Männerarbeit
Die Männerarbeit der Kirche setzt beim Vesper an
Bad Saulgau / Lesedauer: 3 min

Männervesper im evangelischen Gemeindehaus. Die Tische sind ohne Tischdeckchen eher spartanisch dekoriert, spartanischer als beim weiblichen Gegenstück, dem Frauenfrühstück. Statt Frühstück dürfen sich die Männer am Büfett ein schmackhaftes Vesper de luxe auf den Teller laden: Salat ja, aber vor allem Braten und Soße. Dazu Bier, manchmal auch Saft. Die evangelische Kirchengemeinde als Organisatorin bot diesmal außerdem in ökumenischer Zusammenarbeit einen hochkarätigen Redner auf. Den früheren Generalinspekteur der Bundeswehr und Vier-Sterne-General Wolfgang Schneiderhan. Dieter Braun hatte ihn beim Blumenkauf zu diesem Vortrag gewonnen. Kein Wunder also, dass sich diesmal 60 Männer zum dritten Männervesper dieser Art im evangelischen Gemeindehaus versammelten.
Zuerst gab es die Frauenfrühstücke, es folgten die Männervesper in der Gegend um Bad Saulgau. „Wir dachten, das könnten wir auch mal versuchen“, sagt Organisator und Pfarrer Samuel Hartmann . Mit Erfolg. „Von Mal zu Mal sind immer mehr gekommen“. Jedes Mal organisierte Samuel Hartmann einen Programmpunkt. Ein Gebet zur Begrüßung und ein Lied zum Abschluss gehören dazu. Warum Frauen gemeinsam frühstücken und Männer lieber gemeinsam vespern und was sie unterscheidet? „Männer sind anders“, weiß dazu Samuel Hartmann, „bei der Arbeit mit Männern gibt es für die Kirchen noch viel zu tun“, ist sich der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde sicher. Einen Unterschied erkennt er an der Deko: „Die Frauen haben Tischdecken“. Die Männer mögen es rustikaler. Diesmal hatte das Vesper eine ökumenische Note mehr. Dieter Braun vom Kirchengemeinderat der katholischen Schwestergemeinde hatte den Referenten, den früheren Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan eingeladen und dem Vier-Sterne-General ein provokantes Thema gegeben: „Schwerter zu Pflugscharen“. Um das aus der Bibel stammende Zitat gestaltete Schneiderhan seinen Vortrag und beantwortete dazu Fragen.
Zum Beginn standen persönliche Fragen von Samuel Hartmann. Lehrer für Deutsch und Geschichte wollte Schneiderhan zuerst werden. Da ihm aber das große Latinum fehlte, ging er zunächst zur Bundeswehr, wurde Zeitsoldat auf zwei Jahre und erzählte schmunzelnd von seiner Marktanalyse: „In der Bundeswehr gab es damals keinen einzigen schwäbischen Vier-Sterne-General. Ich habe mich entschlossen, in diese Lücke gehst du jetzt“.
Wolfgang Schneiderhan zeigte aber deutlich mehr als die Analysefähigkeiten dieser eher humorvollen Art. Hier die biblische Vision, dort die realistische Skepsis. „Man braucht beides“, sagt der Generalinspekteur. Wenn notwendig muss man dieser Realität mit militärischem Eingreifen begegnen.
Er nennt Beispiele, in denen der Verzicht darauf Tausende und Millionen Menschen das Leben gekostet habe: Das Massaker von serbischen Soldaten an 8000 muslimischen Männern in Sebrenica oder den Massenmord in Ruanda, dem vier Millionen Menschen zum Opfer fielen. „Ein Gewaltakt ist immer von übel. Es kann aber ein noch größeres Übel sein, wenn auf Gewaltanwendung verzichtet wird“, sagt der Generalinspekteur a.D.
Geänderte Voraussetzungen erkennt der General. Nationen hätten bei der Abrüstung „schon viel auf diesem Weg getan“ Doch statt Nationen benutzten selbst ernannte „Gotteskrieger“ ihre Schwerter. Er appelliert an die Verantwortung der Religionen: „Der Staat kann Terroristen einsperren. Religionen können ihnen den Nimbus der Gotteskrieger nehmen“. Schneiderhan umschreibt die weltweite Verantwortung von Politik, Militär und Religion umfassend. Prävention, Intervention und Krisennachsorge.
Beim Einsatz in Afghanistan von Krieg zu reden, hält er für falsch. „Wir sind dort, um den Menschen zu helfen“. Die Vision des Friedens hält er für realistisch, den Weg dorthin durch einen steilen Berg verstellt. Er legt den Kirchen die Menschen in der Bundeswehr ans Herz. Und tut selbst einiges dafür. Bei der Männervesper wirbt er um Unterstützung für die beim Katholikentag neu gegründete katholische Familienstiftung für Soldaten.