Geringe Nachfrage

Warum das E-Rezept keinen Fuß fasst

Villingen-Schwenningen / Lesedauer: 3 min

Die Idee des E-Rezeptes ist keine schlechte und sollte doch eigentlich umsetzbar sein – oder etwa doch nicht? Wir haben mit Apotheker und Ärzten gesprochen.
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Eigentlich doch eine Traumvorstellung: Sich ein Rezept direkt auf das eigene Handy schicken lassen und bevor man die Apotheke betritt, schon prüfen lassen, ob das gewünschte Medikament vorrätig ist. Die Idee des E-Rezeptes ist keine schlechte und sollte doch eigentlich umsetzbar sein – oder etwa doch nicht?

Bei unserer Recherche fragten wir viele Apotheken an. Alle boten uns die gleiche Antwort: Man habe noch nie ein E-Rezept bekommen und es habe auch noch keiner danach gefragt. So auch die Apotheke im Culinara in Schwenningen. Diese habe, so wie alle Apotheken, die notwendige Technik um E-Rezepte entgegenzunehmen. Doch bisher habe noch keiner eines gebracht, weil die Arztpraxen sie nicht ausstellen würden, erzählt Nicole Hummel, eine Mitarbeiterin.

Wenn die Apotheken über die nötige Technik verfügen, warum stellen die Ärzte dann keine Rezepte aus? Wir haben nachgefragt. Eine Mitarbeiterin der Praxis Doktor Dorothea Heinrich in Villingen berichtet: "Wir nutzen das E-Rezept noch gar nicht. Es passt einfach technisch noch nicht. Weder die Infrastruktur, noch die Software sind so weit. Mal schauen, wie es in ein oder zwei Monaten aussieht."

Doch nicht nur die Ärzte und Apotheken tragen Schuld an der stagnierenden Entwicklung der elektronischen Rezepte. Kai Sonntag, Pressesprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, bringt Licht ins Dunkel. "Kein Patient hat eine Registrierung bei der Krankenkasse", meint er. Und ohne diese Registrierung könne man die App nicht benutzen, über welche die E-Rezepte laufen sollten.

Komplizierte und langwierige Registrierung

Diese Registrierung sei, laut Sonntag, relativ kompliziert. "Man muss sich die App runterladen und eine mehrfache Authentifizierung durchführen, bevor man die App nutzen kann", erläutert er. Vor allem das Postident-Verfahren sei langwierig. Bei diesem bekommt man einen Brief mit Coupon, den man auf der Poststelle mit seinem Ausweis vorzeigen muss. Damit wird die Identität der Person bestätigt. "Und dieses Verfahren machen die wenigsten", weiß Sonntag.

An dem Prozess des E-Rezeptes seien mehrere Parteien beteiligt. Zum einen die Ärzte und Apotheker, zum anderen aber auch die Krankenkassen und Patienten. Wenn die Patienten sich dem Anmeldeverfahren bei den Krankenkassen nicht unterziehen würden, dann hätten die Ärzte auch keinen Nachfragedruck, informiert der Pressesprecher. Für die Praxen würde sich die Systemumstellung schlichtweg nicht lohnen, wenn keine Nachfrage bestehe, führt er fort.

Laut Sonntag hätte man mit viel Zuversicht und Motivation diese Umstellung gestartet. Zumal die Apotheken dazu verpflichtet wurden, die notwendige Technik bereit zu halten. Doch die Ablösung der Papier-Rezepte liegt in einer ungewissen Zukunft. Nicht zuletzt, weil die Verbraucher keine Nachfrage schaffen und das komplizierte Registrierungsverfahren nicht in Anspruch nehmen.