Elternproteste verpuffen

Kreis lehnt zusätzliches Ticket für Grundschüler ab

Tuttlingen / Lesedauer: 3 min

Der Schulweg in Immendingen ist nicht gefährlich – diese Sicht hat zumindest die Verwaltung. Eine Ausweitung des Tarifsystems kommt nicht infrage. 
Veröffentlicht:26.05.2023, 05:00

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Die Proteste von Eltern in Immendingens Ortsteil Zimmern für ein günstiges ÖPNV–Ticket für Grundschüler bleiben wirkungslos. Der Kreistag hat sich einstimmig dagegen entschieden und verweist darauf, dass der neue Jugend–Fahrschein, der landesweit gilt, bereits günstiger ist als die vorherige Kidcard.

Schulweg von Zimmern nicht gefährlich genug

Mit der Gründung des neuen Tarifverbunds Schwarzwald–Baar–Heuberg haben sich die Landkreise Tuttlingen, Rottweil und Schwarzwald–Baar zum Jahresbeginn von einigen Tarifen und Regelungen verabschiedet.

Bei den Schülertarifen gilt, dass der Fahrschein dann erstattungsberechtigt ist, wenn eine Mindeststrecke von drei Kilometern zurückgelegt werden muss oder der Schulweg besonders gefährlich ist. Beides traf aus Sicht des Landkreises auf den Weg von Zimmern zur Immendinger Grundschule nicht zu, weswegen die Eltern gegen die Nichterstattung protestierten.

Das sind die Kriterien für einen gefährlichen Schulweg

Aus Sicht der Kreisverwaltung muss die Geschwindigkeit auf der Straße neben dem Schulweg höher als 50 Stundenkilometer sein, kein Geh– oder Fußweg beziehungsweise keine sichere Querung über die stark befahrene Straße vorhanden sein oder der Weg über „einsames, unbeleuchtetes, unübersichtliches und unwegsames Gelände“ führen, dann kann von einem gefährlichen Fußweg gesprochen werden.

Kreis will alle Schulen gleich behandeln

Zudem erklärte die Verwaltung, dass man bei den Regeln alle Schulen gleich behandeln und das Tarifsystem nicht gleich wieder vergrößern wolle. Dann wäre mit der Forderung nach weiteren Sondertarifen wie für Studenten und Senioren zu rechnen. Und es sei nicht damit zu rechnen, dass der Wunsch aus dem Landkreis Tuttlingen eine Mehrheit finden würde. Seit dem Zusammenschluss werden die Tarife durch den Zweckverband Verkehrsverbund Schwarzwald–Baar–Heuberg festgelegt. Die Tuttlinger Verwaltung könne den Wunsch der Eltern vorbringen, entscheiden könne sie aber nicht.

Die Verwaltung verwies außerdem darauf, dass es bereits Gemeinden gibt, die die Beförderungskosten für Grundschüler übernehmen, wenn diese das Kriterium der Mindestanforderung auf dem Schulweg nicht erfüllen.


Immendingens Bürgermeister Manuel Stärk steht weiterhin mit Landrat Stefan Bär in Kontakt. „Ich weiß über die Beschlusslage“, sagt er. Eigentlich hatte er gehofft, dass es zum neuen Schuljahr einen neuen Tarif geben könnte. Und trotz der Absage des Kreistags sei er zuversichtlich, dass ein Kompromiss gefunden werden kann. „Ich bin guter Dinge, dass sich in Zukunft doch noch was tut“, sagt er.

Bis ein möglicher neuer Tarif kommt, wird die Gemeinde weiterhin den im Gemeinderat beschlossenen Zuschuss für die Grundschüler aus Zimmern bezahlen. Die Hälfte des Tickets, also 15 Euro, wird von der Gemeinde übernommen - auch wenn die Schülerbeförderung gar nicht Aufgabe der Gemeinde ist. Doch zum einen soll so Elterntaxen vorgebeugt werden, zum anderen soll den Kindern auch nicht die Selbständigkeit genommen werden.

Bis zur Änderung der Schülerbeförderungssatzung hatten die Eltern, nachdem die Schule in Zimmern 1986 geschlossen wurde, nichts für das Ticket der Grundschüler bezahlen müssen. Eltern und Gemeindeverwaltung waren davon ausgegangen, dass es sich bei dem Weg entlang der viel befahrenen B311, der unter anderem auch an der Tankstelle vorbei führt, um einen gefährlichen Schulweg handle. „Für die Eltern ändert sich nichts, wir stehen zu unserem Wort“, sagt Stärk. Für die Gemeinde bedeutet das jährliche Kosten von etwa 13.500 Euro.