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Experten sind sich einig

Zu wenige Zimmer: Spaichingen braucht dringend neue Hotels

Spaichingen / Lesedauer: 4 min

Gleich zwei neue Hotels könnten in Spaichingen bald eröffnen. Damit kämen mehr als 70 neue Betten hinzu. Die Zahlen sprechen eine andere Sprache. 
Veröffentlicht:26.05.2023, 05:00

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Mehr als 70 neue Betten könnte es in Spaichingen bald geben. Voraussetzung ist die Realisierung des geplanten Hotels auf dem Sauter–Areal mit rund 50 Betten. Dazu kommen knapp 20 Betten im neuen Hotel „Q2“ in der Hauptstraße, das bald eröffnen soll. Ist das für Spaichingen sinnvoll?

Zum Bauprojekt im Sauter–Areal gibt es kritische Stimmen. Es brauche gar nicht so viele Zimmer in Spaichingen, die Bettenauslastung sei ohnehin gering, sagte etwa Gemeinderat Zdenko Merkt (Grüne). Die Bettenauslastung beschreibt dabei wie viel Prozent der Hotelbetten von Gästen belegt sind.

Spaichingen mit unterdurschnittlicher Bettenauslastung

Im Landkreis Tuttlingen lag diese Bettenauslastung in der Hotellerie im Jahr 2022 bei 33,3 Prozent, wie das Statistische Landesamt vermeldet.

Was niedrig erscheint, ist laut Daniela Hermann, Tourismusreferentin der IHK Schwarzwald–Heuberg–Baar, relativ normal: „Ein Wert zwischen 30 und 40 Prozent ist vollkommen in Ordnung.“ In der Stadt Spaichingen liegt diese Zahl im Jahr 2022 allerdings bei nur rund 19,5 Prozent.

Tourismusexperte sieht Bedarf trotz Zahlen

Spricht das jetzt gegen neue Betten? „Nein“, sagt Walter Knittel, Geschäftsführer der Donaubergland GmbH: „Man muss auch beachten, dass bei Geschäftsreisenden die Bettenauslastung oft bei nur 50 Prozent liegt.“

Eine längere Aufenthaltsdauer weist eher auf Urlaubsgäste als auf Geschäftskunden hin.

Daniela Hermann

So gilt ein Doppelzimmer mit lediglich einem Gast als nur zu 50 Prozent belegt. Knittel schätzt, dass in Spaichingen wohl gut 70 — 75 Prozent der Reisenden aus beruflichen Gründen ein Zimmer buchen.

Aber auch der Tourismus wachse, sagt Knittel: „Im Land ist unsere Region in der Relation von den Zuwachszahlen an Übernachtungen mit an der Spitze.“ Für Spaichingen spreche der Dreifaltigkeitsberg und der Donauberglandweg, der Wanderer anziehe.

Hotelbesitzer ist meistens ausgebucht.

Nico Salewski betreibt das Hotel Engel in Spaichingen und sieht in der Praxis ähnliche Ergebnisse: Er schätzt die Zahl der berüfstätigen Gäste ähnlich zu Knittel auf 75 Prozent.

Das seien teils Monteure, aber auch Geschäftsführer. In den Sommermonaten sei das Hotel dann meistens stark ausgebucht, sagt Salewski: „Spaichingen braucht auf jeden Fall mehr Betten.“ Ob es dann mehr als 70 brauche, müsse man absehen.

Gäste bleiben lange in Spaichingen

Der Trend geht jedoch in Richtung des Tourismus: Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer stieg nach Auskunft des Statistischen Landesamts in Spaichingen von 3,3 Tagen im Jahr 2019 auf 5,4 Tage im Jahr 2022, im Land Baden–Württemberg liegt diese bei 2,6 Tagen: „Eine längere Aufenthaltsdauer weist eher auf Urlaubsgäste als auf Geschäftskunden hin“, sagt Hermann. Genau wegen dieser Urlauber sei es wichtig, neue Infrastruktur in Form von Hotels zu schaffen, sagt Knittel.

Unternehmen begrüßen neue und hochwertige Hotels

Neue Hotels sehen dabei auch die Spaichinger Unternehmen als positiv an: Dietmar Geiger, Geschäftsführer der Forschner Gruppe, müsse bei Unterbringung von Kunden immer wieder auf umliegende Hotels zurückgreifen.

Auch Markus Hänssler, Geschäftsführer der HEWI GmbH, begrüße neue Hotels in der Stadt: „Bisher bringen wir unsere Gäste bevorzugt in Hotels in den Nachbargemeinden unter.“ Geschäftskunden würden sich bei Hänssler oftmals höherwertige Hotels wünschen.

Neues Hotel soll auch Luxussuiten bieten

Ein solches möchte Eugen Friesen auf dem Sauter–Areal aufstellen: „Meine Grundidee ist ein modernes Hotel. Es soll eines der schönsten Gebäude in ganz Spaichingen sein.“ Noch ist sein Vorhaben von der Stadt nicht abgesegnet, er sei in dieser Hinsicht aber entspannt: „Entweder die Stadt sagt ja, dann kann sie glücklich sein, oder eben nicht.“

Teils fährt der Geschäftsmann lieber bis nach Donaueschingen, um im Luxushotel zu übernachten.

Fabian Mönig

Eine Bedarfsanalyse habe Friesen aber nicht gemacht, er vertraue auf seinen Instinkt. Die Kritik der Nachbarn am Neubau verstehe Friesen. Manche Leute seien bei Veränderungen immer erst mal kritisch, im Nachhinein wären die Menschen dann meist aber glücklich.

Die Zielgruppe sieht Friesen hauptsächlich in Geschäftskunden. Im Hotel solle es luxuriöse Suiten geben, aber auch normale Zimmer für Jedermann. Über die Konkurrenz, das Hotel „Q2“, mache sich Friesen keine Gedanken.

Konkurrenz geht weit über Stadtgrenzen hinaus

Für Fabian Mönig, Inhaber des „Q2“, ist die Frage der Konkurrenz auch keine, die nur Spaichingen betrifft: „Teils fährt der Geschäftsmann lieber bis nach Donaueschingen, um im Luxushotel zu übernachten.“ Man müsse als Hotel auch die Konkurrenz im weiteren Umkreis sehen.

Desweiteren habe er ein klar abgegrenztes Konzept: „Wir haben eine Geschichte im Objekt selbst und führen in einem der ältesten Gebäude eine komplette Kernsanierung durch.“ Im Endeffekt entscheide ohnhein immer die Qualität. Ein Defizit an neuen Hotels gebe es in Spaichingen laut Mönig aber auf jeden Fall.