Sendeanlage
Mobilfunk: Bürger wollen bei Sendern mitreden
Sigmaringen / Lesedauer: 3 min

Um die Sendeanlage des Mobilfunkanbieters O² in Laiz hat es im vergangenen Jahr erhitzte Diskussionen gegeben. Anwohner hatten geklagt, sie würden einer viel zu hohen Strahlung ausgesetzt und sich um die Entfernung der Anlage bemüht (die SZ berichtete).
Das Vorhaben ist gescheitert, O² hat sich geweigert, die Sendeanlage zu entfernen und pocht auf Einhaltung des Vertrags. Nun wollen Anwohner und andere Mobilfunkkritiker zumindest verhindern, dass solche Fehler künftig noch einmal begangen werden und haben die IG Mobilfunk gegründet.
Michael Hildebrandt , der in unmittelbarer Nachbarschaft des Senders in Laiz wohnt, hatte in der jüngsten Gemeinderatssitzung zusammen mit anderen Bürgern nach der Erstellung eines Mobilfunkkonzeptes für die Stadt gefragt.
Er schilderte die Strahlenbelastung, der er und seine Familie ausgesetzt sind: „Die Belastung in der Meßkircher Straße 9 beträgt im Erdgeschoss bis zu 17 000, im ersten Obergeschoss bis zu 19 000 Mikrowatt und im ehemaligen Kinderzimmer im zweiten Obergeschoss ist es sogar ein Wert von über 20 000 Mikrowatt auf den Quadratmeter“, sagt Hildebrandt, der sich ein Messgerät gekauft hat, dessen Leistung aber nur bis 20 000 Mikrowatt reicht.
Öffentlichkeit herstellen
Hildebrandt und seine Mitstreiter die sich in Laiz organisiert haben, betonen: „Wir sind nicht gegen Handys, aber wir wollen, das eine Öffentlichkeit über die Sendeanlagen hergestellt wird.“ Auf der Homepage von Ravensburg könne man unter den Stichworten Energie/Umwelt und Mobilfunk eine Karte der vorhanden und der geplanten Sendeanlagen sehen. Vor allem mit der Einführung von UMTS-Sendern sei von einer deutlichen Erhöhung der Sendekapazitäten auszugehen.
„Der BUND sieht den Grenzwert bei 100 Mikrowatt“, sagt Hildebrandt, die Bundesärztekammer ginge immerhin davon aus, dass ein Wert von 1000 Mikrowatt nachweislich schädlich sei.
Er und seine Frau litten unter Schlafstörungen und Kopfschmerzen, aber immer wenn sie mehrere Tage nicht im Haus seien, hörten die Beschwerden auf, erklärt er. Nun hätten sie das Arbeitszimmer seiner Frau mit geerdetem Hasendraht gegen die Strahlung vom Nachbarhaus abgeschirmt. Jetzt könne man zumindest dieses Zimmer wieder normal nutzen, sagt er.
„Das Thema Mobilfunk setzt sehr viele Kenntnisse voraus“, betont Hildebrandt, der sich seit geraumer Zeit mit der Thematik auseinandersetzt und auch den Sigmaringer Gemeinderäten umfangreiches Informationsmaterial zugestellt hat. Um ein Mobilfunkkonzept zu erstellen, wie es beispielsweise Ravensburg habe, müsse man die Dienste eines Fachmanns in Anspruch nehmen, der die gesamte Situation untersuche und dann festlege, wo weitere Sendeanlagen gebaut werden können und wo nicht.
Die Beeinträchtigung von Menschen durch Mobilfunkstrahlen sei unter anderem von der Höhe und der Entfernung der Anlage abhängig, sagt Hildebrandt. So ein Gutachten koste etwa 22 000 Euro, aber ein Gespräch mit dem Bürgermeister und seinen Mitarbeitern zu diesem Thema sei ernüchternd verlaufen.
Auf Anfrage der SZ, wie man die Bürger vor den Einwirkungen durch Senderstrahlen schützen könne und wie es um ein Mobilfunkkonzept für die Stadt stehe, wollte sich die Verwaltung nicht konkret äußern. Das Anliegen sei aufgenommen worden, werde verwaltungsintern bearbeitet und mit Sicherheit im Gremium vorberaten, teilte die Pressestelle lapidar mit.