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Zuckerregal

Sauer: Mehrere Händler rationieren Zucker

Sigmaringen / Lesedauer: 3 min

Weltweit gestiegene Nachfrage und Hamsterkäufean ostdeutscher Grenze verknappen das süße Gold
Veröffentlicht:30.08.2011, 23:25

Von:
  • Schwäbische.de
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„Bitte haben Sie Verständnis, dass wir Zucker nur noch in haushaltsüblichen Mengen (vier Kilogramm pro Haushalt) verkaufen.“ So steht es auf einem Schild vor dem Zuckerregal im Sigmaringer Kaufland. Der Norma-Markt in Sigmaringendorf weist Zuckerkäufer ebenfalls in die Schranken. In den Regalen liegen genügend Zuckerpäckchen zum Kauf bereit. Auf ihren Schildern bleiben die Handelsbetriebe eine Erklärung für das Rationieren schuldig. Die einen rechtfertigen die Zurückhaltung beim Verkauf mit „Ressourcenknappheit“ , die anderen berufen sich auf den Chef: „Wurde von oben angeordnet.“

„Vielleicht liegt es am neuen Kraftstoff E 10“, sagt Bernd Sigmund , Chef des Edeka-Centers am Schönenberg. Sigmund kennt die Empfehlung des Kauflimits für Zucker zwar, setzt es momentan aber nicht um. „Im Winter soll es noch enger werden mit dem Zucker, sagen die Großhändler“, gibt Sigmund weiter.

Die Edeka-Handelsgesellschaft mit Sitz in Offenburg versorgt die Märkte im Südwesten mit Lebensmitteln. Aus ihrer Sicht ist die angespannte Situation auf den Weltmärkten für den eingeschränkten Verkauf verantwortlich. „Der Handel reagiert deshalb, indem er Zucker derzeit nur noch in haushaltsüblichen Mengen abgibt“, heißt es bei der Pressestelle. Noch weniger detaillierte Aussagen liefert die Pressestelle von Kaufland in Neckarsulm: „Aufgrund der erhöhten Nachfrage haben wir in unseren Märkten die Abgabemenge bei Zucker auf die Abgabe in handelsüblichen Mengen begrenzt.“ Sind das die schlichten Gründe für plötzliche Kauflimits von Zucker, die den Einkauf von Zucker zum Einmachen von selbstgemachter Marmelade schon mal versalzen können?

Europa darf nur 85 Prozent seines Zuckerbedarfs selbst produzieren

Nicht ganz: Im April dieses Jahres stieg der Zuckerpreis in Polen enorm an. Die Folge waren Hamsterkäufe der süßen, weißen Kristalle in Berlin und anderen Städten an Deutschlands Ostgrenze. Dass nun das Phänomen auch im Südwesten angekommen ist und deswegen die Abgabe von Zucker vielfach auf „haushaltsübliche Mengen“ begrenzt wird, ist nur eine vage Vermutung.

Der Hersteller Südzucker weiß auch von Hamsterkäufen und begrenzter Abgabe von Zucker an Kunden, wenngleich dies nicht überall in Deutschland der Fall sei. Er sieht diese Entwicklungen als Auswirkungen der europäischen Zuckerpolitik. „Die europäischen Zuckerproduzenten dürfen den EU-Markt nur zu 85 Prozent mit Zucker versorgen, um Importe zu fördern“, so Pressesprecher Dominik Risser.

Dies habe zur Folge, dass in EU-Ländern mit eher schwächerer Selbstversorgung – beispielsweise Polen – mehr Zucker importiert werden müsse. „Der ist dann teurer, weil die Weltmarktpreise höher sind als die in der EU . Deshalb kaufen viele den Zucker günstiger in Deutschland ein.“ Eine Zuckerknappheit gebe es aus Sicht von Südzucker nicht, sagt Risser. „Wir stehen vor einer enorm guten Rübenernte, sind aber limitiert darin, was wir davon auf den Markt bringen dürfen.“

„Der Verbraucher an sich muss sich aber keine Sorgen machen, dass er vor leeren Zuckerregalen stehen wird“, beruhigt ein Sprecher des Verbraucherschutzministers. Die Weihnachtsplätzchen wird es also in gleicher Menge und Süße geben wie gewohnt.