der Umstellung Geld und Einfluss verlieren würden. Die fossile Welt geht unter – oder wandelt sich. Dass mächtige Manager oder Aktionäre das einsehen, scheint schwierig. Für die Bevölkerung ist es wichtig, den Verführungen von Medien, Skeptikern und geldgierigen Lobbyisten zu widerstehen. Welchen Kraftaufwand nehme ich ihn Kauf, um später glücklich zu sein. Die Realität zeigt: Es ist im Grunde ganz einfach.
Welche Wünsche und Hoffnungen haben Sie in Bezug auf die Faire Woche?
Ich hoffe, dass wir die Menschen erreichen lassen, dass sie Schlüsse ziehen, sich zu verändern. Die Faire Woche gibt dafür eine große Zahl von Anregungen. Wir sind bei der Entwicklung durchaus auf einem guten Weg. Aber die Entscheidung für eine neue Welt ist weltweit keineswegs gefallen. Wir alle müssen noch ordentlich etwas drauflegen. Der Kampf ums Überleben - weltweit gesehen beginnt er jetzt erst richtig.