Literaturnetzwerk Oberschwaben
Wie sich Kunst und Literatur beflügeln können
Bad Saulgau / Lesedauer: 4 min

Jennifer Kuhlmann
Wenn vom 4. bis 8. September die Literaturtage im Schloss Waldburg stattfinden, mischen da zwei Frauen aus Bad Saulgau ordentlich mit. Henrike Müller organisiert als Projektleiterin des Literaturnetzwerks Oberschwaben die Woche, in der die Schwerpunkte Mittelalter und Fantasy in Schreibworkshops, Lesungen sowie einem Rahmenprogramm mit Bühnenkampf und Kunstaustausch. An letzterem ist die Künstlerin Ingrid Butschek beteiligt, die ihre in Bad Saulgau entstandenen fantastischen Tierwesen mitbringt und sich am Donnerstag, 7. September, von 14 bis 16 Uhr mit der Schriftstellerin Nina Blazon in ein offenes Gespräch über Kreativität und Schaffensprozesse begeben wird.
Schreibwerkstatt und Lesungen
Henrike Müller beschreibt die Woche als Tage der „angewandten Literatur“. Hier treffen Schriftsteller und Schreibbegeisterte aufeinander, inspirieren sich gegenseitig und lernen voneinander. In einer fünfteiligen Sommerschreibwerkstatt, die von der Autorin Nina Blazon geleitet wird und die komplett oder in einzelnen Terminen buchbar ist, befassen sich die Teilnehmer mit Ideenfindung und Spannungsbau, der Schaffung fantastischer Welten, schlüssiger Heldenfiguren und fantastischer Fabelwesen sowie der Funktionsweise von Grusel und Horror.
Wie Schaukämpfe funktioneren
Den Bogen zur Bühne schlägt Hubert Hinse, der in seinen Workshops vermittelt, wie Schaukämpfe mit Schwertern und Stöcken funktionieren und wie man sie am besten filmisch festhält. Für Lesungen konnten Monika Küble und Birgit Rückert gewonnen werden. Der Gastgeber Max Haller wird eine literarische Burgführung anbieten und Barny Bitterwolf zu Minnesang laden, bevor das Rittersmahl stattfindet.
Fantastische Tiere passen zum Motto
Die fantastischen Tiere, die Ingrid Butschek zu einem Orchester der verschwundenen Arten zusammengestellt hat, passen perfekt in diesen Rahmen. „Nachdem der erste Versuch des Kulturaustauschs im vergangenen Jahr in Wilflingen so erfolgreich war, haben wir das gern wieder ins Programm genommen“, sagt Henrike Müller. „Es war spannend und hat total Spaß gemacht, mit Nina Blazon über Ideen und Techniken und Einstellungen zu Kunst und Literatur zu reden“, findet Ingrid Butschek. Dies jetzt im Rittersaal des Schlosses wieder tun zu können, sei eine absolute Bereicherung.
Erlebbare Schlosswelt
„Schon allein, dass ich jetzt dieses tolle Schloss kenne, das mit einem wunderbaren Konzept erlebbar gemacht wird, war die Zusage wert“, schwärmt Butschek. So gebe es im Schloss Waldburg beispielsweise ein Raum, in dem man sich in historischen Kostümen fotografieren könne und so merke, wie schwer eine Ritterrüstung gewesen ist. Außerdem hat das Museum beispielsweise eine Gespenster–Rallye und ein Escape–Spiel im Angebot. „Diese ausgefallenen Literaturtage passen einfach super in diese Umgebung“, sagt auch Henrike Müller.
Am Anfang ist das Nichts
Egal ob Schriftsteller, Maler oder Bildhauer — am Anfang stehen alle vor dem Nichts. „Da ist ein leeres Blatt Papier oder eine weiße Leinwand und wir müssen uns überwinden, anzufangen“, sagt Ingrid Butschek. „Ein erster Satz, ein Pinselstrich.“ Es gehe darum, loszulegen. Auch, wenn man noch kein großes Ganzes vor Augen habe. „Vieles ergibt sich auch, wenn man mittendrin ist und man staunt, was einem Kreatives zufliegt.“ Auch mal Neues auszuprobieren und sich von anderen Künstlern Ideen zu holen, sei sehr beflügelnd.
Nicht alle Tiere dürfen mit
Die Saulgauer Künstlerin wird aus Platzgründen nicht alle Tiere aus dem fantastischen Orchester mitbringen können — die ganze Parade ist gerade aus dem Kunstmuseum in Heidenheim wird es im kommenden Jahr im Buchheim–Museum in Bernried am Starnberger See zu sehen geben. „Aber es wird genug zu gucken geben“, verspricht sie. „Vielleicht finden ja auch die Teilnehmer der Schreibwerkstatt die eine oder andere Anregung.“
Hier ist das Programm abrufbar
Das komplette Programm der Literaturtage auf Schloss Waldburg kann unter www.lio–netzwerk.org abgerufen werden. Hier können auch die Workshops, in denen es noch freie Plätze gibt, gebucht und Tickets für die Lesungen bestellt werden.