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Grabsteine mit Persönlichkeit

Steinmetz geht wegen der Liebe fort und kommt für Familienbetrieb wieder

Krauchenwies / Lesedauer: 4 min

Die Krauchenwieser Familie Waibel stellt seit mehr als Hundert Jahren Grabsteine und Denkmäler her. Auch in der fünften Generation ist noch immer nicht Schluss.
Veröffentlicht:25.03.2023, 17:00

Von:
  • Patrick Laabs
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Die Steinmetz–Familie Waibel aus Krauchenwies blickt mit Stolz auf 136 Jahre Firmengesschichte zurück — und noch stolzer macht Bernhard Waibel, dass sich nun auch sein Sohn Simon entschlossen hat, in den Familienbetrieb einzusteigen. Damit schreibt bereits die fünfte Generation an der Erfolgsgeschichte aus Naturstein weiter.

Ich habe das Steinmetz–Handwerk vermisst.

Simon Waibel

Dabei war Simon Waibel zunächst gar nicht klar, ob er den väterlichen Betrieb eines Tages übernehmen wolle. Zwar absolvierte er beim Vater noch die Ausbildung, danach verschlug es ihn aber „der Liebe wegen“ nach Hessen zur Freundin Fabienne Kester, und er begann mit einer Ausbildung zum Mechatroniker.

Meisterwerk verschlingt 80 Stunden

Doch nach nicht einmal einem Jahr war klar: „Ich habe das Steinmetz–Handwerk vermisst.“ Also begann er mit der Meisterschule für Steinmetze in Aschaffenburg, „bei der einzigen Meisterschule in Deutschland, in der die Meisterstücke ohne Unterstützung durch den Presslufthammer gefertigt werden müssen“, sagt er, weshalb er alles nur mit Hammer und Meißel habe erledigen müssen. 80 Stunden habe er in sein Werk „Arthropoda“ investiert.

Aus Ton hat Simon Waibel diese Tiere hergestellt. Über ein spezielles Verfahren kann er diese Tiere in einen Stein einarbeiten. (Foto: Patrick Laabs)

Seit Anfang des Jahres arbeiten Bernhard und Simon Waibel nun Hand in Hand. Druck hat der Vater nie aufgebaut, „ich habe ihn einfach machen lassen“, sagt Bernhard Waibel. So habe es sein eigener Vater Albert bei ihm auch gehandhabt, der noch bis ins 83. Lebensjahr regelmäßig im Betrieb mitgearbeitet hat und heute 87 Jahre alt ist.

Rückkehr war naheliegend

Fabienne Kester geht den Weg mit Simon Waibel mit. Die gelernte Marketingkauffrau sagt, sie habe gewusst, auf was sie sich einlasse: „Simon ist Steinmetz, sein Vater hat einen Betrieb, da war es naheliegend, dass wir irgendwann herkommen“, sagt Kester, die wie ihr Freund 25 Jahre alt ist. Sie erledigt jetzt Büroarbeiten für die Waibels.

Der Steinmetzbetrieb Waibel besteht seit 1887. Der Urur–Großvater von Simon, Johann Waibel, war bereits in der frühen Zeit nicht nur mit Grabsteinen beschäftigt, sondern arbeitete auch bei der Erstellung von Denkmälern mit. So steht heute am Krauchenwieser Bahnhof das Denkmal für die Gefallenen im deutsch–französischen Krieg 1870/71, das um das Jahr 1907 errichtet worden war.

Die Waibels sind an Denkmälern beteiligt

In Kreenheinstetten wurde ebenfalls um die Jahrhundertwende ein Denkmal für den katholischen Geistlichen Abraham a Sancta Clara erstellt; beide Sockel stellte Steinhauermeister Johann Waibel her.

Im Jahr 1989 brannte die Werkstatt am alten Sitz des Betriebs im Ort komplett aus. „Da war mein Vater Albert bereits knapp Mitte 50 und ich war mir mit meinen 20 Jahren noch gar nicht sicher, was ich im Leben machen wollte“, sagt Bernhard Waibel. Albert Waibel entschied aber, die Werkstatt wieder aufzubauen. Eine gute Entscheidung: Im Jahr 1997 zog der Betrieb um in das Gewerbegebiet Oberried.

Auszubildende gerne gesehen

Die Palette, mit denen sich die Waibels auch heute noch beschäftigen, ist sehr breit: So ist es ihnen am liebsten, Grabmale für Kunden individuell anzufertigen. Hauptsächlich werden mittlerweile Urnengräber gestaltet. Damit Handwerkskunst aber auch möglichst lange erhalten bleibt, restaurieren und konservieren die Waibels in die Jahre gekommene Bildhauerarbeiten.

Aktuell sind mir viele Grabsteine zu nüchtern und unpersönlich, da lässt sich viel mehr herausholen.

Simon Waibel

Simon Waibel hofft, dass ihm sein Vater Bernhard noch viele Jahre als Partner erhalten bleibt, denn aktuell ist der Betrieb Waibel & Sohn GmbH tatsächlich ein Zwei–Mann–Betrieb. Gerne würden die beiden auch einen Auszubildenden nehmen, „wenn denn jemand Lust hat“, sagt Simon Waibel. Bernhard Waibel hatte insgesamt vier Auszubildende und erinnert sich daran mit Freude zurück.

Kurse für Interessierte vorstellbar

Simon Waibel möchte den Familienbetrieb mit eigenen Duftmarken versehen. Ihm liegt das kreative Arbeiten am Herzen, „aktuell sind mir viele Grabsteine zu nüchtern und unpersönlich, da lässt sich viel mehr herausholen“, sagt er. Zudem könne er sich vorstellen, für Interessierte Bildhauerkurse anzubieten.