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Hunde in der Kneippanlage – da ist der Ärger programmiert

Tuttlingen / Lesedauer: 4 min

Die neue Kneippanlage am Riedgraben wird gut angenommen. Nicht nur von Menschen, auch von Hunden. Das sorgt für Konflikte. Jetzt hat die Stadt reagiert.
Veröffentlicht:30.07.2022, 12:00

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Zwei Frauen sitzen am frühen Donnerstagmorgen auf der Bank an der neuen Tuttlinger Kneippanlage im „Gollbächle“. Sie genießen Sonne und Wasser, einige Meter weiter oben lässt eine Hundebesitzerin ihren Hund im Bach baden. Ob sie das stört? Nein, warum auch, sagen die beiden.

Ganz so konfliktarm geht es zwischen Kneippenden und Gassigehern offenbar nicht immer zu. Die neue Anlage, die Ende Juni im Riedgraben-Gebiet zwischen Tuttlingen und Nendingen eröffnet wurde, wird rege genutzt. Dabei geraten Zweibeiner und Vierbeiner – beziehungsweise deren Halter – immer wieder aneinander. „Selbst, wenn sich gerade jemand in der Tretstelle befindet, lassen manche Hundeführer ihre Hunde ohne Rücksicht in die Anlage springen“, beschreibt es Karl-Dieter Ernst , der das Kneippbecken regelmäßig aufsucht.

Hundehalter soll unverschämt geworden sein

Als Ernst einen Hundehalter kürzlich „höflich“, wie er sagt, darauf aufmerksam gemacht habe, dass Hunde in der Anlage nicht erlaubt seien, sei der Mann frech und unverschämt geworden. „Hunde haben da einfach nichts verloren“, meint Ernst, „weiter unten oder oben ist ja auch noch Platz.“

Beschwerden dieser Art häufen sich, sowohl bei Doris Jakobi, Vorsitzende des Tuttlinger Kneippvereins, als auch bei der Stadtverwaltung. „Es sind bestimmt vier oder fünf Fälle, die innerhalb der kurzen Zeit bei mir aufgeschlagen sind“, sagt Jakobi. Und die Schilderungen seien „sehr lebhaft“, sagt sie. Hundehalter würden dabei oft als rücksichtslos und unverschämt beschrieben.

Neues Verbotsschild angebracht

Die Stadtverwaltung hat nun reagiert und ein zusätzliches Schild aufgestellt. „Hunde baden verboten“ steht darauf. Der Satz „Tiere sind im Kneippbecken verboten“, der auf einem anderen Hinweisschild zu lesen war, war zuvor ausgekratzt worden. Von Hundebesitzern? Zu beweisen ist das nicht.

 Die Aufschrift „Tiere sind im Kneippbecken verboten“ wurde ausgekratzt. Von wem? Das weiß man nicht.
Die Aufschrift „Tiere sind im Kneippbecken verboten“ wurde ausgekratzt. Von wem? Das weiß man nicht. (Foto: Dorothea Hecht/Schwäbische.de)

„Tiere kann man hier ja schwer verbieten“, meint Sybille Laufer lakonisch und verweist auf die kleinen Krebse und andere Tiere im Bach. Laufer ist mit ihrem Hund täglich in dem Gebiet unterwegs ist, gerne auch am Bach. „Es gibt nicht viele Möglichkeiten, wo Hunde bei warmem Wetter mal ins Wasser können – das ist hier eine der wenigen Stellen, an denen es geht“, meint sie.

In der Donau lägen zu viele Scherben, an andere Gewässer muss sie mit dem Auto fahren. Der Gollbach war unter Hundebesitzern schon beliebt, bevor es die Kneippanlage gab. Aus ihrer Sicht sei es bisher „ein friedliches Zusammensein“ gewesen. Zumal Hunde nicht ins Wasser pinkeln, „die wollen ja markieren“.

Das verhärtet doch wieder die Fronten.

Sybille Laufer über das Aufstellen von Verbotsschildern

Wenn nun Kneippende vor Ort seien, frage sie vorher, ob es in Ordnung sei, den Hund ins Wasser zu lassen, sagt Laufer. „Und natürlich lässt man Hunde nicht frei springen, wenn jemand Angst hat.“ Sie weiß, dass nicht alle Hundebesitzer Rücksicht nehmen. Aber dass es nun ein Verbotsschild an der Stelle gibt, findet sie den falschen Weg. „Das verhärtet doch wieder die Fronten. Ich hätte mir eher gewünscht, dass man an die gegenseitige Rücksicht appelliert.“

Hunde im Riedgraden-Gebiet sind schon in der Vergangenheit immer wieder zum Problem geworden. Einige Gassigeher lassen die Hinterlassenschaften ihrer Tiere liegen statt sie wie vorgeschrieben einzusammeln. Im Wasserschutzgebiet – am Riedgraben wird Tuttlinger Trinkwasser gewonnen – kann das zu Hygieneproblemen führen. Auch da gibt es seit Jahren große Hinweisschilder.

Kommen jetzt Überwachungskameras?

Die Problematik rund um die Haufen habe sich gebessert, meint Laufer, auch wenn es immer noch schwarze Schafe unter den Hundehaltern gebe. An der Kneippanlage gibt es nun erneut Konfliktpotenzial. Auch hinter ihrem Rücken sei am Bach schon von „Überwachungskameras“ geflüstert worden, sagt Laufer. „Mir wäre es lieber, die Leute sprechen mich direkt an, man kann doch miteinander schwätzen.“

Nur: „Wir haben festgestellt, dass im Besonderen die Menge an Hunden und das Verhalten insgesamt stören“, teilt Laurenzia Balzer, Referentin des Oberbürgermeisters, für die Stadtverwaltung mit. „Ein Miteinander von Zwei- und Vierbeinern ist uns wichtig. Daher sind umso mehr klare Hinweise auf die Regeln erforderlich.“

Verbot nur für speziellen Bereich

Hundebesitzer seien am Bach durchaus willkommen. Das Verbot gelte nur für den speziellen Bereich der Tretstelle. Im übrigen Bachlauf ober- und unterhalb der Kneippanlage seien Hunde nicht verboten, stellt Balzer klar.

Doris Jakobi vom Kneippverein geht noch einen Schritt weiter: „Was ich nicht weiß, mach mich nicht heiß“, sagt sie. Wenn Hunde im Becken seien, solange kein Mensch dort sei, störe sie das nicht. „Das ist ja ein Fließgewässer.“