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Exoten in der Manege

Warum der Circus Krone noch immer auf wilde Tiere setzt

Sigmaringen / Lesedauer: 4 min

Der Zirkus besucht am Wochenende Sigmaringen. Hunde und Pferde, aber auch Tiger und Löwen reisen mit. Der Zirkusdirektor argumentiert mit Emotionen und Tierliebe.
Veröffentlicht:24.04.2023, 16:39

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Schon am vergangenen Freitagmorgen ist auf dem Festplatz in Sigmaringen einiges los. Riesige Maste liegen am Boden, weiter hinten wächst ein breites Zelt in die Höhe, es rattert und lärmt, ganz vorne stehen zwei etwa ein Meter hohe Kronen in rot und blau. Sie und die Arbeiten zeigen: Der Circus Krone kommt in die Stadt.

Ab Freitag ist das Programm „Mandana — Circuskunst neu geträumt“ in einer Manege zu sehen, die stark an die Anfänge des Zirkus’ in den 1930er–Jahren erinnern soll. Das verrät Zirkusdirektor Martin Lacey junior. Auch Tiere sind mit dabei. Die kritischen Töne kennt er, kontert ihnen aber auch: „Bei uns läuft das vorbildlich für einen Zirkus.“

Erste Tiere im 19. Jahrhundert

1905 in Bremen gegründet, hat der Zirkus seinen Sitz inzwischen mit einem festen Zelt in München. Tiere gehörten seit jeher dazu. Nach eigenen Angaben kaufte bereits Carl Krone senior, Vaters des Zirkusgründers Carl Krone, den ersten Elefanten Ende des 19. Jahrhunderts. Inzwischen gehören bedeutend mehr Tiere zum Ensemble: 16 Löwen und Tiger sowie Pferde und Hunde sind mit dabei. Vor drei Jahren waren zusätzlich noch Zebras, Lamas und Kamele mit auf Tournee.

Am Freitag kommt jedoch noch kein Tier in Sigmaringen an. Sie sind noch bis Mitte der Woche in Villingen–Schwenningen. Das Zweitzelt für die Pferde bauen die Mitarbeiter trotzdem schon auf, damit sie nicht unnötig im Hänger warten müssen, so Lacey. Möglich machen das die Helfer.

Team besteht aus 200 Menschen

Alleine 24 seien für den Zeltaufbau angestellt, insgesamt umfasst das Zirkusteam 200 Menschen, denn während der Tournee muss es schnell gehen. Das Zelt in Villingen–Schwenningen verschwindet nach der letzten Vorstellung am Montag über Nacht, Dienstag beginnt schon der Aufbau in Sigmaringen.

Es ist wie mit einer Mutter, die ein Gefühl für ihr Kind hat und schon beim Frühstück weiß, ob es ihm gut geht oder nicht.

Martin Lacey jr.

Lacey ist überzeugt, dass das Konzept Zirkus auch heute noch trotz Konkurrenz durch andere Medien, zum Beispiel Streamingdienste wie Netflix und Co. funktioniert. Das liege einerseits an der Qualität der Aufführungen, andererseits an ständigen Neuerungen. „Es ist jedes Mal vieles anders, aber immer noch eine Liveshow und für alle etwas dabei“, erklärt er sich den Erfolg. „Bei uns stehen inzwischen viel mehr die Emotionen im Fokus.“

Modernere Technik, filmische Inszenierung

Platz ist im Zelt bei der Vorstellung für 3000 Menschen, geplant sind acht Aufführungen. Die Besucher erwartet auch viel Modernes. Die Inszenierung erinnere an einen Film, sagt Lacey, die Umbauarbeiten wiederum dauern aufgrund moderner Technik nur wenige Minuten. Auch die Logistik hat sich verändert. Um die 300 Fahrzeuge sind für den Zirkus unterwegs, in denen unter anderem die Tiere transportiert werden.

Das passt nicht allen. In Ulm hatte es Proteste gegeben, auch Tierschützer kritisieren die Haltung der Zirkustiere. Für Lacey ist das unverständlich. „Wir lieben die Tiere, sie sind unser Leben“, betont er. Der mit Tierhaltung verbundene Aufwand sei sehr hoch, weshalb sich etliche Zirkusse inzwischen dagegen entschieden haben, ist er überzeugt.

Pause zwischen Vorstellung ermöglicht Ruhezeit für die Tiere

Zum Schutz der Tiger und Löwen gebe es täglich nur zwei Vorstellungen, die ausreichend Ruhezeit ermöglichen. Die Haltung der Tiere sei gut und könne von den Zuschauern besichtigt werden. Ein Amtstierarzt überprüfe zusätzlich, ob alles in Ordnung ist.

Auch er sei im Umgang mit den Tieren sensibel, obwohl er mit wilden Tieren zu tun. „Löwen bleiben gefährlich“, sagt Lacey. Daher sei der einzige Weg, die Tiere zu verstehen. Gewalt komme nicht infrage. Sein Vergleich: „Es ist wie mit einer Mutter, die ein Gefühl für ihr Kind hat und schon beim Frühstück weiß, ob es ihm gut geht oder nicht.“ Das wolle er auch bei der Show in Sigmaringen zeigen, neben all den anderen Beiträgen rund um Artistik, Clownerie und Akrobatik.


Die Aufführungen in Sigmaringen finden am Freitag, 28., und Samstag, 29. April, jeweils um 15.30 und 19.30 Uhr statt, außerdem Sonntag, 30. April, und Montag, 1. Mai, jeweils um 10.30 Uhr und 14.30 Uhr. Die Tickets kosten zwischen 19 und 55 Euro. Sie sind sowohl online als auch an der Kasse erhältlich.