Rottweil
S-Bahn kann Gäubahn wohl nur teilweise ersetzen
Rottweil / Lesedauer: 3 min
Schwäbische.de
Beim Gäubahn-Gipfel in Horb haben Land und Stuttgarter Verkehrsverbund (VVS) signalisiert: Die S-Bahn Verlängerung könnte nach der Kappung der Gäubahn 2025 bis Horb funktionieren. Auch die Stadt Stuttgart unterstützt. Aber: Für Rottweil und Singen ist das keine Lösung.
Nach dem ersten Faktencheck hatte die IG Gäubahn drei neue Gutachten in Auftrag gegeben. Diese sollten klären, ob die Fortführung der Gäubahn bis zum Hauptbahnhof Stuttgart nach 2025 gehen könnte. Dann soll der Pfaffensteigtunnel zwischen Böblingen und dem Stuttgarter Flughafen gebaut werden und die Gäubahn auf der Linie Zürich-Stuttgart vom Hauptbahnhof abgehängt werden. Im Raum steht in dieser Zeit auch eine S-Bahn-Verlängerung in den Süden.
Gegen 12.30 Uhr fasste IG-Gäubahn-Vorsitzender Guido Wolf zusammen: „Die Vorteile einer S-Bahn-Verlängerung bis Horb und Rottweil konnten vertieft nachgewiesen werden.“ Seine Forderungen und Bitten an den VVS deshalb: „Optimierter Umstieg in Vaihingen für den Fernverkehr. Durchbindung der S-Bahn bis Horb und Rottweil. Optimierung auf den Zulaufstrecken Bodenseegürtelbahn, Schwarzwaldbahn, Hochrheinstrecke für den Fernverkehr.“ Mehr sei für alles südlich von Singen nicht drin.
Thomas M. Bopp, Verbandsdirektor Region Stuttgart, hatte beim ersten Faktencheck im November 2022 gesagt, dass er drei S-Bahnen „rausschwitzen“ könnte. Das würde gerade für die Verlängerung bis Horb reichen. „Was Horb angeht, bin ich weiter optimistisch“, so Bopp. „Wo wir für die Verlängerung bis Rottweil die zusätzlichen neun Züge herbekommen sollen, dafür fehlt mir die Fantasie. Ich raten Ihnen: Konzentrieren Sie sich auf den Umstieg in Vaihingen und die S-Bahn-Verlängerung in den Süden. Der Rest ist Wolkenkuckucksheim. Sie haben schon ein Jahr verloren. Ich habe schon meine Zweifel, ob wir die S-Bahn-Verlängerung schaffen, wenn wir das im Dezember beschließen.“
Heißt: Eine S-Bahn-Verlängerung bis Horb ist drin. Bis Rottweil wohl nicht.
Indes meldet sich die Initiative „ProGäubahn ‐ Initiative Rottweil ‐ wir wollen zum Hauptbahnhof“ erneut mit einer Pressemitteilung zu Wort. Sie wendet sich gegen den Bau des Pfaffensteigtunnels ‐ Kosten und Klimabilanz sprächen dagegen. Auch eine S-Bahn-Linie helfe kaum weiter. „Millionen Menschen werden abgehängt ‐ letztendlich nur, weil die Stadt Stuttgart ihr Rosensteinquartier realisieren will und dafür offensichtlich mächtige Partner an ihrer Seite hat“, so die Initiative.
„Es ist fatal ‐ die Bürger im Südwesten, die mit der Zustimmung zu Stuttgart 21 im Volksbegehren 2011 dieses Projekt überhaupt erst ermöglichten, müssen nun die bittere Pille schlucken, entgegen allen Versprechungen nicht an den wunderbaren Verheißungen von Stuttgart 21 teilhaben zu dürfen“, schreibt die Initiative weiter. „Im Gegenteil, sie werden benachteiligt und von der Landeshauptstadt abgeschnitten.“
Die Initiative fordert keinen Verzicht von der Stadt Stuttgart. Sie verlangt aber den Erhalt von zwei Gleisen, die in den Kopfbahnhof geführt werden und bestehen bleiben. „Alles andere kann abgebaut werden“, heißt es in der Pressemitteilung. Die Kosten hierfür belaufen sich laut Inititiative auf etwa 1,5 bis 2,8 Millionen Euro, die Kosten für den Pfaffensteigtunnel hingegen lägen im Milliardenbereich, so die Initiative.
Die Initiative erwarte von allen Landtags- und Bundestagsabgeordenten entlang der Gäubahn, dass sie sich hundertprozentig gegen die Kappung der Gäubahn stellen.