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Dreikönigskonzert

Anspruchsvolles Programm verlangt höchste Konzentration

Trossingen / Lesedauer: 3 min

Akteure des Dreikönigskonzerts der Musikhochschule bieten einen bewegenden Konzertabend
Veröffentlicht:12.01.2014, 14:55

Von:
  • Schwäbische.de
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Das Dreikönigskonzert am Samstag im Konzertsaal der Musikhochschule hat dieses Jahr eine Stilvielfalt wie selten geboten. Das anspruchsvolle Programm war eine Herausforderung für Chor und Orchester der staatlichen Musikhochschule Trossingen - und verlangte auch den zahlreich erschienenen Zuhörern ein hohes Maß an Konzentration ab.

Zu Beginn erklang das Magnificat in D-Dur von Johann Sebastian Bach . Es beinhaltet einen fünfstimmigen Chor sowie ein klangstarkes Orchester mit Pauken, Trompeten und Traversflöten sowie fünf Solisten. Der Sopran von Myung-Jin Lee ließ aufhorchen: Was für eine strahlende Stimme in dieser zarten Person, die später in Ottorino Respighis „Lauda per la nativita del Signore“ so richtig zur Geltung kam. Ihr Gesang und ihre Ausstrahlung berührten und fesselten. Mühelos bewältigte sie schwierige Koloraturen und erreichte Spitzentöne ohne große Anstrengung.

Sopranistin Ruth Dobers wirkte noch etwas schüchtern, doch ist auch bei ihr ein gutes Potenzial zu erkennen. Xuecheng Zhangs Tenorstimme kam auch erst im „Lauda per la nativita del Signore“ richtig zum Strahlen. Mit warmer, voluminöser Stimme intonierte Christoph Schweizer den Bass-Part. Countertenor‎ Bagdasar Khachikyan überraschte mit einer klaren Stimme, die nur manchmal in der Höhe etwas gepresst klang.

Mit dem Magnificat präsentierte 1723 der frischgebackene Thomaskantor Johann Sebastian Bach in Leipzig erstmals ein großes Werk. Bach zog hier alle Register seines Könnens, wohl auch, um seine kapellmeisterliche Befähigung ins rechte Licht zu setzen. Diese konnte auch Michael Stadtherr, dem die musikalische Leitung des Magnificats oblag, unter Beweis stellen. Mit seinem klaren, schnörkellosen Dirigat und dem intensiven Blickkontakt zu den Akteuren führte er Instrumentalisten, Chor und Solisten durch die Klangfülle dieser Komposition.

Als zweite Komposition erklang die Weihnachtskantate „Lauda per la Natività del Signore“ des italienischen Komponisten Ottorino Respighi . Sie ergriff die Zuhörer mit warmen, sizilianisch gefärbten, pastoralen Klängen. Es erklangen Chöre von jubilierenden Engeln und erschrockenen Hirten, die soeben von der Geburt Jesu erfahren haben - instrumental begleitet von sechs Holzbläsern. Das ausdrucksvolle Werk - durchdrungen von Stilmitteln des 16./17. Jahrhunderts - ist wie aus einem Guss geschaffen. Die Arien erinnern an Puccini und bieten den Sängern Möglichkeiten, nicht nur eindrucksvoll zu singen, sondern auch Darstellungs- und Bühnenpräsenz zu beweisen. Das gelang Myung-Jin Lee als L’Angelo, Judith Gamp mit einem warmen tonumfangreichen Mezzo-Sopran als Maria und Xuecheng Zhang in dem Part des Pastore perfekt. Als Dirigentin bewährte sich Inga Brüseke.

Eine ungewohnte Orchesterbesetzung mit zwei Klavieren, reichlich Holz- und Blechbläsern, jedoch ohne Klarinetten, dazu Pauken, große Trommel, Harfe und ausschließlich tiefen Streichern bot sich den Zuhörern beim dritten Werk des Abends: Igor Strawinskys „Psalmensymphonie“. Sie wurde von Stadtherr dirigiert. Die Sinfonie entstand 1930 als Auftragskomposition zum 50-jährigen Bestehen des Boston Symphony Orchestra. Für jeden der drei Sätze wählte Strawinsky einen Psalm in lateinischer Sprache. Chor und Orchester der Hochschule musizierten als gleichgewichtige Partner, Vokal- und Instrumentalstimmen verschmolzen zu einer Einheit. Es war ein bewegender Konzertabend, der zu Recht mit viel Applaus belohnt wurde.