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Ärger um Energiewende

Bürger kritisieren Verhalten der Ortsvorsteher bei Windkraft

Ostrach / Lesedauer: 3 min

In einem Brief rufen Ortsvorsteher aus Ostrach zur Gründung einer Initiative gegen Windkraft auf. Damit sind einige Einharter gar nicht einverstanden.
Veröffentlicht:02.07.2023, 17:00
Aktualisiert:03.07.2023, 07:33

Von:
  • Julia Freyda
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Mit einem Bürgerbrief haben sich vier Ortsvorsteher gegen mögliche Windkraftanlagen im Wald zwischen Ostrach und Pfullendorf positioniert. Im Schreiben forderten sie die Einwohner in Magenbuch–Lausheim, Kalkreute–Spöck, Wangen und dem Weithart auf, ein Stimmungsbild abzugeben. Bei einem Teil der Bevölkerung ist der Brief allerdings wie Stimmungsmache angekommen, das zeigte ein Treffen mit mehr als 30 Teilnehmern in Einhart.

Franz Wohlfahrt hat sich über die Einseitigkeit des Schreibens geärgert. „Es wurde schon klar gegen die Windkraft Stellung bezogen. Als Ortsvorsteher sollten sie erst ein Meinungsbild einholen“, sagt der Einharter. Auch wünsche er sich lieber eine Diskussion über ein regionales Gesamtkonzept in Sachen Klimaneutralität als grundsätzlich etwas abzublocken.

Details stehen gar nicht fest

Im Brief regten die Ortsvorsteher die Gründung einer Bürgerinitiative gegen die Windkraft an und sprachen bereits von konkreten Details zur Planung mit einer Gesamthöhe der Anlagen. „Dazu steht noch gar nichts fest“, räumte Elmar Müller, Ortsvorsteher vom Weithart, ein. Aber seiner Meinung nach werde die Gemeinde zu wenig gehört und die Sache sei durch.

Es sorgt für schlechte Stimmung, wenn es zu wenig Informationen gibt und man solche Planungen nur am Rande mitbekommt.

Elias Witt

Dem entgegnete Wohlfahrt: „Genau diese Stimmungsmache wollen wir nicht, sondern eine ruhige und sachliche Diskussion. Nur wenn wir uns konstruktiv beteiligen, haben wir eine Chance, mitzureden.“ Elias Witt sieht auch den Regionalverband in der Pflicht: „Es sorgt für schlechte Stimmung, wenn es zu wenig Informationen gibt und man solche Planungen nur am Rande mitbekommt.“

Ortsvorsteher will Kollegen unterstützen

Ortsvorsteher Müller verteidigte, dass er vor allem seinen Kollegen aus Magenbuch nicht im Regen stehen lassen wollte. „Magenbuch und Lausheim werden voraussichtlich stärker betroffen sein und daher wollten wir unterstützen“, sagte Müller. Auch ihm sei es wichtig, die Diskussion wieder auf eine sachliche Ebene zu bekommen.

Rainer Thelen schlug vor, dass die Gemeinde direkt eine Genossenschaft gründen solle, um Bürger an der Energiegewinnung zu beteiligen. Die Idee griff Stefanie Wohlfahrt auf: „Die Ortsvorsteher haben dazu aufgerufen, sich gegen Windkraft zu formieren. Warum machen sie das nicht für eine Genossenschaft?“

Müller versprach, mit seinen Kollegen darüber zu reden, verwies zur Gründung einer Genossenschaft aber an die Gemeindeverwaltung. Er und Ortschaftsrat Martin Auer versprachen, am Thema Windkraft dranzubleiben und es künftig neutral zu betrachten.

Pläne der Landesregierung

Hintergrund für den Bürgerbrief ist das Ziel der grün–schwarzen Koalition, bis 2025 mindestens zwei Prozent der Landesfläche für Freiflächen–Photovoltaik und Windkraft zu reservieren: 1,8 Prozent für Wind, 0,2 Prozent für Solar. Federführend sind dabei die Regionalverbände, im Ostracher Fall der Regionalverband Bodensee–Oberschwaben (RVBO), der die Landkreise Bodensee, Ravensburg und Sigmaringen umfasst.

Das Zwei–Prozent–Ziel gilt dabei aber nicht für jede einzelne Gemeinde, sondern mit Blick auf das gesamte Gebiet. Im dichter besiedelten Bodenseekreis sind Flächen bekanntlich bereits knapp. Die Kreise Sigmaringen und Ravensburg könnte es also stärker treffen, weil dort mehr Flächen die Kriterien erfüllen könnten.

Info–Abend in Bad Waldsee und online

Aktuell plant der RVBO im Auftrag des Landes die Umsetzung des Zwei–Prozent–Ziels. Bei einer Veranstaltung am Dienstag, 11. Juli, von 18.30 bis 20.30 Uhr im Haus am Stadtsee in Bad Waldsee, die auch digital übertragen wird, geht es laut Verbandsdirektor Wolfgang Heine primär um die sogenannten Suchräume für die Themen Wind und Solar, aber noch nicht um konkrete Gebiete und Flächen.

Eine Anmeldung ist jeweils für die Online–Teilnahme sowie auch für die Präsenzveranstaltung erforderlich unter www.rvbo–energie.de.