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Wohnungseinbruch

Wohnungseinbrüche auf tiefstem Stand seit 34 Jahren

Tuttlingen / Lesedauer: 4 min

Die geringste Kriminalitätsbelastung, ein deutlicher Rückgang der Straftaten und ein Spitzenplatz bei der Aufklärungsquote: So liest sich die Kriminalstatistik 2017 des Polizeipräsidiums Tuttlingen.
Veröffentlicht:26.03.2018, 19:13

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Die geringste Kriminalitätsbelastung im Land, ein deutlicher Rückgang der Straftaten und ein Spitzenplatz bei der Aufklärungsquote: So liest sich die Kriminalstatistik 2017 des Polizeipräsidiums Tuttlingen, die Polizeipräsident Gerhard Regele am Montag vorgestellt hat. Es gibt auch negative Ausreißer. So steht eine Zunahme von Sexualdelikten um 22,5 Prozent an, und der Anteil ausländischer Straftäter ist erneut gestiegen, wenn auch nur leicht.

Wenn er der Vorstandssprecher eines DAX-Unternehmens wäre, so Regele, dann könnte er „von sehr erfreulichen Zahlen“ sprechen: Die erfassten Straftaten sind um 6,9 Prozent auf 28 800 Fälle zurückgegangen. Damit werde ein Zehnjahrestief erreicht. Allein im Kreis Tuttlingen gab es einen Rückgang von rund 1000 Fälle auf 5258 Straftaten.

Doch ganz so einfach sei das bei einer Kriminalstatistik nicht. Zwar gehöre das Polizeipräsidium Tuttlingen von allen Präsidien im Land zu dem mit der geringsten Kriminalitätsbelastung. Doch der Fokus müsse auch auf den Opfern liegen – das waren im vergangenen Jahr 5655 Menschen. Deren Zahl liege ähnlich hoch wie in den Jahren 2007 und 2008, als Höchstwerte bei Straftaten registriert wurden (zwischen 33 000 und 35 700 Straftaten). „Das heißt, die Qualität der Straftaten hat sich verschoben, wenn Opfer körperlich in Mitleidenschaft gezogen werden“, sagte Regele.

  • Sexualdelikte:

Bei den Sexualdelikten ist ein Anstieg um 67 Fälle (22,5 Prozent) von 298 auf 365 zu verzeichnen bei einer Aufklärungsquote von 86,3 Prozent. Der Polizeipräsident weist dabei auf eine Verschärfung der Gesetzeslage hin: Das sogenannte „Grapschen“ – bislang wie eine Beleidigung geahndet – wird nun als sexuelle Belästigung gewertet. Die Fälle von Vergewaltigung/sexueller Nötigung oder Übergriffen stiegen von 30 auf 66 an. Der Anteil ausländischer Tatverdächtiger lag dabei bei rund 40 Prozent. Beim sexuellen Missbrauch von Kindern gab es einen Rückgang von 70 auf 57 Fälle. Exhibitionistische Handlungen sind von 56 auf 41 Fälle gefallen.

  • Wohnungseinbrüche:

Hier sank die Zahl um 39,4 Prozent auf 266 Fälle und damit auf den niedrigsten Stand seit 34 Jahren ab. „Das war für uns bis vor einigen Jahren unvorstellbar“, sagte der Präsident. Die Gründe: 2015 wurde die „Besondere Aufbauorganisation zur Bekämpfung der Wohnungseinbrüche“ bei der Kriminalpolizei Rottweil gegründet. Dazu kamen Polizeibeamte in jedem Landkreis, die zuarbeiten. Die Arbeit sei sehr personalintensiv, mit Telefonüberwachung und verdeckter Ermittlung. Aber sie habe sich gelohnt. Die Aufklärungsquote stieg auf 39,8 Prozent (Vorjahr: 25,5). Regele: „Wir sind hier auf einem sehr, sehr guten Weg.“ Unter anderem konnte im März 2017 eine „Fensterbohrer“-Bande dingfest gemacht werden, die in Tuttlingen, Offenburg und Konstanz tätig gewesen sei und 131 Fälle, davon 32 im Präsidium Tuttlingen, verübt habe. Der Haupttäter habe sieben Jahre Haft bekommen. Im Landkreis Tuttlingen ist der Rückgang bei Wohnungseinbrüchen übrigens noch auffälliger: Minus 64,3 Prozent. Nur 35 Einbrüche wurden angezeigt.

  • Mord/Totschlag:

Ermittelt wurde 2017 in fünf Fällen wegen Mordes und in 13 Fällen wegen Totschlags. Bei den Mordversuchen handelte es sich um drei versuchte Taten, so Regele. Beim Totschlag waren es zehn Versuche (davon drei im LK Tuttlingen). Alle Tötungsdelikte konnten aufgeklärt werden. Darunter war auch der Dreifachmord von Villingendorf. Derzeit läuft die Gerichtsverhandlung gegen den mutmaßlichen Täter.

  • Gewalt gegen Polizeibeamte/Rettungskräfte:

174 Fälle von Gewalt gegen Polizeibeamte gab es (2016: 187), davon 29 im Kreis Tuttlingen. Präsidiumsweit wurden 86 Beamte leicht verletzt. Bei Gewalt gegen Rettungskräfte gab es 24 Opfer (2016: neun), davon 21 Rettungsdienstangehörige und drei Feuerwehrangehörige. Ein Mann vom Rettungsdienst wurde schwer verletzt, acht leicht. Weitere Delikte neben Körperverletzung sind in solchen Fällen zum Beispiel Bedrohung, Nötigung, Widerstand – aber auch ein Fall von Exhibitionismus ist festgehalten.

  • Alter von Tatverdächtigen:

Der Anteil von Tatverdächtigen unter 21 Jahren ist im Präsidium leicht gesunken. Dagegen gab es einen leichten Anstieg im Kreis Tuttlingen um ein Prozent von 697 auf 704. Gegenläufig ist dagegen die Entwicklung bei Kindern. Hier kam es im Präsidium zu einem Anstieg von 449 auf 492 Verdächtige – ganz anders im Landkreis Tuttlingen: Dort steht ein Minus von 12,8 Prozent auf 95 (2016: 109). Regele ging auf die funktionierende Zusammenarbeit von Polizei und Jugendamt im Kreis Tuttlingen ein, die Früchte trage.

  • Ausländische Straftäter:

„Wir haben die Situation, dass wir Kriminalität importieren“, sagte Regele – und ging auf Wohnungseinbrüche ein, die von ausländischen Banden verübt werden. Der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger insgesamt stieg um 0,1 Prozent auf 33,2, dies stelle im Zehnjahresvergleich einen Höchststand dar. Im Kreis Tuttlingen sank der Anteil von 37,2 auf 34,3 Prozent. Von den Nationalitäten her führen die Statistik an: Türken (575 mal Straftäter), Rumänen (515), Italiener (465), Syrer (253), Gambier (226) und in 62 Fällen Schweizer.