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Zwei Salemer Äbte sterben unerwartet in Ostrach

Ostrach / Lesedauer: 3 min

Kloster Salem unterhielt in Ostrach ein Oberamt – Heute zeugt Schrägbalken im Gemeindewappen von dieser Zeit
Veröffentlicht:28.06.2017, 17:38

Von:
  • Schwäbische.de
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Mehr als 500 Jahre lang hat das Kloster Salem seine weltliche Herrschaft über das Gebiet der „Oberen Herrschaft“ (Ob den Bergen) ausgeübt, geleitet von vierzig Äbten. Von ihnen starb einer überraschend in Ostrach, ein anderer in Bachhaupten. An sie soll in diesem Bericht erinnert werden.

„Unter dem Krummstab ist gut leben“ hieß der Wahlspruch der Untertanen des Klosters Salem, das in Ostrach ein Oberamt unterhielt. In Bachhaupten befanden sich der Klosterhof, eine Ackerbauschule und eine Musikschule. Wahrscheinlich wurde dort auch die Ostracher Liederhandschrift von einem Schüler geschrieben. Die jeweiligen Äbte überzeugten sich immer wieder bei Besuchen in ihren Besitzungen von den Entwicklungen in Landwirtschaft und Handwerk sowie im Schul- und Feuerwehrwesen. Bei ihren Reisen zu den Besitztümern per Pferdekutschen und Chaisen legten sie mal in Ostrach und mal in Bachhaupten Pausen ein.

Und da geschah es, dass der 15. Abt des Klosters, Peter I. , bei einem Aufenthalt in Ostrach am 19. Mai 1441 plötzlich starb. Sein Leichnam wurde nach Salem gebracht und im Münster nahe dem Dreifaltigkeitsaltar begraben. Er hatte 24 Jahre und acht Tage regiert und durch Fleiß und Treue in seiner Verwaltung Wunden geheilt, welche der Abtei unter einigen seiner Vorgänger geschlagen worden waren. Abt Peter I. stammte aus dem Geschlecht Ochser von Ravensburg.

Ein zweites Mal läuteten in den Pfarreien der Oberen Herrschaft die Totenglocken, nämlich am 28. Mai 1746, als der 37. Abt des Klosters Salem, Stephanus II., auf einer Reise in Ordensgeschäften in Bachhaupten im Alter von 45 Jahren unerwartet starb. Die Leiche des gebürtigen Meersburgers wurde nach Salem verbracht und beim Altar der heiligen Apostel Peter und Paul beigesetzt.

Bei beiden Todesfällen soll im Bereich der Oberen Herrschaft mit Amtssitz in Ostrach große Trauer geherrscht haben. Den Totenwagen waren jeweils, so die Überlieferung, vier Schimmelpferde vorgespannt, die in Pfullendorf ebenfalls gegen ein Schimmelgespann ausgewechselt wurden. Hunderte Untertanen begleiteten demnach betend die Leichenzüge durch den Wald und kehrten nach der Abschiednahme traurig in ihre Heimatorte zurück.

Der rot-weiße „Zisterzienserbalken“ ist nicht nur ein Symbol des Wappens der Gemeinde Ostrach, sondern auch mehrerer Teilorte, die früher selbstständige Gemeinden waren: von Einhart, Levertsweiler, Magenbuch, Tafertsweiler und Spöck. Der Gemeinderat, der durch die Gemeindereform neu entstanden war, entschied sich für die Beibehaltung des bisherigen Ostracher Wappens für die neue Gesamtgemeinde. Entscheidend für den Beschluss war das mehrfache Vorkommen des Salemer Symbols. Dieses spiegelt einen wichtigen Teil der Geschichte Ostrachs und zahlreicher Gemeinden und Orte der Umgebung bis in den Ulmer Raum wider.