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Fotografie und Philosophie an spirituellem Ort

Mühlheim / Lesedauer: 2 min

Der gebürtige Fridinger Andreas Geiger zeigt Landschaftsfotografien im Chor von „Maria Hilf“
Veröffentlicht:20.07.2020, 17:56

Von:
  • Schwäbische.de
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Corona hat seine geplante Foto-Ausstellung in Meßkirch verhindert – deshalb ist Andreas Geiger auf einen ungewöhnlichen Kunstraum ausgewichen: In der Kirchenruine „ Maria Hilf “ zeigt er seit dem vergangenen Sonntag Fotografien aus dem Oberen Donautal.

Andreas Geiger sei gleichermaßen leidenschaftlich Philosoph und Fotograf, sagte Pfarrer Gerwin Klose bei der Ausstellungseröffnung am Sonntagnachmittag. Klose freute sich über das Experiment der Verbindung von Kunst und Spiritualität an einem so spirituellen Ort wie „Maria Hilf“.

Die Open-Air-Kunstausstellung in der Ruine der Wallfahrtskirche aus dem 17. Jahrhundert auf dem Welschenberg zwischen Mühlheim und Fridingen ist ein Novum – und auch die Vernissage war ungewöhnlich: Die Bilder waren noch nicht aufgehängt worden. Das Hängen wurde vielmehr zum inszenierten Teil der Veranstaltung. Während Geiger seine Fotografien erläuterte, trugen Helfer das jeweilige Bild ins Publikum.

Erst, nachdem alle die Gelegenheit zur nahen Betrachtung gehabt hatten, durfte das Bild seinen Platz einnehmen: Im überdachten, aber offenen Chor-Rund, sind die Fotografien, witterungsbeständig hinter Glas, noch bis Ende August öffentlich „Maria Hilf“ zugänglich.

Landschaftsfotografie und philosophische Texte hat Andreas Geiger in einem Kalenderprojekt für das Jahr 2020 verwoben. 12 000 Kilometer hat der gebürtige Fridinger in der Umgebung auf einem Therapiefahrrad zurückgelegt, mit dem Ziel, seine Gehfähigkeit wiederherzustellen. Auf seinen Touren hat er fotografiert. Dabei sind auch die zwölf Fotografien für den Kalender entstanden, die jetzt in der Ausstellung gezeigt werden – von unterschiedlichen Blicken ins Donautal bis hin zu detaillierten Pflanzenaufnahmen. Die geplante Ausstellung im Meßkircher Schloss musste wegen der Corona-Pandemie erst einmal verschoben werden. Deshalb kam die Idee auf, ins Freie nach „Maria Hilf“ auszuweichen.

In der Vernissage stellte Geiger seine Bildmotive in Beziehung zu jeweils einem philosophischen Thema und zu einem philosophischen Begleittext. Das nebelverhangene Donautal verbindet Geiger mit dem Begriff „Heimat“ und das Kloster Beu-ron nach dem benediktinischen Motto „ora et labora“ mit dem der Arbeit. Einer Sonnenblume kurz vorm Aufblühen ordnet Geiger „Authentizität“ zu, dem „Magischen Wald im Nebel“ das Thema „Traum“ und Zitate von C.G. Jung. Seine Textauswahl – von Heidegger über Franz von Assissi bis Aristoteles – beschrieb Geiger selber als „reife Frucht seines Magisterstudiums der Philosophie“ in München.

Darüber hinaus zeichneten Anaica Rudolf (Violine) und Karlina Krause (Cello) mit ihrer Umrahmung einfühlsam musikalische Stimmungsbilder. Ihr Spiel lockte auch manch einen zufällig vorbeikommenden Spaziergänger in die Ruine, sodass am Ende gut 50 Kunstinteressierte im Schatten der Kirchenmauern eine anregende Veranstaltung genossen.