Rolle rückwärts
Laternen leuchten in Wohngebieten rund um LEA länger
Sigmaringen / Lesedauer: 3 min

Michael Hescheler
In den Wohngebieten Ziegelesch, Ziegelacker und Riedbaum wird die Straßenbeleuchtung wieder länger brennen. Der Gemeinderat folgte einem Vorschlag von Bürgermeister Marcus Ehm, der Beschwerden von Bürgern und Einbrüche sowie Diebstähle zum Anlass für diese Maßnahme nahm. Statt wie bislang um 24 Uhr wird die Straßenbeleuchtung in den an die Landeserstaufnahmestelle (LEA) angrenzenden Wohngebieten von nun an um 2 Uhr gelöscht. Den Winter über waren die Lichter um 5.30 Uhr wieder angegangen.
Bürgermeister bringt Thema vor
Das Thema war nicht auf der Tagesordnung des Gemeinderats angekündigt worden. Trotzdem wollte Ehm wegen der Dringlichkeit eine Entscheidung herbeiführen. „Mir geht es in erster Linie darum, das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu stärken“, sagte der Bürgermeister. In den vergangenen Tagen hätten mehrere Bürger den Wunsch geäußert, die Straßenbeleuchtung in der Nacht länger brennen zu lassen, begründete er seine Initiative. Hintergrund sind etliche Einbrüche und Diebstähle, die das Sicherheitsgefühl der Bürger auf die Probe gestellt hätten.
Bürgermeister Marcus EhmDie Täter sind zum Großteil ermittelt.
Ehm berichtete nach Rücksprache mit der Polizei von sechs Fällen im Wohngebiet Ziegelesch, die ihm bekannt seien. „Die Täter sind zum Großteil ermittelt.“
CDU–Gemeinderat macht eigenen Vorschlag
Der Gemeinderat unterstützte den Vorschlag des Bürgermeisters bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen. Zuvor war ein Antrag von Michael Riffenach (CDU), der das Licht die ganze Nacht über leuchten lassen wollte, abgelehnt worden. Sechs Gemeinderäte stimmten für Riffenachs Vorschlag.
CDU–Gemeinderätin Stefanie Ullrich–Colaiacomo erinnerte an ihren Vorschlag vom vergangenen Herbst, das Licht in den Wohngebieten brennen zu lassen: „Mein Vorschlag wäre richtig gewesen.“ Dass Energie künftig erneut knapp werden könnte, kommentierte Ullrich–Colaiacomo mit sarkastischem Unterton. „Wir werden nie wieder eine Mangellage haben, sonst hätte unsere fürsorgliche Regierung nicht die Atomkraftwerke abgeschaltet.“
Stefanie Ullrich-Colaiacomo (CDU)Wir werden nie wieder eine Mangellage haben, sonst hätte unsere fürsorgliche Regierung nicht die Atomkraftwerke abgeschaltet.
Gerhard Stumpp (Grüne): „Die Aufklärung von Straftaten ist zunächst einmal Angelegenheit der Polizei.“ In Anbetracht der spontanen Diskussion sagte Stumpp an Ehm gerichtet: „Sie verlangen von uns eine Entscheidung mit wenig Grundlage.“
Wer stehlen oder einbrechen wolle, der finde einen Weg, sagte Martin Bösch (Grüne). Trotzdem sprach er sich dafür aus, die Bedenken der Bürger ernst zu nehmen.
Aufgebrachte Bürger verteilen Flugblätter
Alexandra Hellstern–Missel (CDU) berichtete von Flugblättern, die besorgte Bürger in den vergangenen Tagen verteilt hätten. In einem unserer Redaktion vorliegenden Schreiben nennt eine hinter der Aktion stehende Bürgerinitiative den Mord in Illerkirchberg als Aufhänger für ihre Aktivitäten. Laut ihrer Darstellung nähmen die Straftaten krimineller Migranten zu. „Wir wollen nicht tatenlos zusehen, bis unsere Kinder oder wir selbst zum Opfer werden.“ Hellstern–Missel schlug auch deshalb vor, mit den Bürgern in den Wohngebieten und anderswo in Gespräche einzusteigen. Der Ombudsmann der Landeserstaufnahmestelle solle die Moderation übernehmen.
Im Juni wird erneut diskutiert
Er tue sich schwer, die Stadt in Sicherheitszonen einzuteilen, sagte Harald Kaut (CDU). Deshalb sei die Rückkehr zur alten Regelung die beste Lösung. Ob die Stadt die Abschaltung der Straßenbeleuchtung um 24 Uhr in den anderen Stadtteilen zurücknehmen wird, entscheidet sich in der Juni–Sitzung des Gemeinderats.
Ehm möchte sich bis dahin Zeit nehmen, um einen fundierten Vorschlag zu erarbeiten. Sollte die Stadt zum alten System zurückkehren, bei dem nachts die Zahl der brennenden Laternen reduziert wurde, müsste die Beleuchtung aufwändig umprogrammiert werden. Dies würde einen mittleren fünfstelligen Betrag kosten. Stadtbaumeister Thomas Exler will in der kommenden Sitzung genaue Zahlen zu den Kosten und den Ersparnissen der im vergangenen Herbst ergriffenen Maßnahmen vorlegen.