StartseiteRegionalRegion SigmaringenBingenNach Diagnose Leukämie: Stammzellenspende rettet diesen 48-Jährigen

Schwere Krankheit überstanden 

Nach Diagnose Leukämie: Stammzellenspende rettet diesen 48-Jährigen

Bingen / Lesedauer: 3 min

Die Aussichten bei Blutkrebs sind sehr schlecht. David Roschak aus Bingen hat es trotzdem geschafft. So sieht sein Leben jetzt aus.
Veröffentlicht:21.11.2023, 19:00

Von:
  • Mareike Keiper
Artikel teilen:

Den 15. Januar dieses Jahr wird David Roschak nie vergessen. Nach einigen Tagen mit Grippesymptomen ging er zum Arzt und erhielt gleich zwei schlechte Nachrichten: Nicht nur, dass der Bingener an akuter Leukämie erkrankt war, sie hatte auch bereits ein fortgeschrittenes Stadium erreicht.

Es folgen Monate der Behandlung, des Hoffens und Bangens. Jetzt ist November und Roschak lächelt wieder. Der 48-Jährige hat die schwere, oft tödliche Krankheit überstanden, dank eines Stammzellenspenders.

Über Umwege zum Spender

Der Weg dorthin war nicht leicht. 16 Tage lang hat Roschak noch im Winter eine starke Chemotherapie erdulden müssen, die ihm viel Kraft geraubt habe. Daran erinnert er sich noch gut. Als alle Krebszellen zerstört waren, mussten trotzdem Stammzellen her, denn die Krebszellen können sonst schnell zurückkehren. Neue Stammzellen verhindern das, erklärt er.

Im Frühjahr war bereits ein zu 90 Prozent passender Spender gefunden ‐ doch der erkrankte. Obwohl Roschak die Voruntersuchungen schon hinter sich hatte, musste die Suche weitergehen. Das tat sie, mit Erfolg. „Aber als wir spazieren waren, kam der Anruf, dass auch der ausfällt, weil er krank geworden ist“, sagt seine Frau Gaby Roschak, „der Arzt hat gesagt, das hat er noch nie erlebt.“ Doch dann kam es doch anders: Der erste Spender erholte sich von seinem Infekt und kam schließlich doch infrage.

Erst Chemotherapie und Isolation, dann gute Nachrichten

Die Stammzellenübertragung konnte beginnen. „Das ging ganz schnell“, erinnert sich Roschak und erzählt, dass die Infusion mit dem halben Liter Blut nur eine Stunde gedauert habe. Zuvor bekam er noch einmal eine Chemotherapie, damit die alten Stammzellen zerstört werden und sich danach neue aufbauen können.

Früher war mir das Geldverdienen das Wichtigste.

David Roschak

Deshalb sollten weitere sechs Wochen Isolation folgen ‐ eine Zeit, in der nur wenige Angehörige den Patienten besuchen dürfen und dabei vollständige Schutzkleidung tragen müssen.

Denn weil das Immunsystem durch die Chemotherapie heruntergefahren ist, besteht die Gefahr, dass eine eingeschleppte Infektion tödlich sein kann. „Aber die Stammzellen haben so gut angeschlagen, dass ich das Krankenhaus schon nach vier Wochen verlassen konnte“, sagt Roschak und lächelt.

So geht sein Leben weiter

Obwohl es noch einmal zu Komplikationen gekommen ist, lebt Roschak nun schon mehrere Wochen wieder zu Hause. Er ist aber weiterhin krankgeschrieben, muss sich erholen. Das Gefühl in Händen und Füßen fehle noch immer, „die Krebszellen haben die Nervenenden angefressen“, sagt er. Möglich ist, dass dieser Zustand bleibt.

Was gerne bleiben darf, ist die Ruhe, die in sein Leben eingekehrt ist. Der frühere selbstständige Fliesenleger meldet sein Geschäft zum Jahresende ab. „Früher war mir das Geldverdienen das Wichtigste“, sagt er, „ich habe sogar meine Frau und meine Tochter alleine in Urlaub geschickt. Ich war so blöd.“

Heute möchte er die Zeit mit seinen Liebsten mehr genießen, kürzertreten. Sobald er wieder arbeiten kann, will er sich anstellen lassen, um nicht wieder nur für den Job zu leben.

Höhepunkt im Frühjahr

Seine Hobbys ‐ Radfahren und mit den Hunden spazieren gehen ‐ kann er schon wieder ausüben, auch wenn er bei schwereren Arbeiten noch Hilfe von Freunden bekommt. „Dafür bin ich so dankbar“, sagt er. Grundsätzlich sei er unheimlich froh, am Leben zu sein.

Sein Freund Klaus Fittgau aus Sigmaringen, der sich bemüht hat, einen Stammzellenspender für Roschak zu finden, hat zur Feier der Heilung etwas Besonders organisiert: Nächstes Jahr kommt Roschaks Held Joey Kelly nach Bingen, um mit ihm eine Radtour zu machen. Es gibt also ein Ziel: bis dahin wieder mitten im Leben stehen.