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„Problemfall“ gelöst

Stadt kauft Gemeindehaus und hat schon Pläne damit

Tuttlingen / Lesedauer: 3 min

Endlich ist eine Lösung gefunden: Für ein historisches Gebäude gibt es überraschend eine neue Zukunft. Entscheidende Fragen sind aber noch zu klären.
Veröffentlicht:17.11.2023, 17:00

Von:
  • Sabine Krauss
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Der „Problemfall Gemeindehaus“ ist gelöst: Die Stadt Tuttlingen kauft das geschichtsträchtige Gebäude an der Gartenstraße. Dort soll künftig die Musikschule ebenso wie musiktreibende Vereine einziehen. Im Gegenzug wird das bisherige Gebäude der Musikschule in der Oberamteistraße verkauft und mit dem Geld die Sanierung des Gemeindehauses mitfinanziert.

Am Freitag gab die Stadt offiziell bekannt, dass sie das große Gemeindehaus nun doch kauft. Schon vor einem Jahr hatte die evangelische Kirchengemeinde versucht, das Gebäude zunächst der Stadt schmackhaft zu machen. Mit Verweis darauf, dass man mit der Alten Festhalle bereits ein sanierungsbedürftiges Veranstaltungsgebäude habe, erfolgte damals jedoch eine Absage.

Meinungen begann sich zu ändern

Nach etlichen weiteren erfolglosen Gesprächen mit verschiedenen Tuttlinger Akteuren, entschied sich die Kirche dann, die Käufersuche in die Hände der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung GmbH in Stuttgart zu legen, die Teil des Konzernverbundes der Landesbank Baden-Württemberg ist. Tatsächlich meldete sich ein Kaufinteressent, der angab, das Gebäude gerne als Event-Lokalität nutzen zu wollen.

Die Musikschule findet dort deutlich bessere Räume, gerade für kleine Konzerte oder Vorspiele.

Uwe Keller

Parallel dazu begannen sich im Rathaus die Meinungen zu ändern. Dadurch, dass inzwischen das städtische Blasorchester das Gemeindehaus als Probelokal benutzte, rückte das Gebäude bei städtischen Mitarbeitern stärker in den Fokus.

So schauten sich im Sommer Mitarbeitende des Hochbauamts und des Gutachterausschusses das Haus genauer an ‐ und stellten dabei fest, dass der Sanierungsbedarf deutlich geringer sei, als angenommen. Die hauseigenen Gutachter der Landeskirche hatten die Kosten für eine Komplettsanierung nämlich bei rund sechs Millionen Euro angesetzt.

Dämmungen und neue Fenster

Saniert werden soll das Gemeindehaus dennoch, aber nicht komplett. Nach ersten Schätzungen der Stadt werden rund 1,4 Millionen Euro benötigt ‐ unter anderem für Dämmungen und neue Fenster. Da das Gemeindehaus aber im Sanierungsgebiet liegt, könnte rund die Hälfte davon über Zuschüsse gedeckt werden.

Miteinfließen soll auch der Erlös des bisherigen Musikschul-Gebäudes an der Oberamteistraße. Dieses soll verkauft werden. „Anders als das Gemeindehaus ist das bisherige Gebäude der Musikschule nicht als Veranstaltungssaal gebaut worden und kann daher wesentlich einfacher zu Wohnungen oder Büros umgebaut werden“, so Erster Bürgermeister Uwe Keller in der Pressemitteilung der Stadt.

Dies erleichtere eine Vermarktung des historischen Gebäudes in der Oberamteistraße erheblich. Bei einem Verkauf werde die Stadt vertraglich festlegen, dass der Käufer das Gebäude denkmalgerecht sanieren und angemessen nutzen wird ‐ immerhin handle es sich um das kurz nach dem Stadtbrand errichtete Oberamtsgebäude.

Musikschule bekommt mehr Platz

Die Umnutzung des Gemeindehauses zum Musikhaus wiederum eröffnet ganz neue Chancen: „Die Musikschule findet dort deutlich bessere Räume, gerade für kleine Konzerte oder Vorspiele. Vor allem aber haben wir endlich Platz für musiktreibende Vereine, die seit langem auf der Suche sind“, so Keller weiter. Nicht nur Probe-, sondern auch Lagerräume für ihre Instrumente und Ausstattung können dort den Musikern angeboten werden.

Bravo, das ist die richtige Entscheidung!

Obwohl sie eigentlich kein Geld hat, kauft die Stadt Tuttlingen das evangelische Gemeindehaus. Das ist richtig so!

Die evangelische Kirche zeigt sich über die Zusage der Stadt Tuttlingen „froh und erleichtert“, sagt Pfarrerin Philine Blum im Gespräch mit unserer Redaktion. Auch der Kirchengemeinde liege es sehr am Herzen, dass das geschichtsträchtige Haus eine Zukunft habe, betont sie. Die Kirche selbst plant, im Frühjahr 2025 dort auszuziehen. Derzeit wird das Dekanatsamt an der Bahnhofstraße umgebaut, in das die Tuttlinger Kirchenverwaltung einziehen wird.

Viele Details sind derzeit jedoch noch offen. So geht es unter anderem auch noch um den konkreten Kaufpreis.