Trauercafé
Trauercafé startet am Donnerstag
Sigmaringen / Lesedauer: 3 min

Ab Donnerstag gibt es ein neues, unverbindliches Angebot für Trauernde in der Region: Trauerbegleiterin Xenia Krämer, die als Ehrenamtskoordinatorin in der Seelsorgeeinheit Sigmaringen arbeitet, leitet zusammen mit Jutta Eisele, die ehrenamtlich in der ambulanten Kinder- und Jugendhospizarbeit des Malteser Hilfsdiensts tätig war, und Hubert Conzelmann , Krankenpfleger und Stationsleiter am SRH-Krankenhaus Sigmaringen, das „Trauercafé im Freiraum“. Dort sollen sich Trauernde austauschen, die einen nahestehenden Menschen verloren haben – egal welchen Alters und unabhängig davon, wie lang der Verlust schon zurückliegt.
„Das Trauercafé ist eine moderne Form der Trauergruppe“, erklärt Xenia Krämer. Die Treffen, die nicht etwa in einem Pfarrsaal sondern in der wohnzimmerartigen Atmosphäre im Laizer Bistro Freiraum stattfinden, beginnen mit einem Anfangs-Impuls, sind aber thematisch offen. „Der Austausch steht in Mittelpunkt“, sagt Krämer. Die Gruppe, die zwar aus der Seelsorgeeinheit heraus entsteht, hat keinen ausgewiesenen religiösen Bezug, sondern ist für Menschen aller Konfessionen gedacht.
„Jeder kommt mit dem Thema Trauer in Berührung“, sagt Jutta Eisele. „Aber oft kommt das Thema in der Gesellschaft zu kurz.“ Der Tod stelle häufig ein Tabu dar und sei mit Angst behaftet, vor allem bei Menschen, die selbst nocht keinen nahestehenden Menschen verloren hätten. Das findet auch Hubert Conzelmann. Er hat selbst vor einem Jahr den Menschen verloren, der ihm am nächsten stand. „Ich hätte mir gewünscht, so ein Angebot nutzen zu können“, sagt er. Er sei von seinen Freunden und seiner Familie aufgefangen worden. „Aber es gibt auch Leute, die kein solches soziales Umfeld haben.“
Außenstehende seien oft mit Trauernden überfordert oder würden erwarten, dass die Trauer nach wenigen Wochen überwunden sei. Dabei, sagen die Verantwortlichen, sei jeder Trauerprozess individuell. „Es gibt kein Rezept für Trauer“, sagt Xenia Krämer.
Vertraulicher Rahmen
Krämer, Eisele und Conzelmann wollen Betroffene unterstützen und ihnen ein Forum geben – was dort besprochen wird, bleibt im vertraulichen Rahmen. Freiraum-Wirtin Astrid Hoffsteter-Kuhlmann öffnet extra für die Gruppe die Bistro-Türen außerplanmäßig, damit ein geschützer Raum für den Austausch entsteht. „Ich hoffe, dass das Angebot gut angenommen wird und sich hier viele Gleichgesinnte austauschen können“, sagt sie.
Trauer verbindet
„Wir wollen den Teilnehmern die Energie, Kraft und das Positive geben, was wir in uns tragen“, sagt Xenia Krämer. Es soll ein lebensbejahendes Angebot sein. Die drei Gruppenleiter wissen noch nicht, wieviele Leute sie am Donnerstag erwarten werden, sind aber auf alles eingestellt. „Trauer verbindet, deswegen ist es egal, ob da ein Jugendlicher sitzt, der einen Elternteil verloren hat, oder ein Witwer, dessen Frau vor drei Jahren verstorben ist“, erklären die drei. Wenn sich unterschiedliche Bedürfnisse herauskristallisieren sollten, gebe es die Möglichkeit, sich an verschiedene Tische zu setzen und sich eben aufzuteilen. „Wir sind offen für jede Dynamik, die bei den Treffen entsteht“, sagen die drei.
Xenia Krämer plant, einen Kalender zu führen, in dem wichtige Gedenktage der Teilnehmer, wie Jahrestage oder Todestage, eingetragen werden, um sich in der Gruppe in schweren Zeiten gegenseitig zu unterstützen und aneinander zu denken. „Auf dem Friedhof treffe ich oft Trauernde, die sagen: Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen“, berichtet Hubert Conzelmann. Schwierig sei etwa auch die dunkle Jahreszeit. Da kommt das Trauercafé gerade zur rechten Zeit.
„Wir ersetzen natürlich keine Therapie“, sagt Xenia Krämer. Aber die drei Leiter würden bei Bedarf an weitere Hilfsanbegote verweisen und Kontakte vermitteln.