Teure Therapie nötig

Trotz eigener Krebsdiagnose: Tuttlinger kämpft für schwerkranken Teenager

Tuttlingen / Lesedauer: 4 min

Enrico Bucca ist selbst wieder an Krebs erkrankt. Trotzdem hilft er dem schwer kranken 16-jährigen Bahri Budakci. Das ist die Geschichte der beiden.
Veröffentlicht:25.05.2023, 17:00

Von:
  • Author ImageMatthias Jansen
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Eigentlich hätte Enrico Bucca jeden Grund, sich erst einmal um sich selbst zu kümmern. Der Tuttlinger Unternehmer ist erneut an Krebs erkrankt. Eine zwölf– bis 36–monatige Chemotherapie wird der 48–Jährige bald über sich ergehen lassen müssen. Von Resignation fehlt bei ihm aber weiterhin jede Spur. Statt auf sich selbst, schaut er lieber, wie er anderen helfen kann. Beispielsweise Bahri Budakci. Dem 16–Jährigen kann möglicherweise nur eine besondere, aber sehr teure Therapie in den USA helfen.

Aus „Wachstumsscherzen“ wird lebensbedrohliche Krankeit

Es begann mit Knieschmerzen. Und wurde für die Familie Budakci aus Gäufelden ein Schicksalsschlag. „Ich hatte noch nie gehört, dass man über Knieschmerzen Krebs bekommen kann“, sagt Bahris Vater Ahmet. Ihm ging es wie vielen anderen, auch Ärzten. Die Schmerzen im Knie wurden als „Wachstumsschmerz“ abgetan. Erst vor rund 15 Monaten gab es Gewissheit. Bahri Budakci ist an Knochenkrebs erkrankt — an einer aggressiven Form, die auch schon die Lunge befallen hat. Eines seiner Beine besteht nur noch aus 15 Zentimetern eigenen Knochen. „Der Rest ist Titan“, sagt Vater Ahmet, dessen Sohn im Rollstuhl sitzt und das Haus nicht mehr eigenständig verlassen kann.

Ein Fall aus den USA macht Hoffnung

Und dennoch, es gibt gute Nachrichten. An einer New Yorker Krebsklinik gibt es eine Therapie, die Bahri sogar heilen könnte. Den Kontakt hat der Junge selbst über die sozialen Netzwerke hergestellt. Ein 22–jähriger US–Amerikaner hatte dort berichtet, mit 16 Jahren selbst schwer an Krebs erkrankt zu sein, nach einer Immuntherapie aber seit vier Jahren krebsfrei zu sein. Die Familie Budakci nimmt Kontakt auf, auch zur Klinik, und ist sich sicher: „Wir haben jetzt eine andere Möglichkeit, als nur Zeit zu gewinnen.“

Ich hatte noch nie gehört, dass man über Knieschmerzen Krebs bekommen kann.

Ahmet Bahri

In Deutschland hatte man sich nämlich darauf beschränkt: Die Ärzte von Bahri Budakci hatten ihn als „austherapiert“ bezeichnet. Der Junge muss nun „Chemo–Tabletten“ nehmen, die den Krebs und die Metastasen in Schach halten. Setzt Bahri Budakci die Mittel ab, fängt der Krebs wieder an zu wuchern. „Die Tabletten machen ihm aber zu schaffen“, sagt Vater Ahmet, dessen Sohn „ganz unterschiedliche Tage“ hat. Ist es ein schlechter Tag, muss sich der Junge mehrfach übergeben und kann nichts essen.

US–Klinik stimmt Behandlung zu

Mehr als einen Monat hatte die Familie Budakci auf die Zustimmung der US–Klinik gewartet, die Behandlung zu übernehmen. Seit Dienstagabend gibt es Gewissheit. Ein Erstgespräch, berichtet Bucca, soll es zeitnah über Videotelefonie geben. Dabei soll der Gesundheitszustand des Jungen abgeklärt werden, bevor weitere Schritt erfolgen und die Reise in die USA bevorsteht. Aber selbst jetzt gibt es für die mögliche Behandlung noch einen Knackpunkt. Die Immuntherapie kostet einen sechsstelligen Betrag.

Wenn es nur einen Funken Licht gibt, dann muss man etwas tun.

Enricco Bucca

Einen Teil der Summe kann die Familie aus Gäufelden aufbringen, hofft aber auf Spenden. „Wenn es nur einen Funken Licht gibt, dann muss man etwas tun“, sagt Enrico Bucca, der mit Geschäftspartner Ahmet Budakci mittlerweile freundschaftlich verbunden ist und so direkt vom Schicksal des 16–Jährigen erfuhr. „Das geht mir ziemlich nah. Vielleicht bin ich durch meine Krebserkrankungen auch sentimentaler geworden. Ich bin jedenfalls begeistert von dem Jungen, wie er die Operationen und Chemo–Therapien weggesteckt hat.“

Familien organisieren Spendensammlung

Seine Familie und er wollen sich mit einer Spende beteiligen. Man werde den Betrag, der durch den Spendenaufruf zusammen kommt, großzügig aufrunden, sagt Bucca. Bereits im vergangenen Jahr hatten Ahmet Budakci und er die Menschen mobilisiert und 30.000 Euro für die Krebsstation in der Stuttgarter Olgaklinik gesammelt. Jetzt geht es aber darum, die vielleicht letzte Chance für Bahri Budakci zu ergreifen. „Wir sind in einem Kampf für meinen Sohn“, sagt Vater Ahmet und erklärt: „Es kann jeden treffen.“

So wie es auch den dreifachen Familienvater Enrico Bucca wieder getroffen hat. Der Tuttlinger weiß, dass sein Kampf auch mit der Chemotherapie wahrscheinlich nicht beendet sein wird. Bei ihm liegt die Erkrankung in den Genen. „Ich kann es überall im Körper kriegen“, meint Bucca und sagt dennoch: „Wenn es anderen schlechter geht, dann will ich auch nicht jammern. Und wenn wir was machen können, dann machen wir es auch.“


Wer spenden möchte, kann sich an die Initiative Kinderherzaktionen von Alexandros Efstathiou wenden. Diese ist zu erreichen per E-Mail an [email protected] Weitere Informationen gibt es unter www.kinderherzaktionen.de