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Oberschwaben trifft Vatikan

Daumen hoch: Bad Saulgauer Musiker spielen für den Papst - mit Videos

Bad Saulgau / Lesedauer: 4 min

Eine Audienz bei Papst Franziskus hatten Stadtmusik und Bürgerwache in Aussicht. Geworden ist daraus mehr, als sich die Teilnehmer erträumt haben.
Veröffentlicht:02.06.2023, 17:00

Von:
  • Julia Freyda
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So richtig fassen kann Marc Lutz, Musikdirektor der Stadtmusik Bad Saulgau, auch einen Tag nach der Rückreise aus Rom seine Erlebnisse aus dieser Pfingstwoche nicht. „Ich bin immer noch ganz überwältigt und kann es kaum beschreiben.“

Den Papst hat der gebürtige Marbacher getroffen, für Franziskus mit der Stadtmusik seinen Prozessionsmarsch „Corpus Domini“ gespielt und dann sogar noch dessen Hand geschüttelt.

Tauschgeschäft für Papstbesuch

Ihren Ursprung hat diese Geschichte im Antrittsbesuch von Marc Lutz als neuem Musikdirektor bei Peter Müller, Dekan des Dekanats Saulgau. Der fragte, ob Lutz einen Prozessionsmarsch für Bad Saulgau komponieren würde. Dem erfahrenen Musiker und Komponisten war der Aufwand bewusst.

Das mitten in Rom zu sehen, war schon etwas Besonderes.

Marc Lutz

Im Gegenzug forderte der 43–Jährige daher den Dekan heraus: Es gibt den eigens komponierten Marsch, wenn der Dekan der Stadtmusik einen Besuch beim Papst in Rom arrangiert.

Nachdem der Prozessionsmarsch „Corpus Domini“ komponiert und die Coronapandemie überstanden ist, sitzt Marc Lutz am 27. Mai mit Stadtmusik, Bürgerwache und Begleitpersonen im Bus gen Rom.

Kolosseum, Sixtinische Kapelle, Forum Romanum — was die meisten Besucher in der italienischen Hauptstadt zu sehen bekommen, haben auch die Gäste aus Oberschwaben auf dem Programm. „Allein schon das war monumental. Diese Geschichtspräsenz, die Kirchen, das ist eine ganz andere Dimension“, sagt Lutz.

Gute Kontakte nach Rom

Doch Dekan Müller, der in Rom studiert hat und gute Kontakte dorthin pflegt, hat noch mehr ermöglicht. Am Pfingstmontag gibt es einen Auftritt beim Aufmarsch der Schweizer Garde in deren Ehrenhof. Die Saulgauer spielen eine 30–minütige Serenade mit der Vatikanhymne, verschiedenen Märschen und dem „Corpus Domini“.

„Richtig grandios war für die Bürgerwache, dass die eine exklusive Führung durch das Gebäude der Schweizer Garde bekamen und zum Beispiel in die Waffenkammer durften. Da kommt niemand einfach so rein“, sagt der Musikdirektor.

Konzert vor 400 Besuchern

Nächster Höhepunkt: Das Konzert in der Kirche Sant’Ignazio. Auf einem der Stadtrundgänge haben die Saulgauer schon die Plakate für ihren eigenen Auftritt entdeckt. „Das mitten in Rom zu sehen, war schon etwas Besonderes“, sagt Lutz.

Unter den rund 400 Konzertbesuchern waren nicht nur Römer, sondern auch manch Oberschwabe, den es in die Stadt verschlagen hat oder der selber gerade zufällig zu Besuch war.

Am 31. Mai steht schließlich der Höhepunkt an: die Audienz bei Papst Franziskus. Um 7 Uhr war Abmarsch am Hotel. An der schon mehrere hundert Meter langen Warteschlange für die Audienz werden die Saulgauer vorbeigeführt zu einem separaten Eingang.

120 reservierte Plätze gibt es für Stadtmusik und Bürgerwache — aber nicht inmitten der mehreren zehntausend Zuschauer auf dem Petersplatz. Sondern direkt unterhalb der Petersdom–Treppe mit der Papsttribüne ist für sie ein eigener Bereich bestuhlt.

„Corpus Domini“ für Papst

Aus der ersten Reihe verfolgen die Saulgauer die Audienz von Papst Franziskus, sind aber auch gefordert. Denn die Stadtmusik soll die musikalische Begleitung für diese Audienz spielen.

Dekan Peter Müller stellt Papst Franziskus die Stadtmusik vor (Foto: Stadtmusik Bad Saulgau)

„Das ist total surreal, diese vielen Menschen hinter sich und den Papst vor sich zu haben. Da vergisst man die Welt für einen Moment“, sagt der 43–Jährige. Auf dem Programm stehen Traditionsmärsche, aber natürlich auch der „Corpus Domini“ von Marc Lutz, der mit den Kontakten von Dekan Müller quasi die Eintrittskarte zu alldem war.

Direkte Begegnung mit Papst Franziskus

Als der Papst zur Segnung der Menge über den Petersplatz gefahren wird, erhalten die Saulgauer ein Zeichen, an der Seite zu warten. Dort folgt das Unerwartete: Zum Abschluss segnet Papst Franziskus vom Rollstuhl aus noch Gruppen und kommt direkt auf die Gäste aus Oberschwaben zu. „In dem Moment stockte mir der Atem. Das war Gänsehaut pur“, erinnert sich Lutz.

Posieren für Gruppenfotos

Nachdem Dekan Müller ein paar Worte mit dem Papst spricht, steuert Franziskus auf den Musikdirektor zu. „Er sagte ,Hallo, wie geht’s, lobte unsere Musik’ und gab mir die Hand“, sagt Marc Lutz fasziniert.

Der Papst nimmt sich sogar noch die Zeit, in Ruhe Gruppenfotos mit Stadtmusik und Bürgerwache zu machen. Rund zehn Minuten widmet er sich exklusiv den Saulgauern.

Daumen hoch: Papst Franziskus scheint das Werk von Musikdirektor Marc Lutz zu gefallen (Foto: Stadtmusik Bad Saulgau)

„Das war unvorstellbar und im positiven Sinne der totale Wahnsinn. Ich habe noch nichts Vergleichbares erlebt“, sagt Lutz. Schon wenig später sind die drei Busse auf der Heimreise nach Oberschwaben. Im Gepäck nicht nur Souvenirs und Eindrücke aus einer faszinierenden Stadt, sondern vor allem einzigartige Erinnerungen an ihre ganz persönliche Begegnung mit dem Papst.