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Murmeltiertag in Tuttlingen

10 Dinge, die einem das Gefühl geben, in einer Zeitschleife zu stecken

Tuttlingen / Lesedauer: 6 min

Murmeltiertage sind Tage, die sich anfühlen, als hätte man sie schon mal erlebt. Bei diesen 10 Themen fühlt sich die Tuttlinger Redaktion wie in einer Dauerschleife.
Veröffentlicht:02.02.2023, 05:00

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„Und täglich grüßt das Murmeltier“ ist ein Hollywood-Film aus dem Jahr 1993, bei dem ein Reporter in eine Zeitschleife gerät und diesen Tag immer wieder erlebt. Und wieder, und wieder. Seitdem ist der 2. Februar als Murmeltiertag bekannt.

Und tatsächlich: Bei ein paar Themen und Ereignissen hat man auch in Tuttlingen den Eindruck, dass sie immer wieder auftauchen. Und wieder, und wieder. Wir haben zehn davon gesammelt – nicht alle sind ganz ernst gemeint.

1. Donau hier, Donau da

Und wieder ein Urteil zur Donau. Darf das Wehr jetzt rauf oder runter, das Gewässer fließen oder stehen? Wehr auf, Wehr zu. Gutachten hin, Gutachten her. Fluss verdreckt, Fisch verreckt. Wer nicht gerade dem Wasserwirtschaftsamt oder der Donau-Ini angehört und trotzdem bei den Verwaltungsverfassungslandesbundesgerichtsentscheiden der vergangenen fünf Jahre den Durchblick behalten hat, ist vermutlich ein Kleinstlebewesen in der Donau! Oder arbeitet bei der Zeitung. Seit 2022 ist es aber wirklich vorbei mit den Gerichtsentscheiden, versprochen! Jetzt kommen nur noch Sitzungen. Und Beratungen. Und Entscheidungen. Und Sitzungen. Und Beratungen. Und Entscheidungen...

2. Alle Jahre wieder ... gibt's kein Weihnachtsmarkt

Alle haben einen Weihnachtsmarkt, nur Tuttlingen nicht! Kostet zu viel, sagt die Stadtverwaltung. Da machen nur die Fress- und Saufbuden Umsatz, sagen die Standbetreiber. Es kauft ja niemand mehr selbstgebasteltete Weihnachtsdeko! Als Kompromiss gibt’s den Adventstreff auf dem Marktplatz. Man trifft sich an den drei Buden zur Wurst und zum Glühwein, Weihnachtsdeko hat eh jeder genug, und lästert drüber, dass alle einen Weihnachtsmarkt haben – nur Tuttlingen nicht!

3. Leerer Mangel? Nee - Lehrermangel 

Fachkräfte, Lehrer und Ärzte: Überall ist Mangel, aber nirgendwo so schlimm wie im Kreis Tuttlingen. „Wir hatten ja nüscht, damals nach dem Krieg‟ – dieser Satz trifft es immer noch. Bei den Lehrern ist der Kreis Tuttlingen einer der am schlechtesten versorgten im Land, bei den Ärzten herrscht Notstand, und die Fachkräfte sind in einem schwarzen Loch verschwunden. War noch was? Ja klar, Sprache. Da mangelt es irgendwie auch bei vielen. Dabei weiß doch jeder: „Sprache ist der Schlüssel zur Integration.‟ Wobei wir wieder bei den Lehrern wären. Aber wir haben ja keine!

4. Müde vom Müll 

So ein Dreck. Denkt sich manch Bürger, denkt sich die Verwaltung. Und mittendrin: Die Zeitung. Die einen schicken Fotos und beschweren sich. Die anderen ärgern sich, dass man fragt und berichten will. Wobei eigentlich ärgern sich beide gleichermaßen. Nämlich über die, die nicht denken. Das wiederum ist schon bedenklich, weil man seinen Müll doch prima entsorgen kann. Mülleimer an jeder Ecke, zig Wertstoffhöfe, die nahezu jeden Unrat annehmen und das meist kostenlos. Aber ne: Was machen die Cleverle? Packen sich 24 Fernseher in den VW-Bus und schmeißen die Geräte in die Natur. Erwischt werden sie nicht. Sie sind ja clever und schauen Bildungsfernsehen: Beispielsweise „Nicht mit uns! Den Müllsündern auf der Spur‟.

5. Verkehrte Welt 

Stau, immer nur Stau! Mal ist die Grünphase zu lang, dann die Rotphase zu kurz, und Gelb zeigt die Ampel an der Stuttgarter Straße eigentlich nie. Zu viele Einpendler, sagt der OB, fahren Sie mehr Fahrrad! Und Bus! Und Zug! Weil doch alle Auto fahren, kommt alle paar Jahre jemand auf die Idee, dass man an Tuttlingens vielbefahrenster Kreuzung doch einen Kreisverkehr bauen könnte. Das hat die Stadtverwaltung unter Balz, Koloczek und Beck geprüft und kam immer zum selben Ergebnis: zu wenig Platz. Aber 2027 gibt’s Wahlen. Neuer OB, altes Thema?

6. Weg vom Steuer, hin zur Steuer 

Tuttlingen hat mehr Gewerbesteuer eingenommen als erwartet. Ein paar Millionen, pi mal Daumen. Schon mal gehört? Wir auch. In gefühlt jeder Haushaltsberatung der vergangenen Jahre, mit Ausnahme vielleicht vom Lehman-Bankrott-Jahr 2009. Es handelt sich übrigens um einen Einmaleffekt. Und mehr als die Hälfte geht über Umlagen wieder ab. Armes Tuttlingen!

7. Der Drahtesel wird durchs Dorf getrieben

Eigentlich ist die Gemeinderatssitzung fast schon vorbei. Zu früh gefreut. Denn unter Punkt Anfragen und Wünsche meldet sich garantiert einer, der nicht der CDU-Fraktion angehört und fragt nach irgendwas mit Radeln: Wie sieht es mit dem Radwegekonzept aus? Was macht der Radweg Richtung Take-off? Wie ist Stand bei den Radstraßen? Und wenn Parken kostenlos erlaubt ist, muss die Busfahrkarte auch frei sein. Okay, das war jetzt nix mit Radfahren. Wobei dann prompt diese Frage kommt: Darf das Rad eigentlich kostenlos mit in den Bus?

8. Keine Stadt der Kulinarik

Es könnte alles so einfach sein, isses aber nicht. Denn man kann in Tuttlingen ja noch nicht mal irgendwohin zum Essen gehen. Es gibt ja nichts. Feines Essen, schöne Atmosphäre, nettes Lokal, freundliches Personal: Ist in dieser Kombi in Tuttlingen nicht zu bekommen, behaupten die Tuttlinger. Seit Jahren.

Drum sieht man sie häufig in Wurmlingen, Emmingen-Liptingen, Geisingen und überhaupt in jedem Restaurant am See, wo das fade Schnitzel mit lapprigen Pommes ohne Salat 21,90 Euro kostet. Touri-Nepp. Aber immerhin: Man hat am See gesessen. Auch das ist in Tuttlingen ja überhaupt nicht möglich! Wie wäre es mit einem Bürgerentscheid?

9. Leise rieselt der Schnee ... und geräumt wird wohl nie

Das Gras auf der anderen Seite des Hügels ist immer grüner, lautet ein Sprichwort. In den Winter übersetzt: Überall ist ordentlich Schnee geräumt – und dann kommt man nach Tuttlingen und braucht Schneeketten.

Und der Bauhof war zum Räumen um 6.30 Uhr noch nicht mal im Gässchen vor meinem Haus tätig! Gemein! Und das wiederholt sich Jahr für Jahr und Jahr für Jahr. Zumindest, so lange es noch Schnee gibt.

10. Back to the roots 

Kennen Sie Idefix? Diesen niedlichen Hund aus einem französischen Comic, der mit einem gut gebauten Gallier römischen Invasoren das Leben schwer macht. Immer, wenn ein Baum gefällt wird, jault der weiße Vierbeiner herzzerreißend auf.

Und auch bei den Nachbarn und Naturfreunden in Tuttlingen kommt es regelmäßig zum Heulen und Zähneklappern, wenn ein Gehölz in den Schredder verfrachtet wird. Genauso schnell kommt die Replik der anderen Baumkenner: Nicht jeder Baum ist gesund. Wie groß wäre da das Geheul, der von innen morsche Baum wäre auf sonst wen gefallen?