StartseiteRegionalRegion SigmaringenSigmaringenDieser Dorfladen braucht keine Kassierer - und ist auch am Sonntag geöffnet

Nahversorgung mit Lebensmitteln

Dieser Dorfladen braucht keine Kassierer - und ist auch am Sonntag geöffnet

Sigmaringen / Lesedauer: 4 min

„Tante M“ bringt ein neues Konzept in den Kreis. Das beinhaltet auch Öffnungszeiten, wie es sie in keinem anderen Supermarkt gibt.
Veröffentlicht:20.04.2023, 17:00

Von:
  • Mareike Keiper
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Seit acht Jahren schon beschäftigt den Jungnauer Ortschaftsrat, wie sich ein Dorfladen in Jungnau verwirklichen ließe. Im März vor einem Jahr fiel schließlich die Entscheidung: Ein „Tante M“ soll in der Ortsmitte entstehen.

Am Freitag ist es so weit, der Dorfladen öffnet am Nachmittag erstmals seine Türen. Das Besondere an dem Konzept ist, dass es nicht nur ohne Kassenpersonal auskommt, sondern auch sonn– und feiertags geöffnet hat.

Fehlendes Personal lässt Ideen bisher scheitern

Wie Ortschaftsrat Jürgen Henzler erklärt, sei das der Hauptgrund gewesen, warum bisher jede Idee gescheitert ist: „Wir hatten einige Interessenten, aber es hat immer an Personal gehapert.“ Über Kontakte sei der Ortschaftsrat auf „Tante M“ gestoßen, eine Nahversorger–Kette, die zur Chrisma GmbH aus Pliezhausen gehört.

Das Sortiment in Jungnau umfasst neben Trendgetränken, Putzmittel und Wurst auch Backprodukte. (Foto: Mareike Keiper)

Im Gegensatz zu anderen Dorfläden gibt es dabei kein Kassenpersonal, sondern nur Servicekräfte, die Ware einräumen und das Geschäft reinigen. Das spart Kosten. Außerdem kann das Geschäft so auch an Sonn– und Feiertagen öffnen. Der Kunde kassiert sich selbst ab, sowohl Zahlung mit EC–Karte und Bargeld als auch mit Prepaid–Kundenkarte ist möglich.

Kameras sollen Diebe abhalten

Das Bargeld ist laut Nadine Klippert von der Chrisma GmbH in einem Tresor verwahrt, der montiert ist. Sechs Kameras überwachen den Raum und sollen Diebstahl verhindern, sagt Georg Saum, lokaler Geschäftsführer des Dorfladens in Jungnau. Die Hälfte aller Filialen ist in diesem Franchise–Prinzip organisiert, die andere Hälfte von Chrisma geführt.

Um die zehn Helfer aus dem Ort waren am Wochenende mit dem Ausbau beschäftigt.

Georg Saum

Saum ist Jungnauer und stellt, gemeinsam mit seinem Sohn Robin, sein Gebäude im Dorfzentrum zur Verfügung, bei ihm laufen die Fäden zusammen. „Ich wollte dem Ort etwas Gutes tun, das ist für mich eine soziale Sache“, erklärt er seine Beweggründe.

Um die 160.000 Euro hat die Familie in den Umbau der alten Scheune investiert. Dass der Betrag so niedrig war, lag laut Saum vor allem an der Eigenleistung der Jungnauer: „Um die zehn Helfer aus dem Ort waren am Wochenende mit dem Ausbau beschäftigt.“

1000 Produkte im Sortiment

Auch in den Tagen vor der Eröffnung sind etliche Jungnauer mit dabei, räumen mit ein und geben dem Dorfladen den letzten Schliff. Dabei zeigt sich auch schon die Bandbreite des Sortiments: Von regulären Supermarktwaren über Haushaltswaren bis hin zu Regionalem ist alles für den täglichen Bedarf dabei.

Um die 1000 Produkte wird es zu kaufen geben, auch Regionales. Backwaren bekommt das Geschäft von der Bäckerei Remensperger aus Straßberg, Wurst von der Metzgerei Frick aus Krauchenwies und Obst wie Gemüse vom Hofladen Fink in Veringenstadt.

Nadine Klippert von „Tante M‟ hilft beim Einräumen. (Foto: Mareike Keiper)

Darüber hinaus gebe es weitere regionale Waren, zum Beispiel Honig von Imkern aus dem Ort. Auch Trendprodukte wie Energydrinks und eine ganze Reihe an Chips gehören zum Sortiment. Damit soll die Zielgruppe der Jugendlichen angesprochen werden, sagt Klippert.

Wunschzettel für neue Produkte

Wenn etwas fehlt, haben die Kunden sogar die Option, an der Kasse einen sogenannten Wunschzettel auszufüllen. „Bekommen wir Nennungen mehrfach, schauen wir, dass wir die Wünsche umsetzen können“, sagt Klippert. Umgekehrt fallen Produkte, die nicht gut laufen, auch wieder aus dem Sortiment. „Die Warenpalette ist von Dorf zu Dorf anders“, fügt sie an.

Kennenlernen können die Bürger den neuen Dorfladen am kommenden Wochenende. Freitag wird die Musikkapelle spielen und ein Sektempfang stattfinden, Samstag ist neben einem Weißwurstfrühstück, Live–Backen und mehreren Aktionen ein Gewinnspiel geplant.

Die Losnummern befinden sich auf den in die Briefkästen verteilten Flyern. Jeweils Freitag und Samstag wird es Führungen durchs Geschäft mit den zwei derzeit angestellten Servicekräften geben.