StartseiteRegionalRegion SigmaringenMengenNeue B311: Viele Fragen bleiben unbeantwortet

Einwohner haben Sorgen

Neue B311: Viele Fragen bleiben unbeantwortet

Mengen / Lesedauer: 4 min

Der Projektmanager stellt den aktuellen Planungsstand vor. Fest steht: Es wird ein zusätzlicher Straßenabschnitt berücksichtigt.
Veröffentlicht:19.03.2023, 17:00

Artikel teilen:

„Alle Wege führen nach Mengen“: Was zunächst wie ein Kompliment für die Stadt klingen mag, erscheint im Zusammenhang mit den Planungen für die neue Streckenführung von B311 und B313 zwischen Mengen und Meßkirch wie eine Krux.

Denn egal, welche Trassenvariante am Ende realisiert wird, der Anschluss an das bestehende Verkehrsnetz der Bundesstraße 32 wird voraussichtlich zwischen Ennetach und Scheer liegen und in irgendeiner Form über den Hipfelsberg führen.

Thomas Blum, der Manager des Projekts beim Landratsamt, hat in der jüngsten Gemeinderatssitzung versucht, zumindest einen Teil der Sorgen aus Ennetach zu zerstreuen.

Keine Baumaßnahme ohne Lärmschutz

Gerade, was eine zusätzliche Lärmbelastung durch steigendes Verkehrsaufkommen angehe, sei den Einwohnern Ennetachs versichert, dass es keine Baumaßnahme ohne Lärmschutz geben werde, so Blum. „Lärmschutz ist kein ,Kann’, sondern ein ,Muss’“, betonte er.

Würden die gesetzlich vorgegebenen Grenzwerte überschritten, müssten Lärmschutzwälle gebaut und andere Lösungen gefunden werden. „Es wird keinen Bereich geben, in dem die Trasse konfliktfrei gebaut werden kann“, sagt er. „Wir werden immer jemanden auf den Füßen stehen, aber nur dort, wo wir dürfen und möglichst verträglich.“

So viel Fläche wird betrachtet

Genau deshalb sei entschieden worden, Gutachten zu Fauna, Flora und Forst, Umweltverträglichkeitsstudien und Baugrunduntersuchungen nicht nur entlang infrage kommender Trassenverläufe zu erstellen, sondern im kompletten Bereich zwischen den beiden Bundesstraßen sowie Meßkirch und Mengen.

16.000 Hektar würden kartiert, für die Verkehrsprognosen sogar 24.000 Hektar betrachtet. Dazu würden rund 130 Ingenieurbauwerke geplant, die entwurfsrelevant sein könnten.

Sechs Varianten im Blick

Verkehrsuntersuchungen erheben den Ist–Zustand und prognostizieren, wie sich der Verkehr entwickelt, wenn keine Veränderungen an der Streckenführung vorgenommen werden. Mit dieser sogenannten Nullfall–Prognose können dann die verschiedenen Varianten verglichen werden.

Aktuell ist neben der Nordtrasse, der Südtrasse, der Waldtrasse, der Grenzwegtrasse und der Variante der Bürgerinitiative, die ziemlich genau durch die Mitte führt, noch eine weitere Variante F hinzugekommen. „Die haben wir Planer entwickelt, um zu sehen, ob noch mehr Entlastung für die bestehenden Strecken geschaffen werden kann“, so Blum.

Voruntersuchungen sollen bald abgeschlossen sein

Der Projektmanager geht davon aus, dass diese Voruntersuchungen demnächst abgeschlossen werden, sodass sich Ende des Jahres aufgrund umfassender Untersuchungen und Gutachten eine Variante herauskristallisieren wird, deren Umsetzung empfohlen wird.

Diese Variante würde dann die Grundlage für die weitere Entwurfsplanung bilden. Ambitioniertes Ziel ist es, dass der Landkreis Sigmaringen 2028 eine genehmigungsfähige Planung beim Regierungspräsidium einreichen kann, um eine Planfeststellungsverfahren zu beginnen.

Zu früh für Fragen

Konkrete Fragen zum Anschlusspunkt und Auffahrt bei Ennetach, möglichen Lärmschutzwällen oder Tunneln beantwortete Blum nicht. „Es ist einfach noch zu früh“, sagte er.

„Wir sind noch in der Analyse und müssen verschiedene Planfälle berechnen.“ Wenn man wisse, welche Variante am Ende übrig bleibe, würden die Lärmgutachten erstellt und nach Schutzmaßnahmen geschaut.

Dieser Abschnitt soll auch überplant werden

Was er aber mitteilen konnte: Obwohl die Planungen des Bundes dies zunächst nicht vorgesehen haben, wurde das Betrachtungsgebiet entlang der B 32 bis zum Knotenpunkt mit der Abfahrt zur L 268 und dem Kreisverkehr Richtung Blochingen erweitert.

Hier sei das Ziel, den fehlenden Bereich dreispurig auszubauen, um der Entwurfsklasse für eine Fernstraße mit hoher Bedeutung gerecht zu werden. Am Ende werden aber Land und Bund entscheiden, ob dies auch umgesetzt wird.

Die Einbindung dieses Straßenabschnitts wurde von den Stadträten einerseits begrüßt, andererseits wandte Werner Rundel (Grüne) ein, dass eine dreispurig ausgebaute Straße eine für Radfahrer, Fußgänger oder langsame landwirtschaftliche unüberwindbare Barriere darstellen. Eine Überquerung werde nicht mehr möglich sein.

Lärmschutz schon früher angehen

Der Ennetacher Stadtrat David Haubner hatte noch die Aussagen von Blum bei einem Ortstermin im vergangenen Juli im Ohr. Damals war es darum gegangen, dass die Ennetacher entlang der B32 bereits jetzt einer enorm hohen Lärmbelastung ausgesetzt seien. „Vielleicht können wir mit den Zahlen aus der Nullfall–Erhebung und der Prognose auf kommunaler Ebene arbeiten“, überlegte Bürgermeister Stefan Bubeck laut.

Es sei zwar nicht Aufgabe des B311–Projekts, sich um den aktuellen Lärm in Ennetach zu kümmern. „Aber wir können auf den Bund zugehen und ihn daran erinnern, dass die EU–Umgebungslärmrichtlinie auch für Bundesstraßen gilt.“ Dann seien vielleicht Lärmschutzmaßnahmen möglich, ohne dass man auf den Bau der neuen Trasse warten müsse.