Besondere Auszeichnung
Regina Hahnke aus Stetten erhält einen Klassik-Preis und spielt im TV
Mühlheim-Stetten / Lesedauer: 3 min

Ingeborg Wagner
Regina Hahnke aus Stetten hat den Opus Klassik gewonnen ‐ ein Preis für klassische Musik in Deutschland. Dabei war sie nicht alleine, denn ausgezeichnet wurde ihr Ensemble „Capella de la Torre“ für die CD Monteverdi-Memories. Es ist nicht der erste Preis dieser Art, aber das erste Mal, dass „Capella de la Torre“ bei der TV-Aufzeichnung spielen durfte. Roter Teppich inklusive.
Spannende Tage in Berlin
Anfang Oktober verbrachten Hahnke und ihre Kollegen das Wochenende in Berlin. Am Freitag war Anreise, den ganzen Samstag über Probe. Am Sonntag, 8. Oktober, wurde die Preisvergabe im Konzerthaus Berlin für das Fernsehen aufgezeichnet ‐ ab 22.30 Uhr war sie im ZDF zu sehen. „Das war schon spannend“, meint die Stettenerin und schwärmt von der tollen Atmosphäre.
Schon viele Erfolge gefeiert
Dabei ist sie Preisverleihungen eigentlich gewohnt: 2016, 2017, 2018 gab es jeweils einen Echo Klassik, wie er damals noch hieß, für „Capella de la Torre“. Die Wiederbelebung historischer Klangwelten aus dem 14. bis 17. Jahrhundert ist deren Thema. „Capella de la Torre“ gehört in diesem Genre zu den weltweit führenden Ensembles. Regina Hahnke spielt seit 2006 mit, damals wurde eine Schwangerschaftsvertretung am Bassdulzian gesucht.
Die Luft macht eine Kurve
Dabei handelt es sich um eine Entwicklung des Basspommers ‐ ungefähr 2,60 Meter groß und damit sehr unhandlich ‐ zum Fagott. Zwei Luftröhren befinden sich direkt nebeneinander. Hahnke: „Man bläst oben hinein, die Luft macht unten eine Kurve und kommt oben wieder heraus.“
Die gebürtige Hamburgerin hat bei Professorin Helga Weber zunächst Blockflöte studiert, danach historische Holzblasinstrumente. „Ich wollte schon immer Bassdulzian spielen“, sagt sie. Dafür braucht es eine weite Handspanne, weshalb ihr erstes Instrument speziell auf ihre Finger angepasst wurde. Mit dem Instrumentenbauer Bernhard Junghänel hat sie auch Musik gemacht. Überhaupt sei die „Alte Musikszene“ ein Bassin mit erstaunlich engem Austausch. So ist eine Freundin aus Studientagen heute ebenfalls bei „Capella de la Torre“ dabei.
Als Lehrerin tätig
Im Hauptberuf ist Regina Hahnke seit vielen Jahren Blockflötenlehrerin an der Musikschule in Steißlingen. 1994 kam sie mit ihrem ersten Mann über einen Umweg über Köln nach Stetten. Ein Schritt, den sie nie bereut hat. „Ich liebe Stetten“, sagt sie. Durch ihr Mitwirken im Ensemble ist sie viel unterwegs, da sei es sehr erholsam, in diese wunderschöne Region zurückzukommen. „Und ich komme mit den Leuten hier gut zurecht“, ergänzt sie.
Die beiden Töchter ‐ 31 und 27 Jahre alt ‐ wohnen in Reutlingen und Berlin. Seit sechs Jahren ist Regina Hahnke wieder verheiratet, mit einem ehemaligen Kollegen der Musikschule, der Schlagzeug unterrichtet hat.
Vor dem Auftritt: Proben
„Capella de la Torre“ wurde in Dresden gegründet und ist das ganze Jahr über auf Tournee. Es gibt eine Doppelbesetzung, Regina Hahnke ist also bei etwa der Hälfte der Konzerte dabei. Gemeinsam geprobt wird in den ein, zwei Tagen vor dem Auftritt am jeweiligen Ort, aber natürlich übt sie auch für sich daheim, rund eine Stunde am Tag.
Um die 20 CDs hat das Ensemble mittlerweile aufgenommen. Zur Stammbesetzung gehören eine Sängerin, Laute, Orgel und Percussion. Bei der Bläserbesetzung sind Schalmei, Altpommer, Posaune und der Bassdulzian gesetzt.
Der Preis bringt Publicity
Wie wichtig sind Preise wie der Opus Klassik? „Das ist einfach eine Riesen-Werbung“, sagt die 62-Jährige. Diesmal war „Capelle de la Torre“ in der Rubrik „Beste Chorwerkeinspielung“ Sieger. „Sicher kurbelt es den Verkauf an oder das Streamen“, meint Hahnke.
Musik ist für sie Beruf und Hobby zugleich. Privat hört sie alles, wie sie sagt, auch Jazz oder moderne Musik. Und wer an ihrem Haus vorbeiläuft, hört höchstwahrscheinlich Musik daraus erklingen. Denn die Chance ist hoch, dass gerade geübt, gespielt oder gehört wird. „Aber es ist immer gute Musik“, meint sie und schmunzelt dabei.