Unbekannter täuscht Brand vor - und bestellt massenweise Pizza
Mengen / Lesedauer: 3 min

Lachen konnte bei der Freiwilligen Feuerwehr Mengen über diesen schlechten Scherz am frühen Freitagmorgen niemand. Über die Notruf-App Nora war ein Gebäudebrand in der Mengener Hauptstraße gemeldet worden, zu dem um 4.49 Uhr die Feuerwehr Mengen alarmiert wurde.
Ein Mehrfamilienhaus sollte nach einem technischen Defekt in Brand stehen und mehrere Menschen sich noch im Gebäude befinden. Wie die Feuerwehr mitteilt, rückten der Löschzug, die First Responder, ein Rettungswagen, die DRK-Kreisbereitschaftsleitung und zwei Streifenwagen der Polizei aus.
Notruf-App missbraucht
Weil zwei verschiedene Hausnummern genannt worden waren, war zunächst unklar, wo es brennen sollte. Nachdem aber die Bewohner beider Gebäude heraus geklingelt worden waren, stand fest: Feuer gab es in beiden Häuser keins und es wusste auch niemand von einer Notrufmeldung.
Im Nachgang konnte geklärt werden, dass die Notruf-App offenbar zu einem vorsätzlich falschen Alarmieren der Feuerwehr missbraucht worden war. Der oder die Täter hatten dazu laut Polizeibericht die Identität eines 50-Jährigen Mannes benutzt, der an der Anschrift wohnt, zu der die Feuerwehr ausgerückt war.
40 Rettungskräfte gebunden
Das Phänomen „Swatting‟ bezeichnet das Vorgehen, falsche Einsatzmeldungen an Polizei und Rettungsdienste zu senden, sodass Unbeteiligte „Opfer‟ der Einsatzmaßnahmen werden. Knapp 40 Einsatzkräfte waren deswegen im Morgengrauen unnötigerweise im Einsatz und standen zunächst für echte Notfälle nicht zur Verfügung. Nachdem klar war, dass hier keine Hilfe benötigt wird, konnte der Rettungswagen direkt zum nächsten Einsatz weiterfahren.
„Auch künftig wird man jeden Alarm ernst nehmen und zum Einsatzort ausrücken‟, heißt es in der Mitteilung der Feuerwehr. „Die ehrenamtlichen Mitglieder der Feuerwehr Mengen hoffen jedoch, dass diese unnötigen und gefährlichen Spaßmeldungen bald wieder aufhören und die Rettungskräfte nur dann gerufen werden, wenn sie auch wirklich benötigt werden.‟
Pizzaservice wird doch skeptisch
Weiterhin gab der 50-Jährige, der beim Eintreffen der Rettungskräfte mit einem Livestreaming ins Internet beschäftigt war, den Polizeibeamten gegenüber an, dass man seine Identität zuvor offenbar noch ein weiteres Mal missbraucht habe.
Vor dem Feuerwehreinsatz habe er den Anruf eines Berliner Pizzaservice erhalten, der eine zuvor angeblich von dem 50-Jährigen veranlasste Bestellung von Pizzen im Wert von rund 2500 Euro bestätigt haben wollte. Die für einen vermeintlich karitativen Anlass bestellte Ware sei bereits zur Hälfte produziert worden, bevor man misstrauisch wurde und den Mann kontaktierte.
Hohe Schadensersatzforderungen
Nachdem aktuell eine aktive Beteiligung des 50-Jährigen an den Vorgängen vonseiten der Polizei ausgeschlossen wird, ermittelt die Polizei nun unter anderem wegen Missbrauchs von Notrufen und geht entsprechenden Hinweisen zu einer möglichen Täterschaft nach. Sollte eine verantwortliche Person identifiziert werden können, so wird diese zusätzlich zu den strafrechtlichen Folgen mit möglichen Schadenersatzforderungen rechnen müssen, die das Strafmaß deutlich übersteigen könnten.