Am Ende spüren die Hunde den Schwarzen Vere auf
Laubbach / Lesedauer: 3 min

Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel, mehrfach ist der Schwarze Vere mit seiner Räuberbande schon den Verfolgern entkommen. Doch mit dem Forstpraktikanten Heinrich Langen hat er einen hartnäckigen und ebenbürtigen Gegner. Langen, auf seinem Pferd reitend, spürt die Räuber mitten im Wald auf. Allein tritt er den fünf Räubern entgegen – seine Hilfstruppe ist noch nicht da. Der Schwarze Vere und zwei weitere Räuber wollen den Forstpraktikanten vom Pferd herunterreißen, doch der feuert mit seinem Gewehr einen Schuss ab, ein Räuber wird getroffen. Es kommt zu Kämpfen, Langen galoppiert durch den Wald und versucht, Fluchtwege abzuschneiden. Der Schwarze Vere entwischt jedoch zunächst. Dann kommt endlich die Mannschaft im Wald an, die Männer lassen die Hunde von der Kette. Und es dauert nicht lange, die Hunde spüren den Schwarzen Vere, der sich im Gebüsch versteckt hatte, auf: Der berühmt-berüchtigte Räuberhauptmann wird verhaftet.
Diese spannende und dramatische Szene hat Gemeindehistoriker Gerhard Fetscher seinem Publikum in der Scheune von Agnes Hanzen und Siegbert Klein in Laubbach am Dienstagabend geschildert. Auf den Tag genau vor 200 Jahren, am 16. April 1819, ist der Räuberhauptmann Schwarzer Vere in der Nähe der Laubbacher Mühle festgenommen worden. Die Scheune war voller Zuhörer, das Thema stieß auf großes Interesse. Mit dabei waren auch die Räuber-Darsteller vom letztjährigen Freiluft-Theaterstück in ihrer Verkleidung.
Xaver Hohenleiter (Schwarzer Vere), Friedrich Klump (der schöne Fritz), Ulrich Hohenleiter (Veres Bruder), Maria Josepha Tochtermann (Sephe, die Gefährtin des Vere) und die anderen Räuber – in seinem Vortrag stellte Fetscher die Mitglieder der historischen Räuberbande vor. Die anwesenden Schauspieler vom letztjährigen Theaterstück ergänzten Fetschers Ausführungen mit dem ein oder anderen treffend-humorvollen Kommentar, was für Heiterkeit beim Publikum sorgte.
Fetscher ging in seinem Vortrag der Frage nach, warum der Schwarze Vere zum Räuber wurde. „Armut ist der wichtigste Antrieb für viele Menschen Anfang des 19. Jahrhunderts, sich als Räuber den täglichen Lebensunterhalt zu organisieren“, sagte Fetscher. Auch gab es Veränderungen in der Gesellschaft. So durften Gesellen heiraten, es gab ein enormes Bevölkerungswachstum – die Landwirtschaft konnte damit aber nicht Schritt halten. Im Zuge der Säkularisation wurden Klöster aufgehoben. Sie entfallen damit als Arbeitgeber, und Bedürftige werden auch nicht mehr versorgt. „Entfällt, von heute auf morgen“, bemerkte Fetscher. „Dann das i-Tüpfelchen, das Klima“, ergänzte er. Im April 1815 explodierte der Vulkan Tambora in Indonesien. Eine weltweite Klimaveränderung ist die Folge: Im Sommer 1816 ist in Deutschland kaum die Sonne zu sehen. Es gibt Missernten, die Preise für Grundnahrungsmittel steigen deutlich, es wird gehungert. „Sogar Kettenhunde landen im Kochtopf“, sagte Fetscher, ebenso Ratten und Maulwürfe. „Daraus resultiert der Begriff der teuren Zeit“, sagte er. Mit dem Argument, dass die Zeit momentan „teuer“ sei, begründeten Räuber wie der Schwarze Vere ihr Abgleiten in die Straffälligkeit.
Zwischen Dezember 1817 und April 1819 unternimmt die in Ostrach ansässige Bande zahlreiche Raubzüge bis Biberach, vor allem auf württembergischem Gebiet. Irgendwann müssen es die Räuber auf die Spitze getrieben haben. In Laubbach wurde in kurzer Zeit gleich sechs Mal eingebrochen, die Bewohner der Laubbacher Mühle wendeten sich an das gräflich-königseggische Forstpersonal in Königseggwald. Forstverwalter Eckardt stellte eine Mannschaft unter Führung von Heinrich Langen auf, es kam zur Festnahme der Bande. Der Schwarze Vere starb später bekanntlich spektakulär, ein Blitz erschlug ihn im Biberacher Siechenturm.
In seiner Begrüßung gab Bürgermeister Christoph Schulz bekannt, dass der SWR demnächst eine Szene mit den Räuber-Darstellern des letztjährigen Ostracher Theaterstücks sowie den Darstellern des Riedhauser Vere-Stücks drehen wird, Sendetermin sei dann der 24. Mai.