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Kürbisfest

Fest der Kulturen bringt Menschen zusammen

Sigmaringen / Lesedauer: 4 min

„Kleines Stadtfest“ bei Kürbisfest und verkaufsoffenem Sonntag
Veröffentlicht:14.10.2018, 19:30

Von:
  • Schwäbische.de
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Ein erstes „Fest der Kulturen“ hat viele Besucher nach Sigmaringen gelockt und Menschen von nah und fern zusammengebracht. Das Kürbisfest und der verkaufsoffene Sonntag passten bestens dazu. Die Stimmung war hervorragend, selbst wenn es zeitweilig vor dem Rathausplatz ziemlich eng wurde. Die „United Dragons“ vom Heuberg und der Schweiz spielten zum Auftakt und führten die Gäste zwischendurch zu den Kunst-Spaziergängen.

Die Künstler Thaer Kadourah und Chima Achrasu haben das überaus beeindruckende Bühnenbild geschaffen. Sie waren ein Jahr lang in der Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) in Sigmaringen und leben seit sechs Wochen in Kirchberg an der Jagst. An ihrem Schicksal lässt sich die Problematik ablesen: Während der Ehemann als Syrer in Deutschland bleiben darf, soll seine Frau als Marokkanerin abgeschoben werden. Als Paar können sie nicht nach Marokko, weil dort Syrer nicht einreisen dürfen. Achrasu ist Übersetzerin und spricht neben Französisch auch Spanisch, Arabisch und Deutsch: „Deutschland ist unsere Hoffnung.“

Mit der irischen Lebensweisheit „Ein Fremder ist ein Freund, den man noch nicht kennt“, begrüßte Bürgermeister Marcus Ehm um 11 Uhr die Besucher auf dem Rathausplatz: „Wir haben über 100 verschiedene Kulturen und Nationen, die sich hier zusammengefunden haben. Wir wollen zeigen, dass Sigmaringen multikulturell ist. Jeder, der kommt und hier mit uns leben möchte, kann dies tun und ist herzlich willkommen.“ Die Vorbereitungen und Aktionen kämen einem „kleinen Stadtfest“ gleich. Die Fäden liefen bei der Integrationsbeauftragten Claudia Lamprecht zusammen: „Wir haben alle diesem Tag entgegengefiebert.“ Sie versprach ein „tolles Fest“, das die bisherigen Aktivitäten krönen soll und für weitere einladen möchte.

Integration, Migration, Flüchtlinge, Fremde, Heimat sind Schlagworte, die allgegenwärtig sind und noch viel Raum für Diskussionen und Begegnungen liefern. Verschiedene Organisationen präsentierten das Bündnis „Vielfalt gemeinsames Leben“. Das Landratsamt und die Stadt, aber auch die Kirchen und weitere Organisationen sind im Kreis aktiv geworden. Ausgehend vom Artikel 1 des Grundgesetzes, „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, erzählte Lamprecht von ihrem Ankommen in Sigmaringen, Andreas Bruder erzählte die tragische Geschichte eines jungen Nigerianers, Pfarrer Matthias Ströhle berichtete von Hassaufrufen auf Facebook, Dekan Christoph Neubrand zitierte mit „haltet mit allen Leuten Frieden, soweit es euch möglich ist“ Papst Franziskus.

Gesang in vielen Sprachen

Danach wurde die Bühne für die verschiedensten Darbietungen freigegeben. Junge Menschen sangen, wie Amelie & Friends, oder tanzten, wie die Kindervolkstanzgruppe Bittelschieß. „Ahmad und Heinz“ spielten Gitarre und sangen auf Arabisch, Englisch und Deutsch mit „ein Hoch auf uns, auf dieses Leben“. Die Kinder des Kindergartens „Regenbogenland“ begeisterten mit „wir sind hier zu Haus und meine Freunde auch“. Sanjay Gooden, der der Liebe wegen in den Landkreis gekommen ist, brachte jamaikanisches Temperament und Reggae auf die Bühne. Zusammen mit Vanessa, Abdu, Alfonso und Paropé brachte er mit dem Lied von Bob Marley „We don't need no more trouble … what we need is love” eine wesentliche Botschaft zum Publikum. Eine begeisterte Zuhörerin, die erst vor kurzem wieder in die Stadt gezogen ist, wünschte sich spontan, dass solche Konzerte regelmäßig stattfinden sollten: „In anderen Städten gibt es das schon lange.“

Uwe Horender vom Förderverein der Fidelisschule feierte mit seinem Verein das Kürbisfest schon viele Jahre auf dem Rathausplatz. Jetzt präsentierten sie ihre Kürbisse „um die Ecke“. Die Kürbisse sind in diesem Jahr aufgrund des Regenmangels kleiner ausgefallen. Die Leute konnten beim Gewinnspiel also nicht das Gewicht der größten Kürbisse schätzen, sondern die Anzahl in einer Pyramide. Mit den Kürbispuffern kreierten sie diesmal einen Verkaufsschlager. Horender hätte sich allerdings gewünscht, sie wären in die Planung des Festes durch die Stadt einbezogen worden, um sich auf die veränderten Verhältnisse einzustellen. Mit dem Handels- und Gewerbeverein (HGV) pflegen sie schon seit Jahren eine gute Zusammenarbeit. Christine Lehmann vom HGV zog gegen Abend eine positive Bilanz: „Sigmaringen erfährt durch dieses Fest der Kulturen eine positive Wahrnehmung und ist damit auch für die Geschäftswelt wichtig.“ Tatsächlich war in den Geschäften sehr viel los. Die Verkäufer hatten alle Hände voll zu tun. Für die Unterhaltung der Kinder war ebenfalls gesorgt. Künstlerin Editha Pröbstle stellte Druckstöcke zur Verfügung, sodass die Kleinen eigene Kunstwerke mit nach Hause nehmen konnten.