Vorreiterprojekt
Land fördert Vorreiterprojekt
Immendingen / Lesedauer: 3 min

Die Kläranlage des Gemeindeverwaltungsverbands Immendingen-Geisingen erhält ab Frühjahr 2019 eine vierte Reinigungsstufe. Landesumweltminister Franz Untersteller übergab dem Verband am Freitag für die geplante Maßnahme einen Förderbescheid über drei Millionen Euro. Das Projekt ist die erste Neuanlage dieser Art in Baden-Württemberg .
Bei der sogenannten vierten Reinigungsstufe handelt es sich um einen zusätzlichen Reinigungsschritt in der Kläranlage, der das Abwasser von Spurenstoffen befreit.
Grund für den Ausbau ist, dass die wasserrechtliche Betriebserlaubnis der Kläranlage abgelaufen sei, erklärte Immendingens Bürgermeister Markus Hugger im Gespräch mit unserer Zeitung. Mindestanforderung für die Zulassung sei, dass der vorgegebe Phosphatgrenzwert im Abwasser reduziert werde. Eine Alternativvariante, die nur Phosphat gefiltert hätte, sei zudem finanziell nicht deutlich billiger gewesen, so Hugger.
Neues Kapitel der Reinigung
Untersteller sagte, die Gemeinde schlage ein neues Kapitel der Abwasserreinigung auf. „Sie haben ein Konzept für zukunftsweisende Abwasserbehandlung geschaffen“, sprach er die Verantwortlichen an. „Gewässerschutz hat hier eine besondere Bedeutung. Das Abwasser wird in einen sehr empfindlichen Teil der oberen Donau eingeleitet.“ Die Donauversinkung sei ein einmaliges Phänomen, für deren Reinheit alle Verantwortung tragen würden. „Sie sind sich dieser Verantwortung bewusst und gehen mit gutem Beispiel voran“, attestierte er den Gemeinden.
Die sogenannte vierte Reinigungsstufe gebe es schon in 13 Kläranlagen in Baden-Württemberg, 15 weitere seien geplant, so der Umweltminister. Die geplante Anlage in Immendingen sei in ihrer Bauweise, mit dem Einsatz von granulierter Aktivkohle, aber einmalig. Durch den Einsatz dieses Filtermaterials sollen Phosphat und zusätzlich Spurenstoffe herausgefiltert werden. Spurenstoffe, nähmen immer mehr zu und rührten etwa von Arzneimitteln oder Haushaltschemikalien her, so Untersteller. Der Gemeindeverwaltungsverband liegt mit der neuen Reinigungsstufe über den gesetzlichen Standards.
Aktivkohle wiederverwertbar
Getauscht werden müsse die granulierte Aktivkohle alle zwei Jahre, erklärte Christian Locher, von Jedele und Partner aus Stuttgart, die die Vorkonzeption des Projekts ausgeführt hatten. Die genutzte Aktivkohle werde äußerlich abgebrannt. Durch diese Methode könne die Aktivkohle zu 80 Prozent wieder eingesetzt werden.
Die neue Anlage besteht aus sechs Filterkammern, in denen das Abwasser gereinigt und das Phosphat herausgefiltert wird, ebenso wie Spurenstoffe. Das Wasser fließt weiter in einen Reinwasserspeicher und wird in die Donau eingeleitet.
Mit der Förderung des Landes werde nun der erste Bauabschnitt bezuschusst, der 3,8 Millionen Euro koste, sagte Projekt- und Bauüberwacher Gernot Molitor vom Ingenieurbüro Götzelmann und Partner aus Balingen. Insgesamt koste der Bau der Reinigungsstufe 4,5 Millionen, erklärte Molitor. Ein zweiter Förderantrag werde derzeit vorbereitet. In den Wintermonaten sollen nun die Ausschreibungen angegangen werden, damit ab Frühjahr 2019 gebaut werden kann.