StartseiteRegionalRegion TuttlingenRottweilUnbekannter schießt mit Luftgewehr auf Tiere

Projektil gibt Aufschluss

Unbekannter schießt mit Luftgewehr auf Tiere

Rottweil / Lesedauer: 3 min

In den letzten Jahren gibt es mehrere solcher Vorfälle. Tierschützer sind fassungslos. Es zeigt sich ein Muster.
Veröffentlicht:14.03.2023, 05:00

Von:
  • Schwäbische.de
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Die Tierschützerin kann nicht in Worte fassen, was ihr durch den Kopf geht. „Ich kann langsam nicht mehr. Was geht in den Menschen vor?“ Dass es immer wieder Leute gibt, die mit dem Luftgewehr auf Tiere schießen, macht sie wütend und fassungslos. Sie hofft, dass endlich einer erwischt und damit ein Exempel statuiert wird.

„Das kann doch nicht unentdeckt bleiben, das ist laut — das müssen auch Nachbarn mitkriegen“, sagt sie.

Katze hat Projektil in der Wirbelsäule

Ein Abriss aus den vergangenen drei Jahren zeigt, wie immer wieder, teils am helllichten Tag in bebauten Gebieten, auf Tiere geschossen wird: In Zimmern kommt im März 2020 eine Katze schwer verletzt nach Hause. Ein Projektil eines Luftgewehrs steckt in ihrer Wirbelsäule. Ihre Überlebenschancen sind zum Zeitpunkt der Anzeigeerstattung unklar.

Im April 2021 findet eine Villingendorferin in ihrem Garten eine schwer verletzte Zuchttaube.

Die Untersuchungen zeigen: Auf das Tier wurde mit einem Luftgewehr geschossen. Im Dezember 2021 kommt es in Rottweil gleich zu mehreren Attacken per Luftgewehr im Bereich der Innenstadt. Einer Taube wird ein Diabolo–Projektil herausoperiert, eine andere verendet an den Schüssen.

Vom Balkon mit Luftgewehr geschossen

Vor genau einem Jahr überprüft die Polizei einen 75–Jährigen in Dietingen, der von seinem Balkon aus mit einem Luftgewehr geschossen haben soll. Er hatte es wohl, so heißt es damals seitens der Polizei, auf Ratten abgesehen. Zu beanstanden gab es letztlich nichts.

Der neuste Fall hat sich nun wieder in Dietingen zugetragen. Eine Betreuerin des neuen Taubenschlags an der Schule hat am vergangenen Sonntag eine schwer verletzte Taube gefunden. Zunächst fiel ihr das Blut im Taubenschlag auf, dann entdeckte sie das Tier.

Ermittlungen gegen unbekannten Täter

Arzu Paj, die sich mit dem Verein Rottweiler Stadttauben und dessen Helfern auch um diesen Taubenschlag kümmert, ist wieder einmal entsetzt. Und sie klingt angesichts der immer wieder auftretenden Fälle verzweifelt.

Dem Täter droht eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe.

Polizeipressestelle Konstanz

Dass ein Mensch auf ein Tier schießt und es dann einfach verletzt seinem Schicksal überlässt — sie kann es, wie viele andere, nicht glauben. „Das ist eine Straftat“, betont sie und hofft, dass endlich einmal ein Schütze zur Rechenschaft gezogen wird.

Paj hat Anzeige erstattet, was die Polizeipressestelle in Konstanz auf Nachfrage bestätigt. Man ermittle gegen einen unbekannten Täter. „Der Tatvorwurf ist ein Vergehen gemäß Paragraf 17 Tierschutzgesetz, also eine Straftat. Dem Täter droht eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe“, so eine Sprecherin.

Röntgenbild zeigt Projektil

Tierschützerin Arzu Paj hat die Taube nach deren Fund zum Tierarzt gebracht. Auf dem Röntgenbild zeigte sich deutlich das Projektil des Luftgewehrs. Überrascht war die Rottweilerin davon nicht — zu oft hat sie diese Szene schon mitgemacht. „Es ist einfach so gemein“, sagt sie.

Das Projektil wurde herausoperiert. Auch einen Schnabelbruch hat das Tier erlitten, das jetzt in Pajs Obhut ist. Sie hofft, irgendwann einem Schützen auch die Tierarztkosten aufbrummen zu können.

Werden derartige Fälle immer mehr? Zur Entwicklung der Zahlen und zu Fällen, in denen der Täter geschnappt werden könnte, haben wir die Polizei befragt, die dazu noch Antworten geben wird.

Es kann immer wieder passieren

Klar ist: Es kann immer wieder passieren. Und nicht immer werden die verletzten Tiere dann auch entdeckt — sondern womöglich lange vermisst.

Wozu Tierhasser außerdem fähig sind, zeigte sich im Kreis Rottweil unter anderem auf grausame Weise in Waldmössingen. Gleich zweimal wurden 2021 getötete Katzen gefunden, denen Teile des Körpers abgetrennt wurden. Ein weiteres Tier — Kater Max — wurde schon 2020 angeschossen und hat die Tat mit viel Glück überlebt.