Rechtfertigung
Wenn Religion als Rechtfertigung missbraucht wird
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Schwäbische.de
In der ersten Woche nach den Weihnachtsferien hatten die Achtklässler des Gymnasiums im Fach katholische Religion und Ethik bei Melanie Müller-Amrein und Frank Schmitz Gelegenheit, muslimische Gäste und Mitschüler zu ihrem Glauben zu befragen. Zu Gast waren zwei wohlbekannte Gesichter: Hüseyin Tülek, der die Jahrgangsstufe 1 des Gymnasiums besucht, und Ismail Uyar, der in den letzten Monaten sein Schulpraktikum am Gymnasium Mengen absolviert hatte. Beide stimmten begeistert zu, sich im Rahmen des Themas Islam von den katholischen Schülern interviewen zu lassen.
Ein weiterer Gast war Alexander Bork – auch er ehemaliger Schulpraktikant am Gymnasium Mengen – der interessante Aspekte aus der Sichtweise seines jüdischen Glaubens ergänzen konnte. Durch seinen Besuch wurde aus dem geplanten Dialog der Religionen dann doch ein Trialog. Das bedeutet, dass die Mitglieder dreier verschiedener Glaubensrichtungen miteinander ins Gespräch kommen. Vertreter von Judentum, Christentum und Islam in einem Stuhlkreis – das ist keine Alltäglichkeit in Schulen.
Ein Thema, das die christlichen Schüler brennend interessierte, war die Problematik von Gewalt und Islam. Die anwesenden Muslime stellten sich bereitwillig den Fragen zu IS und Terror und machten deutlich, dass diese Phänomene für sie keinesfalls mit dem Islam zu vereinbaren sind. Einig waren sich die Befragten darin, dass ihre Religion von Gruppierungen wie dem IS für die Rechtfertigung ihrer Grausamkeiten missbraucht werde. Interessant war auch das Thema Heimat: Die Vorfahren türkischstämmiger Muslime kamen häufig in den 1960er-Jahren als sogenannte Gastarbeiter nach Deutschland, das zu dieser Zeit dringend Arbeitskräfte benötigte. Ihre Nachfahren sind in Deutschland geboren und Ismail Uyar sagt: „Für mich ist hier meine Heimat.“
Die Vorfahren von Alexander Bork sind zur Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland nach Dänemark geflohen, wo sie in ständiger Gefahr und Angst die Kriegszeit im besetzten Dänemark erlebten. Sie konnten nur schwer verstehen, dass ihr Sohn in das Land, das so viel Leid über ihre Familie und die Juden in Europa gebracht hatte, zurückkehren wollte. Ihr Enkel lebt und studiert hier in Süddeutschland und sagt, dass er selbst hier wegen seines jüdischen Glaubens noch nie schlechte Erfahrungen gemacht habe. Außer den genannten wurden viele weitere spannende Themen besprochen und sowohl Schüler als auch Lehrer und Gäste hätten sich noch mehr Zeit für den gemeinsamen Austausch gewünscht.