Bad Saulgau

Ringervereine stellen sich gegen den Verband

VS-Weigheim / Lesedauer: 6 min

Im württembergischen Ringerverband stellen sich die Vereine gegen den eigenen Verband. Grund: Der Verband will aus der Arbeitsgemeinschaft mit den südbadischen Vereinen aussteigen, die Vereine wollen nicht. Die Vorwürfe sind massiv.
Veröffentlicht:03.02.2023, 09:37

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Die Ringer in der Region der Arge SAB (Arbeitsgemeinschaft Schwarzwald - Alb - Bodensee) stehen vor einer Zäsur. Da der württembergische Ringer-Verband (WRV) seine unteren Ligen neu ordnen will, ist für die Arge aus Sicht des WRV kein Platz mehr. Ohne Wissen seiner Vereine hat der WRV diese aufgekündigt.

Hitzig gestaltete sich bei der Bezirksversammlung des württembergischen Bezirks 4 die Debatte um die vom WRV angestrebte Ligenreform. Hintergrund: Der Verband will eine Struktur durchsetzen, die die Vereine ablehnen.

Olipitz kritisiert Umgang miteinander

Den Verband vertrat Vizepräsident Verwaltung Günter Prexl (Tamm) und nicht Manuel Senn, der die Reform angestoßen hatte oder der Vizepräsident Sport Matthias Thimm (Hardt). Dazu teilte Thimm mit: „Manuel Senn und Präsident Günter Maienschein hatten eine Sitzung beim Deutschen Ringerbund und ich hatte mich beim Bezirksvorsitzenden Daniel Olipitz abgemeldet, da ich nach einer Knieoperation derzeit in Reha bin“, erklärte er auf Anfrage.

Nachdem der scheidende Bezirksvorsitzende Olipitz die bislang bekannten Details nochmals dargestellt hatte, sagte er: „Um eine Ligenreform werden wir kurz- oder mittelfristig nicht herumkommen.“ Es stelle sich aber die Frage, wie man miteinander umgehe. „Als ich von der Aufkündigung der Arge SAB durch den WRV über den Südbadischen Ringerverband (SBRV) erfahren habe, stand ich da wie der Depp vom Dienst. Das hat mich tierisch geärgert. Mir fehlen die Logik und der Sinn der Reform“, rügte er die WRV-Spitze. Diese habe weder die betroffenen Vereine noch den Bezirksvorstand informiert.

Auch in Südbaden hat man kein Verständnis

Die Entscheidung seitens des württembergischen Verbandes, die Arge aufzukündigen, kann auch Stephan Endres, Vorsitzender des südbadischen Ringerbezirks 1, der mit dem Bezirk 4 in Württemberg die Arge bildet, und der auch Vorsitzender des KSV Linzgau-Taisersdorf ist, nicht nachvollziehen. Auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“ sagte Endres am Donnerstagabend, er vermute Machtkämpfe im WRV, „um zu zeigen, dass der WRV das Sagen hat und nicht die Arge-Vereine“. Er bedauert das Aus. „Wir haben als KSV Linzgau-Taisersdorf seit zwei Jahren zwar keine Mannschaft in der Arge, weil wir mit Gottmadingen in einer Kampfgemeinschaft sind, aber wir wissen genau, dass auch mal wieder andere Zeiten kommen.“ Außerdem böten die gemeinsamen Arge-Bezirksmeisterschaften sehr guten Sport, mehr Teilnehmer und Kämpfe, als wenn jeder nur in seinem eigenen Bezirk ringen würde. Gleichzeitig kritisierte Endres, dass der WRV nur mit seinen Männerriegen aus der Arge aussteige, mit der Jugend aber in der Arge verbleibe

Auch bemängelt Endres den Umgang des WRV mit den Vereinen und die fehlende Einbindung. „Wir hatten das gleiche Thema bei uns im südbadischen Verband im vergangenen Jahr. Aber da hat uns unser Verband gefragt, ob wir aus drei Bezirken eine südbadische Bezirksliga bilden wollen. Es gab einen klaren Tenor dagegen.“ Die Vereine des SBRV-Bezirks 1 verblieben in der Arge, auch um kürzere Fahrtwege zu haben als in einer reinen südbadischen Bezirksliga. Endres sagt: „Unter Umständen fährst du da mit einer kleinen oder sogar zu kleinen Mannschaft über den Schwarzwald, verlierst den Kampf somit auf dem Papier. Das ist für die Motivation nicht förderlich.“

Zweite Mannschaften sind die Leidtragenden

Bei der Bezirksversammlung in Weigheim erläuterte Günther Prexl die Möglichkeiten, die Ligen neu zu strukturieren. Um die Verbandsligen zu erhalten, müsse die Basis gestärkt werden. „Wir können warten, bis die Hütte brennt. Deshalb haben wir es jetzt schon getan und den Beschluss im Sportausschuss gefasst. Nun werden wir uns mit dem Präsidenten des Südbadischen Ringerverbandes zusammensetzen“, kündigte er an.

Bezirkssportwart Martin Moosmann aus Sulgen widersprach ihm. Im Sportausschuss sei der Vorschlag, die Landesklasse aufzulösen, von Manuel Senn gekommen. Und einen Beschluss habe es nicht gegeben.

Der Sportausschuss, so Olipitz, sei kein offizielles Organ des Verbandes und nicht berechtigt, zu entscheiden. „Hierfür haben wir den Ligentag oder den Verbandstag“, stellte er fest. „Manuel Senn vergisst manchmal, wo er herkommt.“

Marcel Bolduan (KG Baienfurt) kritisierte, dass „von oben herab über die Köpfe des Bezirksvorstands“ entschieden worden sei. Ähnlich argumentierte Hans-Peter Hepting (KSV Trossingen). Die Art und Weise, wie der WRV mit dem Bezirk umgehe, sei inakzeptabel.

Der Hinweis von Prexl, bei der Online-Sitzung des Sportausschusses hätten die jeweiligen Ligenvertreter für die Reform gestimmt, ließ Frank Hermann (AV Hardt) nicht gelten. „Es kann doch nicht sein, dass die über unsere zweite Mannschaft abstimmen können.“

„Haben tolles Verhältnis zu den Südbadenern“

Auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“ äußerte sich auch Bodo Wucherer, Vorsitzender der KG Wurmlingen/Tuttlingen, am Donnerstag: „Es ist immer schade, wenn es bei so einer Versammlung hitzig zugeht. Ich hoffe, dass alle Beteiligten in absehbarer Zeit einen Weg finden, um auf Augenhöhe zu diskutieren.“ Das Aus der Arge bedauerte er: „Wir haben ein tolles Verhältnis zu den Südbadenern. Wir haben ein tolles Miteinander, tolle Wettkämpfe, Ligen, in denen sehr guter Ringersport geboten wird. Ich hoffe, dass der Sport in Zukunft wieder im Vordergrund steht und wir eine praxisorientierte Lösung finden.“

Rolf Henning (ASV Nendingen) erinnerte bei der Versammlung an die vor 40 Jahren getroffene, vertragsähnliche Vereinbarung der Arge, die der württembergische und der südbadische Ringerverband sowie die Bezirke 1 und 4 unterschrieben hätten. Deshalb könne die Vereinbarung nicht einseitig aufgekündigt werden. Für die südbadischen Vereine des Bezirks 1, mit denen seit vier Jahrzehnten ein freundschaftliches Verhältnis gepflegt werde, hätte dies weite Fahrten zur Folge, sagte er.

„Vertrauen ist erschüttert“

Derweil gab Prexl im Verlauf der emotionalen Diskussion häppchenweise Details preis. Bei einigen Vereinsvertretern kam der Verdacht auf, die Reform liege bereits fertig in der Schublade. Laut Prexl sei vorgesehen, nach Auflösung der Landesklasse Ende 2023, alle Vereine der vier WRV-Bezirke in drei Bezirksligen zusammenzufassen. Die Folge: Vereine aus dem Schwarzwald und von der Donau – meist Reserveteams – müssten zu Kämpfen bis nach Stuttgart, Heilbronn oder Schwäbisch Hall fahren. Hans Rohrer (AV Sulgen) sagte: „Dann melden wir unsere zweite Mannschaft ab.“

Olipitz sagte: „Das Vertrauen ist erschüttert. Zuerst sind es die Männermannschaften, die der WRV aus der Arge abzieht, später die Jugend.“ Er forderte vom WRV einen Reformvorschlag, der beim Arge-Staffeltag am 6. April mit den südbadischen Vertretern diskutiert werden soll. Auf Antrag von Olipitz lehnte der Bezirkstag einstimmig den aus seiner Sicht rechtswidrigen Beschluss des WRV-Sportausschusses ab, die Vereine aus der Arge abzuziehen.