Integration und Einbürgerung
Vom Bufdi zum Behördenchef: Der steile Aufstieg des Fabien Dushimirimana
Sigmaringen / Lesedauer: 3 min

Michael Hescheler
Seit gerade mal zehn Jahren lebt Fabien Dushimirimana in Deutschland: Geboren in Ruanda hat sich der 36–Jährige in Sigmaringen zum Leiter des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) hochgearbeitet. Das war nur möglich, weil Dushimirimana Deutscher wurde. Er ist ein Beispiel für gelungene Integration, ist bei der Einbürgerungsfeier des Landkreises am Dienstag in Sigmaringen deutlich geworden.
Fabien DushimirimanaHöchstens ein Jahr hätte ich dort überleben können.
Seinen Bachelor in Psychologie hatte Dushimirimana an der Universität in Kigali/Ruanda abgeschlossen, im Ausland wollte er einen Master draufsatteln. Australien schloss er aus, weil es ihm zu weit weg war, die USA, weil er sich die Studiengebühren in Höhe von 40.000 Dollar pro Jahr nicht leisten konnte.
Die Niederlande und England kamen in die engere Auswahl, doch auch in diesen Ländern scheiterte ein Studium am Geld, pro Jahr hätte er mehr als 20.000 Euro bezahlen müssen. „Höchstens ein Jahr hätte ich dort überleben können“, schildert Dushimirimana die Ausgangssituation.
Bekannte macht ihm Deutschland schmackhaft
Deutschland war für den Studenten wegen der neuen Sprache, die er hätte lernen müssen, eigentlich keine Alternative, bis ihm eine Deutsche in Ruanda erzählte, dass er in Deutschland kostenfrei studieren könne. „Die einfachste Möglichkeit, ein Visum zu bekommen, ist der Bundesfreiwilligendienst“, sagt Dushimirimana.
Stefanie BürkleUnser Land macht den Menschen eine Einbürgerung nicht einfach.
In Solingen fing er 2013 in einer betreuten Wohngruppe als Bufdi an und lernte die Sprache. Wenige Monate später legte er die anspruchsvolle Sprachprüfung ab. Über ein Stipendium bekam er in Konstanz einen Studienplatz, für das keine Gebühren fällig wurden.
Hürden erschweren die Einbürgerung
„Unser Land macht den Menschen eine Einbürgerung nicht einfach“, sagt Landrätin Stefanie Bürkle und verweist auf einige Eckpfeiler. Mindestens acht Jahre müssten Aspiranten in Deutschland leben, fortgeschrittene Deutschkenntnisse vorweisen und einen Test zur deutschen Rechts– und Gesellschaftsordnung ablegen, bei dem so mancher Einheimischer seine Schwierigkeiten habe, so Bürkle.
Von all dem zeigte sich Dushimirimanas unbeirrt. Sein Weg ging steil nach oben. Am Tag, als er seine Masterarbeit abgab, lud ihn das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nach Nürnberg zu einem Vorstellungsgespräch ein. Noch am selben Abend bekam er die Zusage.
Manche Stellen sind für Ausländer gesperrt
„Es gibt Stellen in der Verwaltung, die Deutschen vorbehalten sind“, sagt Dushimirimana. Der Karriere wegen und weil ein deutscher Pass beinahe alle Grenzen öffne, setzte der Wahl–Deutsche sich die Einbürgerung zum Ziel. 2020 wurde sie vollzogen. Sechs Wochen später wurde er Beamter und leitet nun die Außenstelle des Bundesamts mit 55 Mitarbeitern auf dem Gelände der früheren Kaserne in Sigmaringen.
Ein Psychologe an der Spitze einer Behörde? „Ich bezeichne mich als Quereinsteiger, aber da ich überwiegend mit Personalführung zu tun habe, ist meine Qualifikation die richtige“, sagt er. Nebenbei habe er einen Master in Public Management gemacht, um die Rädchen, die in einer Verwaltung ineinander laufen, besser verstehen zu können.
Über 100 Einbürgerungen pro Jahr
Der Landkreis Sigmaringen ist seit seiner Gründung 1973 auch wegen der Zuwanderung von 113.000 auf 134.500 Einwohner gewachsen, verdeutlicht Landrätin Stefanie Bürkle. Im Kreis lebten Menschen als 130 Ländern. Die Zahl der Ausländer, die die deutsche Staatsbürgerschaft verliehen bekamen, stieg von 89 im Jahr 2012 auf 141 im Jahr 2021. Zu der Einbürgerungsfeier waren knapp 600 Neubürger eingeladen.
Und wie soll’s für den Neubürger Dushimirimana weitergehen? Momentan passe es familiär nicht, aber er sei mittelfristig bereit, eine neue Herausforderung anzunehmen: „Ich bin mental flexibel.“ Hätte er nicht betonen müssen: Fabien Dushimirimana hat es unzählige Male bewiesen.