Weltmeister und Rekordhalter
König der Keulen: Bad Saulgauer ist der beste Jongleur der Welt
Bad Saulgau / Lesedauer: 5 min

Rudi Multer
Der weltbeste Jongleur kommt aus Bad Saulgau: Moritz Rosner und sein österreichischer Partner haben im Juli bei der Weltmeisterschaft der Jongleure in den USA mit einer sechsminütigen Show die Jury überzeugt und zweimal Gold in Teamwettbewerben geholt.
Zudem hat der 20–Jährige einen bereits seit 17 Jahren bestehenden Weltrekord im Jonglieren gebrochen. Spitzenleistungen, an denen auch das Bad Saulgauer Bauunternehmen Reisch und die Franz und Regine Frauenhoffer–Stiftung ihren Anteil haben.
Bis zu zwölf Keulen wirbeln durch die Luft, mal scheinen sie von einem zum anderen Partner zu schweben, mal in niedriger, mal in hoher Höhe, dann fliegen sie schneller, drehen sich beim Wechsel mehrmals. LED–Technik unterstützt die Show in einer Halle in South Bend im US–Bundesstaat Indiana.
Leucht–Keulen fliegen durch die Luft
Von den Jongleuren ist auf der abgedunkelten Bühne nichts zu sehen. Allein die beleuchteten Keulen tänzeln in verschiedenen Farben durch die Luft. Das Publikum geizt nicht mit Zwischen– und Schlussapplaus.
Nach Abschluss der Show geht bei dieser Bühnen–Meisterschaft der weltbesten Jonglier–Teams das Licht an. Manuel Mitasch aus Österreich und Moritz Rosner aus Bad Saulgau verbeugen sich. Sie haben in diesem Moment schon ein gutes Gefühl. „Wir waren schon sehr optimistisch“, erzählt Moritz Rosner beim Gespräch in der Redaktion der „Schwäbischen Zeitung.
Knapper Vorsprung
Doch das deutsch-österreichische Duo musste sich gedulden. Die Konkurrenz in diesem Finale, eine achtköpfige Formation aus den USA, war stark. Nach der ersten Wertung der Jury gab es einen Punktegleichstand, eine Nachbewertung bei der weitere Jury–Beurteilungen einflossen, ergab einen hauchdünnen Vorsprung von zwei von 100 Punkten für das deutsch-österreichische Team. „Wir waren absolut glücklich“, fasst der 20–Jährige seine Gefühle nach der verzögerten Bekanntgabe des Ergebnisses zusammen.
Moritz RosnerAb einem bestimmten Level, kommt es in der Szene automatisch zu einem Kontakt.
Wie entsteht ein solches Weltmeister–Team? Manuel Mitasch ist 37 Jahre alt, Moritz Rosner gerade 20. Zusammen mit seinem Bruder Christoph gegründete Manuel Mitasch das Jonglage–Ensemble Jonglissimo. Die Formation konnte laut Jonglissimo–Homepage bereits fünf Jonglage–WMs gewinnen und hält 23 Weltrekorde. Die Mitasch–Brüder führen ein Jonglage–Studio in Österreich, biete Jonglage Workshops, beraten bei der Konzeption von Shows.
Bei einer Jonglierconvention, einem organisierten Treffen von Jongleuren, sah Moritz Rosner Manuel Mitasch zum ersten Mal. Das war 2017. Moritz Rosner war gerade mal 15 Jahre alt. „Damals war ich noch sehr anfänglich unterwegs, ich konnte mit vier, fünf Bällen jonglieren“, erzählt Moritz Rosner.
Geschenk der Patentante
Mit Jonglierbällen samt Anleitung, einem Geschenk seiner Patentante, hatte Moritz Rosner das Jonglieren für sich entdeckt. Die Jonglier–Kunst von Manuel Mitasch führte Moritz Rosner sein Ziel vor Augen: „Genau da wollte ich hin“, blickt er heute zurück. Ernsthaft und zielstrebig begann er, für dieses Ziel zu arbeiten. Die Erfolge stellten sich ein.
„Ab einem bestimmten Level, kommt es in der Szene automatisch zu einem Kontakt“, sagt Moritz Rosner. 2021 trainierten Manuel Mitasch und Moritz Rosner erstmals gemeinsam. In der Schweiz und in Israel traten sie mit eigens konzipierten Shows auf. Weil es gut funktionierte, fragte Moritz Rosner seinen Coach und Mentor, ob sie nicht als Team bei der Weltmeisterschaft antreten sollten. Mitasch fand die Idee gut.
Intensives Training
Etwa von April an haben sich die beiden Spitzen–Jongleure an die Arbeit gemacht. Zuerst wurde die Show konzipiert. Als Vorlage diente die große in Israel gezeigte Darbietung. Solos wurden einzeln trainiert, einen Monat vor der WM trainierte das Team intensiv und gemeinsam im Jonglier–Studio von Manuel Mitasch.
Moritz RosnerDas ist eine große Ehre.
Der Titel im Team–Wettbewerb der Shows ist der spektakulärste, aber nicht der einzige Titel mit dem Moritz Rosner aus den USA nach Hause kam. Bei den Wettbewerben, bei denen rein die Technik, die Zahl der jonglierten Gegenstände und die der Fänge eine Rolle spielen, schaffte das Team beim Jonglieren mit zwölf Keulen ebenfalls Platz eins. Beim Einzelwettkampf mit sieben Keulen gewann Moritz Rosner noch einmal eine Bronzemedaille.
Signierte Keule für das Museum
Noch einen Erfolg kann Moritz Rosner verbuchen, den er allerdings in Bad Saulgau aufstellte. Er hat den seit 2006 gültigen Weltrekord mit acht Keulen geknackt. Der lag bei 16 Fängen, Moritz Rosner schaffte 18. David Cain, der Betreiber des Museums der Jonglier–Geschichte in Ohio, erbat sich von Moritz Rosner deshalb eine von ihm signierte Keule, die nun im Museum zu sehen ist. „Das ist eine große Ehre“, freut sich Rosner.
Den Nachweis des Weltrekords musste der Jongleur aus Bad Saulgau mit einem Video erbringen. Das Video muss genau festgelegte Kriterien erfüllen, damit gefälschte Nachweise ausgeschlossen werden können. Ort des Weltrekords ist die Fertigungshalle der Firma Reisch in Bad Saulgau, die das Unternehmen dem Jonglier–Weltmeister für sein Training zur Verfügung stellt. „Dafür bin ich der Firma Reisch sehr dankbar“, sagt Moritz Rosner.
Denn die Halle für das Jonglier–Training muss auch ausreichend hoch sein, je mehr Keulen in einem sogenannten Rahmen unterwegs sind, desto höher müssen die Gegenstände geworfen werden. Unterstützt wird der Jonglier–Weltmeister außerdem von der Franz und Regine Fraunhofer Stiftung, die sich neben anderen Aufgaben die Förderung von Randsportarten auf die Fahnen geschrieben hat.
Moritz Rosner ist inzwischen professioneller Jongleur. Sein Einkommen sind Gagen für Show–Auftritte. In der Region trat er bei kleineren Shows beim Jubiläum des TSV Bad Saulgau und bei einer Veranstaltung des Sportkreises in Sigmaringen auf. Über seine Homepage kann Moritz Rosner für Events gebucht werden.