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Die Zeitsprünge sind atemberaubend

Kreis Sigmaringen / Lesedauer: 2 min

Die Zeitsprünge sind atemberaubend
Veröffentlicht:29.09.2009, 20:00

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  • Schwäbische.de
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Man hat Mühe, die großen Zeitsprüngen der Archäologie, in der ein Jahrhundert wenig bedeutet, zu fassen. Deshalb hatte Angela Vielstich ein hilfreiches Merkblatt mit den Zeitaltern an die Exkursionsteilnehmer verteilt. So konnte man die Begriffe wie Steinzeit, Bronzezeit, römische Kaiserzeit, Alemannen bis zum Mittelalter konkret einordnen.

Es war spannend, Vielstich zuzuhören, wie sie von den archäologischen Funden auf der Eremitage bei Inzigkofen berichtete. Aufsehenerregend sind hier die bronzezeitlichen (1100 vor Christus) Funde von Sicheln sowie einer von der Nordsee stammenden Wellhornschnecke und den Zahn eines kapitalen Ebers. Weitere Keramikfunde belegen, dass der Platz schon in der Mittelsteinzeit um 8000 vor Christus von Menschen besucht wurde. Aus der Zeit der Alemannen, um 700 nach Christus, stammen die Funde von drei Kriegerskeletten, die an diesem Ort, weitab von den regulären Friedhöfen dieser Zeit, bestattet wurden.

Die Dietfurter Höhle war Schwerpunkt der Exkursion. Hier hatte Vielstich vor 20 Jahren als junge Archäologin gegraben. Die Höhle birgt einen wahren Schatz: Sie war ab der späten Altsteinzeit 15 000 vor Christus ununterbrochen von Menschen genutzt. Sie haben Spuren hinterlassen, die von den Archäologen Schicht für Schicht chronologisch eingeordnet werden konnten.

Im Zweifelsfall alles kultisch

Was sich genau auf der Eremitage und in der Dietfurter Höhle abspielte, ist anhand der Funde nicht zu erklären. Humorvoll sagte Vielstich: "Bei uns Archäologen ist es wie bei den Ärzten. Wenn sie Symptome nicht einordnen können, werden sie psychosomatisch genannt. Bei uns ist im Zweifelsfall alles kultisch!"

Vielstich bedauerte, dass ein Teil der Dietfurter Funde bislang an unterschiedlichen Orten lagern und noch nicht aufbereitet wurden. Die Höhle wurde in den 1920-ger Jahren von einem antisemitischen, frauenfeindlichen und faschistischen Männerbund, den Neutemplerorden, zu unheimlichen Kultzwecken missbraucht. So gab es einen Exkurs in die dunkle Zeit des Aufstiegs des Dritten Reichs. Anschließend ging es zurück in die Steinzeit: Uwe Kurz zeigte Waffen wie Pfeil und Bogen aus ganz frühen Zeiten.

Danach ging es auf den Spuren der Römern nach Ennetach, wo die Teilnehmer ein würziges Menü - nach römischen Rezepten gekocht - und eine Führung durch das Museum genossen. Abschluss des Tages war die Führung durch den keltischen Fürstensitz auf der Heuneburg. Schwerpunkt der Ausführungen waren das Herrenhaus, von dem man annimmt, dass es der Fürstensitz war und die Lehmziegelmauer, das Kernstück der Siedlung. Die Exkursionsteilnehmer nahmen viel Wissen mit nach Hause.

Von unserer MitarbeiterinVera Romeu