Gullydeckel
Was unter dem Gullydeckel liegt
Krauchenwies / Lesedauer: 3 min

Beton ist ein zentraler Baustoff, nicht nur im Hochbau, sondern besonders im Tiefbau. Das Unternehmen Röser GmbH stellt in Krauchenwies aus Beton hauptsächlich Stahlbetonrohre und Betonschächte her, die in der Kanalisation verwendet werden. Abwasser und Regenwasser fließen dort hindurch. „Viele kennen nur den Gully-Deckel und wissen gar nicht, was eigentlich danach kommt“, sagt Dennis Bräunche, der dort im Außendienst tätig ist. In Krauchenwies hat die Herstellung von Betonteilen eine lange Tradition: Seit 125 Jahren wird dort der Baustoff verarbeitet.
Viele Jahrzehnte lang hatte dort die Firma Lutz ihren Produktionsstandort. 2012 hat die Röser GmbH die Lutz-Werke in Dürmentingen-Burgau und Krauchenwies übernommen. Optisch übrig von der Zeit damals ist ein Turm, auf dem die Aufschrift „Lutz“ noch gut erkennbar ist. Zusätzlich sind viele Mitarbeiter geblieben, zum Beispiel auch der heutige Verkaufsleiter Michael Winkler , der bei der Firma Lutz in Krauchenwies 1992 seine Ausbildung begonnen hat.
Größere Betonrohre für Starkregen
Im vergangenen Jahr hat die Firma ein neues Verwaltungsgebäude auf das Gelände gebaut. Neue Arbeitsplätze im kaufmännischen und gewerblichen Bereich und Potenzial für weitere Abteilungen wie Marketing gebe es dadurch am Standort auch. Insgesamt arbeiten in Krauchenwies derzeit 35 Mitarbeiter. „Der weitere Fachkräftebedarf ist auch hier zu sehen“, sagt Bräunche.
Stahlbetonrohre und -schächte von Röser werden vor allem für Entwässerungssysteme oder zur Wasseraufbewahrung genutzt. Dabei spielt auch das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle. Starkregenereignisse oder Hochwasser werden aufgrund des Klimawandels immer häufiger auftreten. Daher müssen auch bestehende Entwässerungskanäle angepasst werden, die durch die neuen Gegebenheiten mehr und mehr überfordert sind. „Bei Starkregen braucht es größere Rohre, um Entlastung zu schaffen“, sagt Dennis Bräunche.
Die Kunden der Firma sind Bauunternehmungen, die die Rohre in die Erde verlegen. Endkunde oder Nutzer ist aber theoretisch jeder, der einen Wasseranschluss hat.
Neuer Beton ohne Zement
Die Baubranche und besonders die Betonindustrie stehen immer wieder in der Kritik, viele Emissionen zu verursachen. Bei der Herstellung von Beton wird Zement benötigt. „Zement verursacht in der Produktion am meisten CO2“, sagt Bräunche. Dieser wird dann mit Wasser, Sand und Kies zu Beton verarbeitet. Stolz ist das Unternehmen daher besonders auf seinen neuen Beton, den sogenannten „Next Beton“, der komplett zementfrei ist. Statt Zement wird dabei Flugasche und Hüttensand verwendet.
„Im Frühjahr erwarten wir die Zulassung“, sagt Bräunche. Danach kann der zementfreie Beton auch an den anderen fünf Standorten der Firmengruppe in Baden-Württemberg eingesetzt werden. Er ist klimafreundlicher, säureresistenter und weniger angreifbar. Von außen betrachtet sehen die Betonrohre gleich aus, wie die anderen. „Nur der Profi sieht einen Unterschied“, sagt er. Der „Next Beton“ kann außerdem wie der normale Beton nach der Nutzung wieder in seine Einzelteile zerlegt und wiederverwertet werden. Im Allgemeinen ist der Baustoff Beton laut einer Studie der Technischen Universität Kaiserslautern sogar ein nachhaltigerer Werkstoff als Kunststoff.
Beton im 3D-Druck für geschwungene Formen
Zwar nicht in Krauchenwies, aber am Standort in Laupheim testet die Firma zudem Beton im 3D-Druck. Aus einer Düse fließt dabei flüssiger Beton und wird aufgeschichtet. „Man ist viel flexibler bei den Formen“, sagt Bräunche. Der 3D-Druck sei deshalb besonders für die Kunden interessant, die zum Beispiel geschwungene Formen verwenden möchten. Mit dem Verfahren wurden bereits ganze Häuser gedruckt.
Straßen und Kanalisation müssen auch immer wieder saniert werden, weshalb den Mitarbeitern im Tiefbau die Arbeit nicht so schnell ausgehen wird.
Auf das Abwassersystem wird man auch in Krisenzeiten eher weniger verzichten wollen, meint Bräunche. Deshalb sei der Tiefbau ein krisensicherer Arbeitsplatz.